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Baron Guttenberg, ein "bekennender Apokalyptiker"?

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14 Jahre 2 Monate her #1186 von MrMarxismo
"Ihr Sohn Karl-Theodor (der heutige Verteidigungsminister)nennt Sie heute einen "bekennenden Apokalyptiker",warum?" (...)

"Ich beschäftige mich seit vierzig Jahren mit der Umweltproblematik, und wie dramatisch die Lage wirklich ist, haben bisher die wenigsten begriffen. Seit Jahrzehnten predigt die Wissenschaft den Klimawandel, aber noch 2006 haben die Leute einem den Vogel gezeigt, wenn man mit dem Thema kam. Erst seit dem UN-Klimabericht ist der Klimawandel überhaupt auf der Agenda. Ich fürchte, das ist viel zu spät.

Weshalb so pessimistisch?

Nehmen Sie doch das ganz nüchterne Zahlenwerk:
Während die Menschheit davon spricht, mehr als zwei Grad Klimaerwärmung verhindern zu wollen, verdrängt sie, was die bereits existierenden 0,7 Grad Erderwärmung unwiderruflich auslösen:

Erstens das irreversible Abschmelzen der Grönlandkappen. Das wird in den nächsten 30 Jahren die Heimat von 1,4 Milliarden Menschen unter Wasser setzen. Und wenn die zu uns kommen, dann sicher nicht freundlich mit dem Reisebus.

Zweitens ist das Auftauen der Permafrostböden in Taiga und Tundra nicht mehr zu stoppen: Wenn das Methangas darunter in die Luft steigt, erwärmt sich das Klima nicht, es wird sich erhitzen!

Und heute schon produzieren wir jeden Tag 30.000 Hektar Wüste, jeden Tag verlieren wir 56 Millionen Tonnen fruchtbaren Boden, täglich sterben 100 bis 150 Arten aus, jährlich verlieren wir 13 Millionen Hektar Wald, die Lunge unseres Planeten.

Und wir pumpen täglich weiterhin und unverdrossen 100 Millionen Liter Treibhausgas in die Atmosphäre, Tendenz steigend. Und zuletzt noch eine Zahl, die alle kennen, die aber niemanden interessiert:
Jeden Tag sterben infolge unseres Umgangs mit dem Planeten 29.000 Kinder. Da bin ich nicht apokalyptisch, das ist längst Apokalypse now! Und ich fürchte, gegen das, was an menschlichen Konflikten auf uns zukommt, war der Zweite Weltkrieg ein Spaziergang.

Diese Überzeugung muss einem Vater von zwei kleinen Kindern doch den Schlaf rauben...
Ehrlich gesagt liege ich nachts tatsächlich oft vor Sorge wach. Nicht meinetwegen. Ich lebe hier in Saus und Braus, ich habe einen Beruf, den ich heiß liebe, ich gehe jeden Tag reiten und wer weiß, wie lange ich das noch kann. Aber ich habe beklemmende Angst um die Zukunft meiner Kinder und Enkelkinder.
Und eines Tages werden wir ihrer Generation erklären müssen, warum sie wegen unseres Lebensanspruchs zwei Schulden zahlen müssen, monetäre und die ihres verbrauchten Lebensraumes.
Die Frage ist, ob sie später auch nur annähernd so auf diesem Planeten leben können, wie wir es heute tun.

Jede Kuh bringt ihrem Kalb bei, wie man richtig lebt. Wir sind die einzige Art, die ihren Kindern beibringt, wie man nicht überlebt."

(Quelle: Zeitschrift: "Cicero", 1/2010, S.65)

Mehr: www.youtube.com/user/MrMarxismo

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14 Jahre 2 Monate her #1187 von Vogelfrei
Sehr guter Beitrag (leider)!

Dazu fällt mir ein, dass ganz oft gerade Menschen, die allgemein als "lebensfroh" gelten, große Teile der Realität erfolgreich ausblenden und mit ihrem Verhalten die oben genannten Entwicklungen erst recht fördern: Dickes Auto fahren, hier Urlaub, da mal eben für ein Wochenende in die Alpen zum Skifahren, schickes Häuschen, das immer schön warm ist und natürlich insgamt konsum-technisch mit der Zeit gehen. Damit landet dann eben nach spätestens zwei Jahren der Rechner auf dem Müll. Von dem ganzen anderen Mist, den man eben noch zwischen durch just-for-fun mal eben gekauft hat, weils ja gerade so billig war...

Und ganz ehrlich: irgendwo finden wir uns in diesem Bild mehr oder weniger alle wieder. Denn mit einem ganzen Teil Bequemlichkeit sind wir alle mehr oder weniger aufgewachsen und haben ihn als Selbstverständlichkeit abgehakt ohne ihn als Luxus zu empfinden. Beispiel: noch vor ca. 25 Jahren hat die Familie Jahre für einen neuen TV gespart. Heute sieht Papa beim Einkaufen im Supermarkt xy dass da "supergünstig" für schlappe 200 EUR ein Flachbildschirm zu haben ist. Den "muss" man einfach mitnehmen! Ganz davon abgesehen, wieviele hochwertige, nachhaltig produzierte Lebensmittel für das Geld gekauft werden könnten, fördert allein dieser Kauf einen Wahnwitz an Herstellungsaufwand, Transport, Verpackung, Entsorgung, der Umweltverschmutzungen in den verschiedensten Formen weltweit zur Folge hat.

Gruß

VogelfreY

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