DENKSPORT
Hirnlos lebt's sich leichter - erstmal!
hne Kopf, das heißt kopflos, wird vieles schwierig. Ohne Hirn jedoch könnte man doch einiges an Vorteilen in Erwägung ziehen.
Mögen auch die ewig Gestrigen behaupten, mit Kopfverlust gehe auch ein Hirnverlust einher, am Hirnlosen könnten wir genesen. Der Luxus, ein eigenes Hirn mit sich herumzutragen birgt in heutigen Zeiten fast eine Torheit. Mit wenigen Schritten ließe sich das lästige Ding jedoch optimal abtrainieren.
Dies gilt es, logisch zu untermauern, bevor Sie, werte Leserschaft, ihr Hirn abzugeben bereit sein könnten, klar.
Karikatur Koufogiorgos
Überzeugende Fakten:
1.
Machbarkeit
Die technischen Voraussetzungen sind gegeben.
2.
Gewinnsituation
Die Vorteile sind immens.
zu 1
Machbarkeit) Die heutigen Medien belegen tagtäglich, dass die Technik für eine flächendeckende Enthirnung durchaus schon steht oder in Ansätzen bereits praktiziert wird.
Dies funktioniert bei Print- als auch bei Funkmedien, was die Streuungsbreite um so interessanter gestaltet. Einige relativ aktuelle Beispiele:
Realität schlägt Satire
Bundeskanzlerin Merkel nach Erdbeben in Türkei erschüttert
- etwas pietätlos, angesichts der Katastrophe, wenn die deutsche Journaille so was peinliches hinpinselt. Und dann noch weiter im Text...:
"Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich nach dem schweren Erdbeben in der Türkei erschüttert gezeigt."
Da müssen wohl die Medien der trampelnden Grazie hinterher trampeln. Die Karawane zieht eben weiter... Fragen nach etwaig hintergründiger Satire kann man sich getrost sparen. Nee, die sind so blond!
Karikatur Stuttmann
Lokale Blindfische:
"Deutschlands größter kirchlicher Friedhof liegt in Braunschweig" (newsclick) - Welch eine Werbung! Aber für wen? Für tote Touristen oder ist das im Hinblick, dass nichts los ist in unserer Stadt und diese eben nur "Friedhof" - aber eben den größten Europas - vorzuweisen hat, satirisch gedacht? Marketing geht anders! Und wen soll das interessieren?
" ... Raues unverwüstliche Reporter Noske, Teschner, Steiner und Hildebrandt trotteten treu auf den Spuren des weisen Führers des Journalismus, der am Ende seines Weges ... Das ist ein Hammer, ein echtes Raue-Grenz-Revival, wobei wir nicht wissen und nur Vermutungen anstellen können, ob die Leser und Reporter dort auch so treu und
absolut anhänglich sind wie hier."
Na von wem, glauben Sie, werte Leser, ist dieses
Zitat
?
Verkohlung oder landesweite Bildungsoffensive?
"Erste Grünkohl-
Akademie Deutschlands gegründet"
Vor einigen Jahren war die Grünkohlkrone - wie bezeichnend - an die CDU-Bildungs- und Forschungsministerin Schavan gegangen, unser aller Grünkohl-Königin!
Interessant, dass man diese Thematiken heute schon einer geneigten Leserschar bereits glattweg servieren kann, ohne dass da Aufschrei in Form von Leserbriefschwemmen oder gar eloquente Kritik käme.
Langweile sie, aber nicht ganz zu Tode
Was früher irrtümlich mit: Du solltst nicht langweilen" an Journalismus-Studenten vermittelt wurde, zeigt heute, wie sehr man dem Leitsatz "Langweile sie zu Tode, besser noch, lenke sie auf Nichtigkeiten!" den Vorzug gibt. Denn tot nützen Konsumierer ja wenig, hirnlos sind sie nützlicher.
Also liebe Redakteure, arbeiten Sie gezielt an ihrer Denkschwäche, geben Sie den Hirnen Ihrer Leserschaft möglichst wenig zu tun, fördere zuhauf Breitensport statt Denksport und dekorieren Sie Ihre Printen mit Dingen, von denen Sie sie glauben machen, die tägliche Printe sei unabdingbar, alternativlos, dazugehörig zu einer funktionierenden Gesellschaft. Und seien Sie versichert, liebe Redakteure, Industriearbeit, Spezialisierung, Fachidotenaus/einbildung, Altzheimer und Demenz werden Ihnen zur Seite stehen; die arbeiten Ihnen täglich flankierend zu.
Beginnt man ja schon allmählich in Facheypertenkreisen das zu erahnen, was andere weniger Stereo-Typen, die mit Verstand und Beinen am täglichen Leben schnuppern, schon längst wissen. Altzheimer könnte eine Ursache in der Unterbeschäftigung des Hirns haben und die Ausbildung von Industrie-Fachidioten eine einseitige Hirnbelastung hervorrufen, die wiederum zum Verkümmern gewisser Neuronen führt - ähnlich wie bei einem Muskel. Lässt man also den Denkmuskel untrainiert, so entwickelt er sich - liegt sehr nahe - zunehmend zurück, bildet verstopfende Ablagerungen in den ungenützten Gehirngängen. Vielseitigkeit, Diversität würde dem natürlich entgegen wirken. Also lassen Sie uns langweilen und wenn wir die Denkmuskeln der Nation schon beschäftigen, dann nur geringfügig und mit möglichst Unbrauchbarem, Dingen, die die Welt nicht braucht und Pseudowissen, das die Welt nicht braucht. Und damit's nicht gar so auffällt, nennen wir es "Bildungsauftrag" und "Meinungsbild".
Mehr Effizienz durch Gleichschaltung
Eine gezieltere Zusammenarbeit aller Medien, alle gleichgeschaltet zum Beispiel, würde dahingehend allerdings noch mehr an Effizienz gewinnen. Dem stehen offenbar derzeit noch das Konkurrenzdenken bzw. der Egoismus vereinzelter Sender-Chefs entgegen. Dabei wäre die Effizienz und die Gewinnmaximierung bedeutlich höher, wenn alle die gleichen Inhalte punktgenau in die Zusammenkunftslager der Kernzelle (ugs. Wohnzimmer genannt) emittiert würden. Man hätte praktisch den Einfluss gemeinsam die Empfänger binnen drei bis fünf Jahren auf völligen Gleichklang zu bringen und das Hirn praktisch Sendung um Sendung vollends zu entsorgen. Das Organ und das Drumherum, also der wichtige Kopf, der ja die optischen und akkustischen Empfangsorgane als auch den Zugang zum Versorgungstrakt des Bioorganismus enthält bliebe von den Beeinträchtigungen des Denkvermögens völlig unberührt. So können weitere Emissionen problemlos empfangen werden und auch der Organismus am Funktionieren gehalten bleiben.
Eine solch effiziente, weil konzertierte Aktion ist den Medien also rein theoretisch heute schon durchaus möglich, scheitert derzeit aber noch an der persönlichen Raffgier der jeweiligen Senderchefs. Also, denken Sie mal drüber nach, wenn Sie noch können...
zu 2
Gewinn)
Bislang sind schon an den aktuellen Einsparungen unserer Regierung hinsichtlich aller Ausgaben im Sektor Bildung erkennbar, wie sehr man Mittelfreiheit für andere wichtige Belange hervorrufen konnte, so z.B. für die - alternativlose - also unabwendbare, notwendige Rettung der Finanzmärkte, also die zahlreichen Rettungsschirme. Und natürlich die Rüstungsausgaben zur Sicherung unserer Rohstoffe, die bedauerlicherweise und noch auf dem Territorium anderer Staaten liegen.
Das Sparen an Bildung tat der Bildung im Lande zwar nicht so gut, aber wer braucht diese schon, wenn es Sytemrelevanteres wie Banken und Bankerrettung oder Rohstoffsicherung zu finanzieren gilt. Ohne Moos nix los, ohne Hirn geht aber noch vieles! Ein bisschen Bildungsmangel hat noch nie so auffallend und direkt geschadet, wie die Historie zeigt. Das bemerkt ja auch kaum einer, weil ja - eben - die Bildung dazu nicht mehr ausreicht! Genau! Sie haben's erfasst, liebe Nochhirnbenutzer. Schaffen Sie sich ab, helfen Sie mit. Sie werden sehen, es stellt sich sofort eine behagliche Zufriedenheit ein.
Das vollständige Abschaffen von Bildung, denkenden Hirnen, Visionen oder auch Fantasien, was ja untrüglich diese schrecklich verworrene anspruchshafte Kreativität nach sich zieht, wäre als die Lösung aller unserer derzeitigen aktuellen Probleme. Sie ermöglicht einesteils völlige Zufriedenheit mit allen gegebenen Zuständen, auch mit der vorherrschenden Politik als eine noch schnellere, vollständige Tilgung der Staatsschulden, weil ja nun mehr Mittel dafür zur Verfügung stünden. Lästige Bildungsaufträge wären nicht nur outgesourced, privatisiert müssten sie zudem auch nicht mehr werden, welch' eine Freistellung von finanziellen Mitteln! Schuldenbremse und -tilgung interessiert dann aber auch nur noch die, die sich mit mehr oder weniger Hirn herumschlagen müssen.
Den Rest geht's nichts mehr an. Der bemerkt ja die Schulden gar nicht. Ähnlich wie heute, versteht der einfache Mensch kaum noch, was die da oben über Krise jammern oder dass Banken gerettet werden müssen. Solange er in seiner Geldbörse immer noch sein Auskommen findet, kann er keine Krise erkennen, wenn man mal vom schleichenden Sozialabbau absieht, den der Aufstocker erst dann wahrnimmt, wenn er acht Stunden und voll täglich wackeln geht, aber am Ende dann doch der Gang zum Sozialamt fällig wird. Wird dieser einfache Mensch noch einfacher, also Hirnabgeber, hat er auch diese Sorge los. Erstens kann er gar nicht mehr rechnen, zweitens wird er das Sozialamt für das Lohnbüro halten, und gut is'!
Okay, okay, etwas schwierig wird's dann, wenn man als Hirnträger-Elite dann einer ziemlich großen Masse Hirnloser gegenübersteht, da bedarf es dann einer weiteren Masse anderer deutlich markierter, möglichst uniformierte Hirnloser, die gegen die Un-Uniformierten anderen Hirnlosenmassen vorgehen, falls die in ihrer mehr und mehr um sich greifenden Dummheit für intelligente schlüssige Argumenten der Hirnträger nicht mehr ganz so leicht zugänglich sind.
Daran müssen die Think-Tanks noch etwas feilen
Dummheit oder Hirnlosigkeit hat vielleicht mindestens einen entscheidenden Fehler: Sie macht nicht unbedingt friedlicher, vor allem nicht auf Dauer!
Caveman-Bewegung?
Anfangs gewiss schon, man bemerkt als Hirnloser ja kaum, wenn die realen Bedingungen doch nicht ganz so reibungslos oder zufriedenstellend laufen. Nach und nach aber bemerkt quasi das Rückenmark oder der knurrende Magen, dass was nicht ganz stimmig ist.
So übernehmen aufrechter Gang und Bauchgefühle diverse ungelenke, dafür aber für die Hirntragende Elite völlig unvorhersehbare gesellschaftliche Abläufe, die wie Anarchie anmuten, jedoch nicht so zielorientiert verlaufen. Reiner Terror, Chaos, Anarchie der Hirnlosen ist deshalb schwer unter Kontrolle zu bringen. Allen logischen Argumenten verschlossen zeigen sich die Heere der Rückenmark- und Bauchgesteuerten.
Also arbeiten Sie da mal weiter dran, liebe Think-Tank-Führer und -warte, Meinungsbildner, Medienmacher und Massenlenker, hier weiß ich leider auch nicht weiter, ich bin hier wohl doch schon zu beschränkt.[/size]
Grüße
Helmhut