Fundamentalistische Moderne - sage noch einer, die Kirche gehe nicht mit der Zeit
Die Institution Kirche zeigt sich zwar oft recht konservativ in vielen Dingen (Stichwort: Beibehalt Religionspflichtfach in Schulen, Ablehnung Homosexualität, Homoehe, Verhütung und der Ökumene etc.) aber hinsichtlich der neuen Möglichkeiten der Zensur erstaunlich modern.
Für das Lieblingskind unseres neuen deutschen Papstes, den Geheimbund
"Opus Dei" hat die Kirche nun eine - rein vorsorgliche - Zensur erwirken können
. Dieser Geheimbund selbst hat durchgesetzt, dass Dokumente des Gründers nicht im Internet veröffentlicht
werden dürfen. Weswegen sonst nennt man sich Geheimbund? Es gibt eben Dinge zwischen Gott und der Welt, die müssen Gläubige eben nicht unbedingt wissen, dafür heißt es ja "glauben".
Religion statt Weltanschauung?
Die Kirche hält einzig ihre religiöse Lehre für die richtige, das hat sie schon mehrfach bewiesen, betrachtet man die Geschichte. So wurden nicht nur europäische Kinder missioniert, sondern auch native Völker in Nord- und Südamerika, nicht zu vergessen, die gesamte "Dritte" Welt. Nur Asien tat sich schwer mit den christlichen Lehren. Dort hat man die Missionare des Landes verwiesen und mit Nachdruck und Schwert teilweise geprüft, ob der alleinige Christen-Gott den Prediger eine Wiederauferstehung zuteil werden ließ. Tat er nicht, deshalb konnte man die gebildeten Asiaten eher weniger überzeugen.
Am Bestreben nach Machterhalt durch Kirchenrecht und Unfehlbarkeit unseres christlichen Wert- und Leitbildes hat sich aktuell aber nicht viel verändert. Darauf können alle Christen weiter vertrauen. Die Kirche heute tritt wieder mehr in den öffentlich-rechtlichen Medien auf, gewinnt politisch (siehe Käßmann, Papst und Huber) mehr an Einfluss, ähnlich wie zuvor im Bayern-Fernsehen. Und wer wäre da nicht der rechte Vertreter aus der Politik, die sich für diesen nützlichen Machterhalt einsetzt, als die Christlichen Unionsparteien?
CDU: Fundamentalistenpartei vor dem Herrn
Selbst Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) hat sich klar gegen eine von den Grünen angedachte "Herabstufung des konfessionellen Religionsunterrichts" ausgesprochen. Unter Herabstufung versteht man hier offenbar ganz strikt, dass die Vermittlung von Weltanschauung nichts im Religions- oder sonstigen Unterricht verloren zu haben scheint.
«Wir sind da fundamental anderer Auffassung», sagte McAllister im Landtag in Hannover. «Wir stehen an der Seite der christlichen Kirchen in dieser Frage.» (dpa-Meldung vom 07.12.2011). Dabei kennt unsereiner "Fundamentalisten" nur in anderen Zusammenhängen, echt verwirrend!
Grün bleibt die Hoffnung
Die witzigen niedersächsischen Grünen hatten tatsächlich geglaubt, auf ihrem Parteitag die Schaffung eines verpflichtenden religionskundlichen Fachs «Religionen und Weltanschauungen» fordern zu müssen, das durch einen nur noch freiwilligen konfessionsgebundenen Religionsunterricht ergänzt werden soll. Religionsunterricht ist in Niedersachsen noch immer Pflichtfach. Dabei dachten die Greenhorns wohl wirklich, sie kämen mit grünen PolitikerInnen an der Spitze der Evangelischen Kirche zu Potte. Die Ergebnisse des "grünen" Einflusses auf die Institution Kirche halten sich hingegen eher in Grenzen, wie Frau Katrin Göring-Eckhardt erst kürzlich auf einer Streikversammlung den nach Kirchenrecht entlohnten Arbeitnehmern erfahren musste. Die hält sehr brav den Kopf hin, ehrlich, das macht sie echt gut!
Hexenjagd auf kirchenfeindliche Grüne?
Das rief nicht nur die Kirchengrößen, Herrn McAllister sondern auch Busemann auf den Plan, der
warnt nun sogar vor kirchenfeindlichen Tendenzen bei den Grünen.
Wohlweislich sieht man sich veranlasst, eine politische Hexenjagd zu starten gegen einen politischen Gegner. Darin hat man ja Übung, ein probates Mittel also.
In
Düsseldorf steht zum Beispiel die CDU immer noch zur Hexenverbrennung
. Dort möchte man verbrannte Frauen nicht rehabilitieren. Es gibt eben Dinge, da muss die Christenpartei eben doch Farbe bekennen.
Da können die Grünen noch so sehr mit pädagogischer Soziallehre daher kommen und behaupten,
ein gemeinsames Unterrichtsfach ''Religionen und Weltanschauungen'' böte große Chancen für alle Kinder
, die Kirche weiß seit Jahrhunderten, wie es besser geht, auch wenn in heutigen Zeiten viele Kinder der katholischen oder protestantischen Lehre gar nicht mehr zugeführt werden können, da sie konfessionslos und ungetauft sind.
Ach ja, die Kirche - hier als Arbeitgeber "Diakonie" - muss nicht nur in den Schulen um ihre Vormachtstellung fürchten. Auch auf dem Arbeitsmarkt hat sie es derzeit schwer.
Der Streit um die Arbeitsbedingungen in der Diakonie schlägt immer höhere Wellen: Das diakonische Werk der hannoverschen Landeskirche hat den Altenheim-Betreiber Wichernstift wegen des Vorwurfs der Lohndrückerei aus der Diakonie ausgeschlossen, teilte die Diakonie am Montag mit. Der Betreiber eines Heims in Ganderkesee bei Bremen soll die Namen der Mitarbeiter, die nicht zu einer Lohnkürzung bereit waren, am schwarzen Brett ausgehängt haben. Damit habe er dem Ansehen von Kirche und Diakonie geschadet.
Die Gewerkschaft Verdi kämpft für eine Ablösung des kirchlichen Arbeitsrechts durch "normale" Tarifverhandlungen. Wegen des Gebarens unter anderem des Wichernstifts hatten Mitarbeitervertreter der Diakonie Scheinheiligkeit und Heuchelei vorgeworfen. (dpa-Meldung vom 05.12.2011)
Credo
Wo sind denn nun noch mehr Freiwillige, Ehrenamtliche, engagierte Bürger und Bürgerinnen, die der großen Institution hilfreich, unkritisch, kirchenfreundlich und kostengünstig zur Seite stehen?
Populi vobiscum?
Helmhut