Quelle: www.cepolina.com


Bei der Vorstellung von Alternativen für Verkehrswege nach einem Ausbau des Braunschweiger Flughafens mit dadurch bedingter Sperrung der Grasseler Strasse hatte man in einer Einwohnerversammlung Fragen betroffener Bürgerinnen und Bürger aus Bechtsbüttel, Hondelage, Grassel und anderen Orten zu den Auswirkungen der Straßensperrung auf Verkehrssicherheit, Rettungswesen und Brandschutz und weitere Fragen ausdrücklich ausgeschlossen. Auch ein Gespräch mit dem Landkreis Gifhorn hatte man abgelehnt. Dafür teilte man anlässlich eines Bürgerabends mit dem Geschäftsführer der Flughafengesellschaft, Gelfert, den verblüfften Bechtsbüttelern mit, dass ein Flughafenausbau sogar realistische Chancen für eine Verkehrsberuhigung biete.


Realitätsfremde Vorschläge zur Verkehrsführung nach einer beabsichtigten Sperrung der Grasseler Strasse und zu den damit zusammenhängenden Erfordernissen gibt es zuhauf. Beispielsweise soll zur Kosteneinsparung die Flughafenfeuerwehr auch Einsätze auf der nahen Autobahn A2 mit übernehmen. Sicherheit und Schnelligkeit des Einsatzes werden aber während des Flugbetriebs am Flughafen und nicht an der Autobahn gebraucht: Bereis 30 Sekunden nach dem Auslösen eines Alarms muss das letzte Fahrzeug aus der Garage des Flughafens rollen und den Unfallort nach spätestens drei Minuten erreichen. Dies gilt selbst für die abgelegenste Ecke des Flughafengeländes.

Laut Richtlinie der
Internationalen Zivilluftfahrt Organisation (ICAO) muss der in Betrieb befindliche Braunschweiger Flughafen bereits heute ständig mit vier Einsatzkräften der Feuerwehr besetzt sein. Eine Einsatzkraft wird durch die Flughafengesellschaft und drei Einsatzkräfte werden durch die Berufsfeuerwehr gestellt. Alle Einsatzkräfte sind im Schichtdienst tätig. Sollten am Flughafen in Zukunft größere Luftfahrzeuge mit einer Gesamtlänge von bis zu 39 m starten und landen, müssten sogar sechs Einsatzkräfte ständig präsent sein.

Zur Umsetzung der ins Auge gefassten Kosteneinsparung kam man offenbar am grünen Tisch auf die realitätsfremd erscheinende Idee: Sollte es auf der Autobahn A2 in der Nähe des Flughafens zu einem schweren Unfall kommen, könnte zwar die Flughafenfeuerwehr ausrücken, der Flughafen müsste aber in dieser Zeit für den Flugbetrieb geschlossen werden. Da es bei Rettungseinsätzen aber
auf jede Minute ankommt, hätten anfliegende Piloten kaum eine Chance, rechtzeitig auf eine plötzliche Schließung des Flughafens zu reagieren, ohne möglicherweise selbst in eine Notlage zu geraten.


Bei den wenigen Starts mit voller Startbahnlänge bietet sich eine den Bürgerinnen und Bürgern entgegenkommende Verkehrsregelung an der Grasseler Strasse mittels Ampel und Schranke wie am Flughafen Gibraltar an. Dies lehnen die gewählten Ratsvertreter der Braunschweiger Mehrheitsfraktionen und die am Flughafenausbau Beteiligten jedoch kategorisch ab. Ebenso wird eine Unterführung der Grasseler Strasse (Tunnel) abgelehnt.


Unrealistisch erscheint auch diese Einschätzung: Anlässlich des Bürgerabends in Bechtsbüttel am 3. August 2010 meinte der Geschäftsführer der Flughafengesellschaft, Gelfert, zu den Auswirkungen einer Sperrung der Grasseler Strasse auf Umwegfahrten von Polizei und Feuerwehr: "Anfahrtswege für Polizei und Berufsfeuerwehr verzögern sich um 1 bis zu 2 Minuten." Bekannt ist jedoch, dass die Durchfahrung des anfallenden Umwegs von mindestens 2 km Länge in 1 Minute einer Fahrgeschwindigkeit von 120 km/h entsprechen würde. Wie Löschfahrzeuge der Feuerwehr also mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 120 km/h hierfür nicht ausgelegte Kurven befahren und durch das Stadtgebiet rasen sollen, bleibt schleierhaft.

Dazu ein Fachmann der Feuerwehr: "Als Feuerwehrmann sehe ich bei den Löschfahrzeugen kaum Möglichkeiten, schneller als 90 km/h zu fahren. 100 km/h wäre eine seltene Spitze nach Tacho. Wenn ich das Fahrzeug lenke, sind 70 km/h in Ortschaften die Obergrenze, und 90 km/h auf der Landstraße ruft schon Proteste der Atemschutzgeräteträger auf den Plan, die sich während der Fahrt im Fahrzeug ausrüsten müssen." (
Quelle).

Kommentar eines Bechtsbütteler Bürgers: "Der nächste Bürgerabend wird mit einem Hinweis beginnen oder enden, dass die Vortragenden nach der Glaubwürdigkeit ihrer Aussagen bewertet werden, dabei spielen genannte Zahlen natürlich eine besondere Rolle. Als Beispiel werde ich Gelfert zitieren."

 

 

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