Schluß mit der staatlichen Daten-Schnüffelei. Verteidigen wir das Grundrecht auf Vertraulichkeit informationstechnischer Systeme
Die Arbeitsgruppe Polizei, Geheimdienste & Militär im Aktion Freiheit statt Angst e.V. verurteilt die Verwendung des "Staatstrojaners" durch die Polizei- und Zollbehörden.
[url=http://www.aktion-freiheitstattangst.org/presse/pressemitteilungen/2420-schluss-mit-der-staatlichen-daten-schnueffelei
]Pressemitteilung[/url] vom 13.10.2011
TROJANER IN NIEDERSACHSEN
Von Schünemann sind wir ja eine Menge gewohnt, aber dass er den Trojaner wechselt, weil der alte nicht missbräuchlich genug benutzbar war, echt beachtlich!
Hilferuf an niedersächsische Politiker
Der Chaos Computer Club (CCC) hatte sich gestern mit einem Hilferuf an niedersächsische Politiker gewendet.
In der Phoenix-Runde am Freitagabend 22.15 Uhr hatte der Vertreter des CCC den Schünemann mit der Frage blamiert, ob sie wirklich ihre Überwachungstechnologie bei
Syborg
kaufen, wie jeder selbst bei dieser Datenbank recherchieren kann. Syborg gehört zur israelischen Firma
Verint
. Die Story hinter den israelischen Datenverarbeitungs-Outsourcern im Telco-Umfeld >
hier
Wie gesagt, CCC sprach das an und Schünemann dementierte. Erst wehrte er noch ab: "Nein, nein, sie hätten nicht bei Syborg gekauft, noch habe er den Namen des Zulieferers gehört." Dann so nach und nach meinte er aber, jetzt könne er sich "nicht mehr erinnern".
Der CCC rief nun in seinen Plattformen dazu auf, dass jemand, der im niedersächsischen Parlament sitzt oder jemanden kennt, mit zur Aufklärung beitragen möchte.
Der CCC wollte wissen, wann und von wem Niedersachsen Trojaner gekauft hat, wie oft und vom wem die jeweils eingesetzt wurden, wer die Qualitätssicherung gemacht hat, wie sie sich vergewissert haben, dass kein Mißbrauch möglich ist, und dass die Trojaner den Anforderungen des Verfassungsgerichts entsprochen haben, und auf welcher Rechtsgrundlage sie die eingesetzt haben?
Dazu wollte CCC erfahren, wenn es um Skype-Abhörung ging, wieso sie nicht bei Skype nachgefragt sondern einen Trojaner losgeschickt haben? Offenbar haben sich einige Vertreter aus dem Kreise der niedersächsischen Politiker bei CCC gemeldet. Schon wenig später kam das Update: Die Meldungen werden von CCC derzeit ausgewertet und bearbeitet.
"Ging ja schnell!", meinte CCC
[url=http://www.ad-hoc-news.de/staatliche-schnueffelsoftware-legte-computer-lahm--/de/News/22507067
]Staatliche Schnüffelsoftware legte Computer lahm[/url]
Da macht der Begriff "Schadware" nochmal so richtig Sinn!
Der Computer des Verdächtigen wurde durch das Überspielen des Trojaners beschädigt und die Festplatte lahmgelegt. Die sind offensichtlich sogar zum Doppelklicken auf setup.exe zu inkompetent!
Digitask mahnt die satirische Vereinigung "Hedonistische Internationale" wegen Fake-Twitter-Account "digitaskgmbh" ab
. Die sind richtig angepisst bei diesem Trojaner-Unternehmen. Sportlich nehmen, wenn der eigene Mist nun aufgedeckt wurde, kennen die nicht.
Keine eigene Expertise - auf Anbieter blind vertrauen!
Die
taz
berichtete von der Bundespressekonferenz zum Thema Staatstrojaner.
Es wurden dabei Meldungen publik, dass auch "Nicht-Trojaner"-Überwachungstechnik
von Digitask gekauft wurde, aber nicht wisse, was die beinhaltet. Fener, dass die Bundesbehörden keine Expertise haben und daher ihrem Zulieferer vertrauen, und der Sprecher von Friedrich (CSU!) räumt am Ende ein, dass Bayern verfassungswidrige Trojaner eingesetzt hat.
Neueste Grundlage für den Staatstrojaner: "
wegen Steuerbetrugs durch illegalen Zigarettenhandel
". Wie die Innenminister bislang und auch Schünemann immer beteuerten: "Einsatz nur bei absolut
schwerster Kriminalität!"
Völlig klar, da hilft nur Trojanereinsatz!
In zwei weiteren Verfahren kam es trotz Erlaubnis durch Gerichte gar nicht erst dazu, dass Ermittlungsbehörden mit Trojanern die Internettelefonate zweier Verdächtiger abhörten. Einmal, weil ein Verdächtiger diese Internetfunktion überhaupt nicht nutzte, ein anderes Mal, weil die Virenfunktion des Computers den Trojaner blockierte.
Letzterer hatte gut vorgesorgt dank Virenscanning.
NRW hat nun eine Quellen-TKÜ zugegeben, obwohl auch die
keine rechtliche Grundlage
abgibt. Trojanereinsätze sind also auch dann illegal, wenn es sich um eine Quellen-TKÜ handeln sollte. Und wie zugegeben wurde, war eine einfache TKÜ ja nicht einmal gegeben, weil zusätzlich eine Nachladefunktion vorhanden war und Browser-Screenshots gemacht wurden.
Eigentlich ist ja jetzt schon belegt, dass Ozapftis der Bundestrojaner ist, weil das Zollkriminalamt ja zugab, ihn eingesetzt zu haben.
In den Protokollen erscheinen am Ende sogar Chat-Gespräche, die noch
vor dem Überwachungsbeschluss des Amtsgerichts stattgefunden haben.[/size]
Gruß
Helmhut
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Tools
Bug des Tages:
CVE-2011-3230 - Launch any file path from web page (Safari)
Damit erübrigt sich dann wohl auch die Frage nach dem Staatstrojaner für OS X (Mac).
Heise
stellt überraschend fest, dass Antiviren Snake Oil sind.