"Doch wie ernst meinen es die Generäle mit der Demokratie?
Braunschweiger Zeitung, (14.2.2011)
"Denn eigentlich ist Ägypten seit 1952, als eine Verschwörung junger Offiziere die Monarchie stürzte, eine mehr oder weniger straffe Militärdiktatur. Alle drei Präsidenten, die seitdem über das Land herrschten – der charismatische Populist Gamal Abdel Nasser, der gescheiterte Reformer Anwar el Sadat und der inspirationslose Nachlassverwalter Husni Mubarak – kamen aus dem Offizierskorps.
Das Militär besitzt riesige Fabriken, Immobilien und Fremdenverkehrs-beteiligungen. Viele seiner wirtschaftlichen Aktivitäten sind durch staatliche Monopole vom Wettbewerb abgeschirmt und deshalb besonders
gewinnträchtig.
In einer modernen Marktwirtschaft würden diese Privilegien fallen."
Braunschweiger Zeitung, (14.2.2011)
Das Wall Street Journal prägte für die globale "moderne Marktwirtschaft" den Begriff "Richistan" als ein imaginäres Land auf dieser Welt.
"In den Palästen Richistans leben weltweit - und man kann das nur global betrachten - 10.000 bis 20.000 Superreiche mit jeweils einem frei verfügbaren Vermögen von mehr als 500 Millionen Dollar, darunter rund 3.000 Milliardäre mit Vermögen bis zu 60 Milliarden Dollar.
Diese Geldfürsten bilden zusammen mit den rund 100.000 Geldgrafen und Geldbaronen - mit Vermögen zwischen 30 Millionen und 500 Millionen - die Gruppe der "Ultra High Net Worth Individuals" (UHNWIs).
Hinzu kommen eine Million Angehörige des einfachen Geldadels - HNWIs - mit Vermögen zwischen fünf Millionen und 30 Millionen Dollar sowie rund 15 Millionen Personen des niederen Geldadels mit Vermögen zwischen einer Million und fünf Millionen Dollar."
Quelle: Prof. Hans-Jürgen Krysmanski, Soziologe, UNI Münster.
www.Financial-Crimes.net
Zurück zu Ägypten:
"Der Chef des Oberkommandos, derzeit Ägyptens mächtigster Mann, ist Feldmarschall Mohammed Tantawi. Der 75-jährige wurde unter Mubarak Verteidgungsminister. Er gilt als Hardliner."
Dazu passt dann auch die Ankündigung des Militärs, beide Parlamentskammern aufzulösen und Neuwahlen innerhalb von sechs Monaten durchzuführen.
"An dem seit 30 Jahren bestehenden Ausnahmezustand rührte es allerdings vorerst nicht."
Braunschweiger Zeitung,(14.2.2011)
Bereits am 11.2.2011 hatte hingegen eine Streikversammlung von Eisen- und Stahlarbeitern in Helwan eine Erklärung verabschiedet, die folgende Forderungen enthielt:
1. Den sofortigen Rücktritt des Präsidenten und aller Männer und Repräsentanten des Regimes.
2. Die Beschlagnahmung aller Konten und des Eigentums aller Repräsentanten des Regimes und aller der Korruption überführten Personen.
3. Die Eisen- und Stahlarbeiter (...) rufen alle ArbeiterInnen auf, gegen die mit dem Regime und der herrschenden Partei verbundenen Gewerkschaftsföderation zu revoltieren, diese aufzulösen und neue, unabhängige Gewerkschaften zu gründen, ohne die Erlaubnis und Zusage des Regimes, das jede Legitimität verloren hat.
4. Die Beschlagnahme aller früheren Betriebe des öffentlichen Dienstes, die verkauft, geschlossen oder privatisiert wurden und deren Verstaatlichung im Namen des Volkes und deren Verwaltung durch ArbeiterInnen und TechnikerInnen.
5. Die Formierung von Arbeiterkontrollkommitees in allen Betrieben zur Überwachung der Produktion, Preise, Verteilung und Löhne.
6. Eine allgemeine Versammlung aller Bereiche und politischen Strömungen des Volkes zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung und die Wahl wirklicher Volkskommitees ohne auf die Zustimmung oder auf Verhandlungen mit dem Regime zu warten.
Diese Forderungen der Eisen- und Stahlarbeiter führt uns zurück zur Ausgangsfrage:
Gibt es eine:
Soziale Revolution in Tunesien und Ägypten?
Mehr dazu auf dem heutigen attac-Themenabend:
"Soziale Revolution in Tunesien und Ägypten?"
Mo.14.2.2011, 19.00, Brunsviga, Karlstr.35
Mehr Infos:
www.youtube.com/MrMarxismo