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BRAUNSCHWEIGISCHES UNTERHALTUNGSBLATT 1913

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11 Jahre 2 Monate her #8434 von Ulenspiegel
BRAUNSCHWEIGISCHES

Onlein-Zeitung 1913 - Leben & Lebenlassen
Von großen und kleinen Leuten und Menschen wie Du und ich...

***************************************************** 1913 — TEIL I **************************************************

Braunschweigs Zille - mit viel Braunschweiger Milljöh


Gelpkes Geburtshaus 1900,
Ruhfäutchenplatz 6 (rechtes Eckhaus)


Wem, wenn nicht dem Braunschweiger Maler, Herrn Carl Wilhelm Eduard Gelpke[/url] (66) haben wir es zu verdanken, einen Blick in die letzten versteckten Winkel unserer schönen Stadt werfen zu können?
Wie gerade in der Reichshauptstadt Berlin der alte Zille - so unser alter Gelpke, der uns das gemütliche Braunschweig offeriert.


Geschäftshaus Wendenstraße 12,
1894 gemalt.


Gelpke kommt aus schlichten Verhältnissen.
Sein Vater war Grenzaufseher Carl Elias Heinrich Emil Gelpke, seine Mutter Johanna Louise Caroline Friedrieke, eine Geborene Bookmann. Gelpke wohnt am Ruhfäutchenplatz 6, er ist verheiratet, hat aber nur drei Kinder, für die er sein täglich Brot verdienen muss.
Nachdem er zunächst als Schlossermeister tätig gewesen war, brachte er sich völlig ohne Förderung, als Autodidakt ab den 1870er Jahren die Kunst der so genannten naiven Malerei bei.
Eine Vielzahl sehr detailgetreuer Aquarelle von Häusern und Straßenzügen der Braunschweiger Innenstadt legt uns der Künstler vor. In eigener Initiative hat sich der alte Gelpke vor allem die Häuser vorgenommen, die im Zuge der Stadterneuerung demnächst abgerissen werden sollten.
Dann wurde Malerei mehr und mehr zu Gelpkes eigentlichem Beruf. Seit 1902 bezeichnet er sich selbst als „Kunstmaler“. Obwohl das Städtische Museum Braunschweig auf Initiative von Gelpkes Gönner, dem Architekten und Hochschullehrer Constantin Uhde bereits in den 1880er und 1890er Jahren einige seiner Arbeiten ankaufte und auch mehrere Postkartenserien diese abbilden, ist das Interesse an Gelpkes Werk zu seinen Lebzeiten so gering, dass er weder als Künstler anerkannt wurde, noch über eine gesicherte Lebensgrundlage verfügte.

Der Gelpkes ist zu emotionaal - so die Kunstbewerter
Dies schimmert ins seinen Werken durch, heißt es allenthalben, er vertritt einen emotionalen Standpunkt und vermittelt das Gefühl des bevorstehenden Verlustes des Abgebildeten. Gelpke dokumentierte die Stätten seiner Kindheit, die kurz darauf durch die Pläne der Herren Modernisierer und im Zuge der zunehmenden Industrialisierung dam Abriss anheim fallen werden.
Quelle: url=https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Gelpke

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HOCHZEITSANZEIGEN

Braunschweig 1913 - Es geben ihre ehrnwerte Vermählung bekannt:
Herr Paul Lehmann
und Fräulein Gertrud Viereck Tochter von Prof. Ludwig Viereck.

Quelle:https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Lehmann_(Altphilologe)


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[url=http://www.braunschweiger-zeitung.de/lokales/Braunschweig/streit-in-der-hermannstrasse-id861761.html
]Neubauten im Westlichen Ringgebiet [/url]
Die industrielle Revolution erreicht uns


Erich Wilke Gouache 1913

1913 - Westliches Ringgebiet (Braunschweig) - Hier nimmt die industrielle Revolution in Braunschweig ihren Anfang. Auch die Pianofortefabrik Zeitter & Winkelmann ist dort bereits seit 1884 in der Ernst-Amme -Straße ansässig. (Seit 1963 gehört Zeitter & Winkelmann zur Seiler Pianofortefabrik). Für die Hermannstraße sind Wohnungen für arbeitende Bevölkerung vorgesehen.
Zeitter & Winkelmann ist die älteste in Braunschweig gegründete Klavierbaufirma. Sie wurde 1837 von Christian Ludewig Theodor Winkelmann begründet, der mit vier bis fünf Mitarbeitern im Haus am Wollmarkt 3 zunächst Tafelklaviere, bald darauf aber auch Flügel herstellte.
Nachdem Friedrich Zeitter 1851 als Teilhaber in das Unternehmen eingetreten war, führte er u. a. die Kreuzung der Saiten sowie den Eisenrahmen ein. Die Jahresproduktion konnte so auf 60 bis 80 Instrumente ausgebaut werden.
1888 wurde in der Hildesheimer Straße ein Neubau errichtet.


Maschinensaal 1905

Einblicke in die Arbeit einer Klavierfabrik - hier die Firma Seiler (aus Liegnitz stammend, übernahm 1963 Zeitter und Winkelmann in Braunschweig)


Furniererei (um 1907)


Packraum 1907

* Seiler zählt heute zu den bedeutendsten europäischen Herstellern von Flügeln und Pianos – seit 1849 beantwortet das Unternehmen die Frage nach dem perfekten Klavier immer wieder neu.

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Zündkerze 1913
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Braunschweigs Richter sind "Excellenzen"

Braunschweig 1913 - Der Richter und Jurist, Herr Hans Wolf (63), ist bereits seit 1904 Präsident des Braunschweigischen Oberlandesgerichtes. Für die geleisteten Dienste erhält Präsident Hans Wolf heute als einzigem Oberlandesgerichtspräsidenten auch den Titel „Exzellenz“. Die Stadt dankt so dem gebürtigen Braunschweig.

Pro-Welfisches nicht erwünscht

Aufgrund des Streites zwischen den Welfen und Preußen um das Herzogtum Braunschweig nach dem Tode Herzog Wilhelms war es in den Augen vieler Braunschweiger wichtig, dass der kommende Oberlandesgerichtspräsident, der zugleich geborenes Mitglied des Regentschaftsrates war, nicht durch unbedachtes pro-welfisches Verhalten das Herzogtum in Gefahr bringen würde. Hans Wolf soll „ganz preußisch eingestellt“ gewesen zu sein, daher wurde er zum 1. November 1904 zum Oberlandesgerichtspräsidenten ernannt. In seiner dadurch gegebenen Funktion als Mitglied im Regentschaftsrat erfüllte er die in ihn gesetzten Erwartungen (bis nach der Novemberrevolution von 1918, da blieb Hans Wolf im Amt, jedoch war er noch „vom vorrevolutionären Geiste durchtränkt“ und stand so neuen Entwicklungen im Wege.) Nach dem Tode Herzog Albrechts von Preußen 1906 übernahm zunächst der Regenschaftsrat unter Albert von Otto die Regentschaft. 1907 wurde dann nicht etwa der Welfe Ernst August von Cumberland, sondern Johann Albrecht zu Mecklenburg zum neuen Regenten gewählt.


Ausstellung von "Käthe" in Braunschweig

Die deutsche Malerin, Fräulein Katharina Bewig[/url] (32), genannt Käthe stellt demnächst ihre Werke in ihrer Heimatstadt Braunschweig aus. Der nähere Termin wird noch bekannt gegeben. Das Fräulein ist die Tochter unseres hiesigen Bankdirektors, Direktor Louis Bewig. Sie hat sogar studieret an der Braunschweiger Kunstgewerbeschule bei Herrn Hans Herse und kehrt nun ihre Heimatstadt zurück. Derzeit bereitet sie eine Ausstellung im Herzoglichen Museum vor. Später, so gab sie Auskunft, wolle sie erst einmal zu weiteren Studien nach Berlin.


Käthe - Selbstbildnis "ich ohne Titel"
Weitere Werke

Bewig arbeitet vor allem als Porträtmalerin (u. a. Bildnisse der Künstlerkollegen Jakob Hofmann, Kurt Mohr, Margarethe Raabe). Daneben schafft sie Stillleben, Landschaften und auch die beliebten Braunschweiger Stadtansichten, die unserer Stadt zur Ehre gereichen.
Weniger Interesse findet bei der an wahrer Kunst interessierten Honorigkeit ihre merkwürdigen Industriedarstellungen (u. a. Hüttenwerk Oker). Was kann man als zeitgenössischer Ästhet nur an der Abbildung schmutziger Arbeitspersonen und deren Arbeitsstätte finden? fragen sich die Kritiker.
Quelle: url=https://de.wikipedia.org/wiki/Käthe_Bewig


Skandal an der Rautheimer Zuckerfabrik - Rektor Dr. phil. Heinrich Beckurts überzeugt als Gutachter



Fotoquelle; de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Beckurts

Der 58-Järhige Braunschweiger Dr. phil. Heinrich Beckurts bekleidet nun seit vorigem Jahr das Amt des Rektors unserer Technischen Universität zu Braunschweig.
Erst kürzlich musste der versierte Chemiker auch einen Streit zwischen zwei Braunschweiger Müllern und der Rautheimer Zuckerfabrik, die durch Abwassereinleitung in die Mittelriede und die Schunter die Gewässer zum „Umkippen“ brachte, wodurch der Mühlenbetrieb beeinträchtigt wurde. Die Einleitungen wurden durch Beckurts analytisch nachgewiesen. Ein Umweltskandal ohnegleichen! Ob das örtliche Kommissiariat nun die Ermittlungen gegen den Betreiber der Rautheimer Zuckerfabrik aufgenommen hat, ist nicht bekannt.

Der honorige Schriftsteller Raabe, sein Bekannter, den Dr. Beckurts durch seine ehrenvolle Mitgliedschaft in der geselligen Vereinigung der "Kleiderseller" persönlich kannte, wurde dadurch zu seinem 1883/84 entstandenen Roman „Pfisters Mühle“ angeregt. Dort hat ihm der Raabe ein ewiges Denkmal gesetzt, in dem sich Beckurts als literarische Figur dort wiederfindet..
Beckurts arbeitet auf den Gebieten Analytik, Lebensmittelchemie, der Alkaloidchemie und Toxikologie. Er fand zuglichzahlreiche Methoden zur Arzneimittelprüfung, die Eingang in das Deutsche Arzneibuch finden. Er setzt sich für die wissenschaftliche Apothekerausbildung ein und verfasst weit verbreitete pharmazeutische Lehrbücher.


Quelle

Keine fromme Helene - die Engelbrecht!

Das Braunschweiger Frauenzimmer Helene Engelbrecht (64) geht seit längerer Zeit ganz und gar unschickliche Wege. Längst bekannt als deutsche Wohltäterin, wird als Frauenrechtlerin bezeichnet und ist die Gründerin mehrerer Wohlfahrtseinrichtungen.
Seit einiger Zeit interessiert sich diese Person für Strafgefangene. Diese besucht sie sogar regelmäßig in Wolfenbüttel und hat die Vorstellung, diesen Elementen auch noch eine Rückführung in unsere Gesellschaft zu ermöglichen. Sie wählt dafür den Begriff "Resozialisierung"!
Seit 1903 gründete sie ein Amt für Auskunft, Arbeitsnachweise und Arbeitsvermittlung. Im darauf folgenden Jahr entstand dazu eine Rechtsamtsstelle. Diese befasst sich mit "Miet- und Arbeitsrechtsproblemen", denen sich angeblich Frauen zu jeder Zeit stellen mussten. Die Frauenrechtlerin scheint unnachgiebig und fest davon überzeugt, dass die dort beschäftigten Frauen durch neue Einsichten in Staatsbürgerkunde die Gleichberechtigung der Frau fördern würde.

Seit 1906 engagiert sie sich zudem für den Braunschweiger Kinderschutzbund und erreichte, dass der Verein Frauen für die Waisenpflege ausbilden durfte. 1908 wurde die Ausbildung vom Frauenhilfsverein abgelöst und war von diesem Zeitpunkt an ein selbstständiger Zweig.
Und sie kümmert sich um die Armen und Waisen ihrer Heimatstadt. Seit 1909 hat sie mit ihrer impertinenten Art durchgesetzt, dass eine Frauensperson als Polizeiassistent in Braunschweig eingestellt wird und herumspaziert. Wo wird das noch hinführen? Auch eine Volksküche will sie betreiben.
Interessantes Schulprojekt der Helene-Engelbrecht-Schule gibt es hier > www.helene-engelbrecht-schule.de/sl-p110223-tf101.html

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Kröppelstraße melden.


Krause, A.: Braunschweig, Kröppelstraße und Alte Waage von Osten
Entstehungsjahr:1895
Quelle: images.zeno.org/Kunstwerke/I/big/506s414a.jpg


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Die berühmte Passy-Cornet kommt

Die bekannte Diva, Sopranisten und Opernsängerin, Frau Adele Passy-Cornet (75) gibt der Stadt Braunschweig die Ehre ihres Besuches. Derzeit residiert die Künstlerin in Nürnberg, wo sie sich als Gesangslehrerin großer Beliebtheit erfreut. Nun möchte sie ihre Geburtsstadt Braunschweig besuchen.


Adele Passy-Cornet
Bildquelle


Passy-Cornet - die in Braunschweig geborene Tochter des österreichischen Tenors und Opernsängers Julius Cornet und dessen Ehefrau, der Gesangslehrerin Franziska Cornet ging bereits als junge Dame zum künstlerischem Unterricht durch die Mutter nach Hamburg und nahm dort Gesangsunterricht. Anschließend wurde sie nach Österreich engagiert und trat u. a. bei Konzerten am Wiener Hof auf.
Später hatte sie als Koloratrice auch in ihrer Heimat Auftritte; u. a. in Braunschweig, Hamburg und Hannover. Ihr Debüt 1885 mit überragendem Erfolg als Königin der Nacht. Obwohl sie in kurzer Zeit große Erfolge erzielen konnte und sich ihre Engagements und Tourneen aussuchen konnte, widmete sie sich bald nur noch dem gelegentlichen Konzertgesang. Sie heiratete und unter ihren Kindern sind die Sänger Anna Passy-Cornet und Josef Passy-Cornet.
Dann machte sich die Passy-Cornet in Wien selbständig, gründete eine Private Gesangsschule und leitete diese bis 1881, ehe sie einen Ruf als Docentin für Gesang und Stimmbildung an der Franz-Liszt-Musikakademie (Budapest) annahm. 1892 gab sie dieses Amt auf und kehrte nach Deutschland zurück. wirkte dort noch einige Jahre als Gesangslehrerin.
Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Adele_Passy-Cornet

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Quelle


Quelle
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Neueröffnung - Tischlerei KÖRNER öffnet im März

Braunschweig 1913 - Im März dieses Jahres wird in der Tischlermeister Wilhelm Körner [46] in seiner Geburtsstadt Braunschweig die TISCHLEREI KÖRNER * in der Husarenstraße eröffnen. Zu den wichtigsten Kunden von Wilhelm Körner zählten das Herzoghaus und die herzogliche Leihhausanstalt (später Braunschweigische Staatsbank)

*(ab 1917 Am Magnitor 3)

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Herumtreiberei am Bahnhof


Der neue Bahnhof 1913 - geschmückt zum Empfang

Braunschweig - Die gebürtige Braunschweigerin Agnes Adolphine Agathe Schosnoski (47), genannt die "Harfen-Agnes" sorgte als herumziehende bei der Bevölkerung allseits beliebte Bänkelsängerin im Braunschweig wieder für Aufsehen.


Harfen-Agnes

Ein Polizeiaufgebot verbot ihr die unangemeldeten Auftritte vor dem neuen Hauptbahnhofsgebäude, welches zu Ehren des Einzugs Unserer Durchlauchten Persönlichkeiten. Die Gastgeber, hier der Stadtrat wünsche die Säuberung des neuen Areals von solchen Elementen, die die Stadt in negativem Lichte zeigen.
Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Harfen-Agnes

Enorme Rechenkunst! Auftritt von Rechen-August in der Bier-Glocke!

Braunschweig - Der so genannte "Rechen-August", mit bürgerlichem Namen August Louis Martin Ernst Tischer (31) zeigte gestern seine enormen Rechenkünste vor dem geselligen Pubilikum der Braunschweiger "Bier-Glocke".


Rechen-August

Tischer ist dazu fähig, komplizierte Rechenaufgaben in Sekundenschnelle im Kopf zu lösen. Der Braunschweiger unterhält damit die Gäste und verdient sich damit ein karges Zubrot. Aufgrund seiner inzwischen über Braunschweigs Grenzen erlangten Bekanntheit, tritt er in Zylinder und Frack in einem eigenen kleinen Bühnenprogramm auf. Die Gastwirte hoffen indes auf reichlichen Umsatz und dulden den Sonderling in ihren Etablissements, wo er auch Spontanauftritte durchführen darf.

Bier-Glocke, Braunscheig 1918

Karten-Text: Dieses ist mein Stammlokal,
hier besuch' mich doch einmal,
Denn hier gibt es schönes Bier
Und ich weiß, es mundet Dir.
Nun eile, da ich Dich erwarte,
Sei gegrüßt durch diese Karte.
Braunschweig, den 6. Februar 1918
Anschrift: Frau Hedwig ...
Quelle: www.ingus-fhh.de/galerie/stadt.html

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Gustav Knuth



Madamenweg 4 (heute 6a)
hier wohnte Gustav Knuth bis zu seinem 17. Lebensjahr.
Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Knuth

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Aus der Wissenschaft:
Braunschweiger legt Grundstein der Knotentheorie

Der Braunschweiger Mathematiker Kurt Werner Friedrich Reidemeister* (20), Sohn des herzoglich-braunschweigischer Regierungsrates, Hans Reidemeister, entwickelte die Reidemeister-Bewegungen, einen Grundstein der Knotentheorie, eines Teilgebietes der Topologie mit aktuellen Anwendungen (u.a.) in der Polymerphysik. Er beschäftigt sich auch mit Philosophie, der demokratischen Verantwortung des Akademikers.

*(Vertreibung Reidemeisters aus dem Amt im Frühjahr 1933 zeigte ... den Fall eines Intellektuellen, dessen Ideal des 'exakten Denkens' ... mit den faschistischen Entwicklungen des akademischen Lebens in Konflikt geriet und unvereinbar blieb. (Epple)
Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Reidemeister

Demnächst im Cinemascope - Stummfilme in Berlin und anderswo

Moderne Zeiten. Allerorten werden wir nun mit Flimmerkisten und Bildern konfrontieret, die uns die Köpfe wirr und die Sinne schwinden lassen. Man hat schon von merkwürdig eintretender Anfallssucht gehöret. Gelehrte, Kirchenväter und Staatsmänner warnen bereits vor diesem gefährlichen Medium. Haben wir schon unter der neuerlichen Unsitte des sündhaften argentinischen Tangotanzens hinreichend zu leiden, den Unsere Majestät, Kaiser Wilhelm II. ohnehin den anständigen ehrbaren Offizieren nicht erlaubt hat. Diese Unsitten greifen mehr und mehr um sich und zersetzen unsere deutschen Werte und Wehrhaftigkeit.


Filmplakat Homunculus 1917

Im Berliner Neubabelsberg und der Name weist schon auf das biblische Babel hin, wird neuerdings ein abendfüllender Film mit dem merkwürdigen Titel "Homunculus" in Produktion gehen. Unerhört, dass auch eine freizügige Braunschweiger Dame daran Anteil nimmt, sogar eine der Hauptagitatoren darin spielt. Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Homunculus_(Film)


Mechthildis Thein
auf einer Fotografie
von Alexander Binder


Es handelt sich dabei um das junge Fräulein Mechthild Thein (25), das sich vor dem Kameraauge in recht unsittlichen Posen beweget. Sie hat sich dazu den Künstlernamen Mechthildis Thein zugelegt. Bisher war sie Schauspielerin in Frankfurt am Main und im Berliner Palast-Theater, wird aber in Bälde, da der Film erst in zwei Jahren gezeiget werden kann, auf der flimmernden Leinewand zu sehen sein.
Zwar wird "die Thein" von der Kritik vor allem für ihre „‚vornehme, abgeklärte Ruhe‘, also den großbürgerlichen, damenhaften Gestus und die stilvolle Leidensfähigkeit“ gelobt. Im kommenden Film aber selbst spielt sie eine ganz gewöhnliche gemeine Arbeiterin namens Margot (Teil 4). Wer kann daran was finden? Der Film soll dann in Berlin in sechs Teilen uraufgeführet werden und später auch in den neuen Kino- oder Lichtspieltheatern laufen. "Humorüberfluss entfernt unter Garantie! Ihr Finanz Amt" - Kann man da nur sagen!

Weitere Bilder zu Thein > www.brandigg.de/prominente/Mechthildis%20Thein

Bislang sind auch anderswo Stummfilmproduktionen untrschiedlicher Art im Umlauf:
- Bioskop eine 15-minütige Aufführung von kurzen Filmen im Rahmen eines Unterhaltungsprogramms im Berliner Variété Wintergarten.

B) Frivol bis sittenbedrohlich - Stummfilme 1901 - 1913
www.europafilmtreasures.de/filme/zeitraum/1900_-_1913-2-1.htm
www.europafilmtreasures.de/PY/467/film-ansehen-emanzipierte_frauen
www.europafilmtreasures.de/PY/373/film-ansehen-schutzmannlied_aus_donnerwetter-tadellos
www.europafilmtreasures.de/PY/254/film-ansehen-shrapnel-duell

Karl Valentin-Filme
www.karl-valentin.de/werk/film_stumm.htm
Der Kuß
- Um 1913
- Fragment, ohne Titel
Karl Valentins - Hochzeit
1913 -
Produktion: Kopp-Film
Regie: Ansfelder
Kamera: Pallatz
www.karl-valentin.de/werk/kostproben.htm
 
Ton-Spielfilme zur Zeit um 1913 und später...
www.murnau-stiftung.de/de/suchergebnis.asp?ID=15582

medienzentren.matthias-film.de/product/de/Ethik-Werte-Normen/Das-weisse-Band--Eine-deutsche-Kindergeschichte.html


1913 - Kaufhaus "Hamburger und Littauer" in Braunschweig


Kaufhaus Hamburger und Littauer 1913
Braunschweig


Die Firma Hamburger & Littauer wurde bereits im Jahr 1888 in Braunschweig von den befreundeten Kaufleuten Simon Hamburger und Nathan Littauer gegründet. Simon Hamburger und seine Frau Karolina gründen Ende des 19. Jahrhunderts in Braunschweig ihre Familie. Der Aufbau der Textilfirma Hamburger & Littauer wird zu einer Erfolgsgeschichte. Ihr Geschäft ist schon bald das erste Haus am Platz. (Wurde 1933 „arisiert“, hieß dann "Rosbach & Risse", noch später von Cloppenburg gekauft.)
Quelle: www.denktag-archiv.de/Hamburger-Littauer.2479.0.html


GALKA SCHEYER * - DIE PROPHETIN DER "THE BLUE FOUR"


Galka Scheyer mit Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky, Paul Klee und Alexej Jawlensky, Zeitungscollage aus dem „San Francisco Examiner“ vom 1. November 1925

Die Tochter des Braunschweiger Konservenfabirkanten Scheyer - Emilie Esther Scheyer (24) malte sie schon während ihrer Braunschweiger Schulzeit gerne in freier Natur und begab sich zu diesem Zweck des Öfteren mit Freunden ins Harzgebirge. Ihren Künstlernahmen "Galka", was auf Russisch "schwarze Dohle" bedeutet, hat ihr ihr Alexej Jawlensky verpasst wegen der Schwärze ihres Haares. Bereits 1909/10 ging sie nach England in Stellung, studierte aber nebenbei und machte Sprachexamina“ an der Universität in Oxford. 1910 dann eine Kunstreise durch Italien und eine Reise nach Paris, wo sie eine Stllung annahm und stuiderte dort. An der Alliance française schloss sie ihr Sprachstudium mit einem Examen ab. Ihre Ölbilder malt sie auf Leinwand und signiert sie mit dem Pseudonym „Renée“. Stilistisch ist sie wohl dem moderneren Arbeiten, dem heute so genannten neuen Impressionisten zuzuordnen. wie auch an den Malern der Schule von Pont-Aven.
Voriges Jahr (1912) hat sie ihre alte deutsche Heimat wieder besucht und sich dem Kreis um den Maler Gustav Lehmann (30) angeschlossen, der in Braunschweig und München wirkt und gleichermaßen zuhause ist. Sie wird sich demnächst nach Amerika aufmachen. Dort wird sie sich mehr als Kunsthändlerin und Sammlerin betätigen. Die junge Dame plant auch, dort eine Ausstellungs- und Verkaufsgemeinschaft, die sie mysteriös Die Blaue Vier nennt.

*1938 wurde sie und ihre Familie von den Nazis zwangsenteignet. 1938 gelang es, mit ihren Familien nach England beziehungsweise in die USA auszureisen. Es war geplant, die Mutter ins Ausland nachzuholen, was nicht gelang. 1942 beging sie Selbstmord, wissend um ihre bevorstehende Deportation in ein Konzentrationslager.
de.wikipedia.org/wiki/Galka_Scheyer

Neue [url=http://m.braunschweig.de/kultur_tourismus/stadtportraet/stadtteile/bebelhof/Sehenswuerdigkeiten.html
]Villa am Zuckerberg[/url]



Foto
m.braunschweig.de/kultur_tourismus/stadtportraet/stadtteile/bebelhof/Klinik.jpg.scaled/506x600.pm0.bgFFFFFF.jpg


Braunschweig - Das Bauwesen floriert und gedeiht. Ein großzügiges Anwesen mit üppigen Parkanlagen baut sich in diesem Jahr der bekannte Braunschweiger Bürger und Bauunternehmer Karl Munte unter der noblen Adresse Zuckerbergweg 2. Sie soll natürlich standesgemäß und repräsentativ im Stile des modernen Neu-Barocks errichtet werden.

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Aus der Statistik
Adelige Millionäre in Norden Deutschlands 1913
917 Adelige residieren in Pommern, Schlesien, Altpreußen, Sachsen und Brandenburg
In den beiden Jahren 1912 und 1913 gibt Rudolf Martin, ein ehemaliger Regierungsrat im Reichsamt des Innern in Berlin in 20 Bänden ein Periodikum über die Einkommenshöhen deutscher Staatsbürger heraus, welches er nach Ländern und in Preußen nach Provinzen ordnete.
Die Bände 1-4 behandeln alle außerpreußischen Staaten wie Baden, Württemberg, Bayern, die Hansestädte, das Königreich Sachsen, Anhalt, Lippe, Waldeck, Mecklenburg, Oldenburg, Braunschweig, Hessen und Elsaß-Lothringen, die Bände 5-20 sämtliche preußischen Provinzen.
Die meisten adeligen Millionäre gibt es in Schlesien, hier wohnten 1913 immerhin 272 Edelleute, die sich zu den Reichsten des Landes zählen konnten. Das lag mit daran, daß der einheimische Adel hier vielfach sein Geld in der gewinnbringenden Montanindustrie angelegt hatte. So verwundert es auch nicht, daß im Jahre 1913 die reichsten Millionäre aus Schlesien kommen.
An der Spitze der Reichsten ist natürlich Durchlaucht Fürst Henckel v on Donnersmarck auf Schloß Neudeck im Regierungsbezirk Oppeln mit einem Vermögen von über 250 Millionen Mark bei einem jährlichen Einkommen von knapp über 13 Millionen Mark zu nennen. Zu der Gruppe derjenigen, die mehr als 5 Millionen Mark Vermögen besitzen, gehören in Schlesien immerhin noch stattliche 113 bürgerliche und adelige Personen, davon waren allein 90 Edelleute und auch etliche verwitwete Edelfrauen.
Nur wenige adelige Deutsche waren aber so erfolgreich in ihrer betriebswirtschaftlichen Rechnung, daß Sie auch unter die Höchstvermögenden aufstiegen.
************************************************* Ende Teil 1 ************************************************************

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BRAUNSCHWEIGISCHES

Onlein-Zeitung 1913 - Leben & Lebenlassen
Von großen und kleinen Leuten und Menschen wie Du und ich...

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Braunschweiger Gesundheitswesen
Braunschweig 1913 - Seit nunmehr fast 20 Jahren Braunschweiger Krankenkassensystem übernimmt unsere hiesige Braunschweiger Allgemeine Ortskrankenkasse zum großen Teil das Gesundheitswesen vor Ort in der Wilhelmstraße. (von 1929-1932 dann Neubau Am Fallersleber Tor`).
www.vernetztes-gedaechtnis.de/aokalt.htm


Frauenhilfe wird gegründet

Am 1. April 1913 wird in Braunschweig ein Verein für Damen gegründet. Unter dem Namen „Ausschuss für die Braunschweigische Frauenhilfe" wird der Landes- und Gruppenverband in das Vereinsregister eingetragen, mit der Begründung: „in den evangelischen Gemeinden des Herzogtums Braunschweig organisierte Liebesarbeit von Frauen und Jungfrauen mit Rat und Tat zu fördern und zu weiterer Aufnahme dieser Arbeit in den Gemeinden anzuregen." Vorsitzender ist selbstverständlich immer noch ein ehrenwerter Herr, damit alles mit rechtem Sachverstand und in ordentlicher Manier vonstatten geht.
Erste weibliche Vorsitzende wird im Jahr 1925 Agnes von Grone, geb. Freiin von Hammerstein-Loxten, die dem Landesverband von 1925 bis 1961 vorsteht. Helene von Sengbusch übernimmt 1925 dessen Leitung und bleibt über Jahre die einzige Hauptamtliche.
www.european-business-connect.de/Katalog/2-Dienstleistungen/3995-Frauenhilfe/6726-Evangelische_Frauenhilfe_Landesverband_Braunschweig_e__V_/firmen_detail.html

Gleichen Jahres wird die Gründung der Frauenhilfe Gliesmarode (heute Bugenhagenkreis) erfolgen. www.gliesmarode1031.de/3.html

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( Bildquelle )

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1913 - Kröppelstraße und Alte Waage von Osten
Kohlezeichnung A. Krause
Quelle

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Wer kennt ihn nicht - den Westermann?

(Bildquelle Chronik-Diercke )

Der Braunschweiger Verleger, Georg Westermann (44) erlangt vor allem in unseren höheren Lehranstalten größte Bekanntheit mit dem DIERCKE-ATLAS, den er verlegt. Der Verlag ist in langjähriger Familientradition tätig. Nach dem Tod seines Vaters Friedrich Westermann († 1907) führte Gerorg Westermann den von seinem Großvater George Westermann gegründeten und noch heute in Braunschweig bestehenden Westermann-Verlag (heute Teil der Westermann Druck- und Verlagsgruppe)
Im Jahr 1912/13 zog der Verlag aus der Innenstadt und dem etablierten Vieweg-Haus an den Stadtrand in den Riddagshäuser Weg (heute Westermann-Allee), um mehr Raum für die mittlerweile sehr stark angewachsene Druckerei zu haben. Im selben Jahr wird auch in Berlin ein Zweigsitz eingerichtet. de.wikipedia.org/wiki/Georg_Westermann


Aus der Wissenschaft
Wichtige Erkenntnisse zu den menschlichen Reflexen

Der gebürtige Braunschweiger Arzt, Pharmakologe und Physiologe, Herr Rudolf Magnus (40) hat einen bedeutenden Beitrag zur Biologie durch seine Forschung zu den menschlichen Reflexen, die zu unserer Körperhaltung beitragen, geleistet.
Rudolf und Traudl Magnus

Rudolf Magnus stammt aus einer Braunschweiger jüdischen Familie und ist der Sohn des Juristen Otto Magnus und dessen Frau Sophie geb. Isler. Großvater und Urgroßvater väterlicherseits sind ebenfalls bekannte Ärzte. Der Großvater mütterlicherseits, Meyer Isler war der Direktor der Stadtbibliothek Hamburg (heute Staats- und Universitätsbibliothek). Nach dem Abitur 1892 am Martino-Katharineum in Braunschweig entschied sich Rudolf trotz seiner Liebe zu dichterischer Literatur für ein Studium der Medizin.

1918 - Anekdote: In Utrecht (Niederlande) - Magnus hielt seine Vorlesungen mit Billigung der Studenten zunächst auf deutsch. Etwa 1918 war es nach einer Anekdote zu Beginn einer Vorlesung einmal unruhig im Hörsaal; Magnus vergewisserte sich der Korrektheit seiner Kleidung und merkte erst nach zwanzig Minuten, dass er niederländisch sprach; von da an habe er in der Landessprache gelehrt.


"Was sind und was sollen Zahlen?" - Ein Braunschweiger erklärt die Welt der Zahlen
„Was beweisbar ist, soll in der Wissenschaft nicht ohne Beweis geglaubt werden.“
Dedekind in seiner Schrift Was sind und was sollen Zahlen? (1888)

Der bekannte deutsche Mathematiker Julius Wilhelm Richard Dedekind feiert dieses Jahr sein 82. Wiegenfest. Am 6. Oktober 1831 hat er in Braunschweig das Licht der Welt erblickt. Herr Dedekind spielte eine wesentliche Rolle bei der Herausarbeitung der abstrakten Algebra.


Julius Dedekind 1850

„Die Zahlen sind freie Schöpfungen des menschlichen Geistes, sie dienen als Mittel, um die Verschiedenheit der Dinge leichter und schärfer aufzufassen. Durch den rein logischen Aufbau der Zahlenwissenschaft und durch das in ihr gewonnene stetige Zahlenreich sind wir erst in den Stand gesetzt, unsere Vorstellungen von Raum und Zeit genau zu untersuchen, indem wir dieselben auf dieses in unserem Geiste geschaffene Zahlenreich beziehen.“
Der Sohn des Braunschweiger Juristen und Hochschullehrers Julius Dedekind besuchte das Martino-Katharineum Braunschweig und studierte ab 1848 Mathematik am dortigen Collegium Carolinum. Das Studium setzte er ab 1850 in Göttingen fort, wo er 1852 bei Carl Friedrich Gauß als dessen letzter Schüler über die Theorie Eulerscher Integrale nach nur vier Semestern promovierte. Mathematik hörte er aber vor allem bei Moritz Abraham Stern und Georg Ulrich an dem gerade neu von Stern eingerichteten mathematisch-physikalischen Seminar und Physik bei Wilhelm Weber und Johann Benedict Listing. Bei Gauß hörte er im Wintersemester 1850/51 über die Methode der kleinsten Quadrate (die Dedekind als eine der schönsten Vorlesungen in Erinnerung behielt, die er je hörte). Seit 1862 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1894 war er Professor für Mathematik in Braunschweig an der Technischen Hochschule. Von 1872 bis 1875 war er deren Direktor. Er erhielt zwar mehrere Rufe an angesehene Universitäten, zog es aber vor, in seiner Heimatstadt Braunschweig zu bleiben. Ein Hauptgrund war die enge Bindung zu seiner Familie. So fühlte er sich seinen Bruder und seiner Schwester tief verbunden. Dedekind war ja Junggeselle. Auch nach seiner Emeritierung 1894 hielt er noch gelegentlich Vorlesungen. Ehrendoktor war er in Oslo, Zürich und Braunschweig.
Dedekind spielt zudem sehr gut das Cello und Klavier. So komponierte eine Kammeroper, zu der sein Bruder das Libretto schrieb.
de.wikipedia.org/wiki/Richard_Dedekind

Einzigartige Vogelsammlung in Riddagshausen

Der 72-jährige Riddagshausener Ornithologe und Oologe Adolph Nehrkorn war eigentlich einige Jahre Landwirt, dann zog es ihn zum Studium der Naturwissenschaften nach Berlin.


Adolph Nehrkorn

1866 wurde er als herzoglicher Amtsrat Pächter der Domäne Riddagshausen, die bereits Nehrkorns Vater verwaltet hatte. In dem an Wasservögeln reichen Naturschutzgebiet Riddagshäuser Teiche war Nehrkorn schon als Kind von der Vogelbeobachtung fasziniert. Adolph Nehrkorns Kontakte zu Rudolf Blasius und Wilhelm Blasius führten ihn zu seinem Forschungsschwerpunkt, der Oologie. Durch Tausch, Kauf und eigene Reisen trug Nehrkorn die, nach Arten gemessen, weltweit größte Vogeleiersammlung des ausgehenden 19. Jahrhunderts zusammen. Sie umfasste 5.843 Arten aus allen Teilen der Welt und übertrifft sogar die Vogeleiersammlung des British Museum um fast 1.500 Arten.
de.wikipedia.org/wiki/Adolph_Nehrkorn

Das "Rote Schloss" - Volksfreundhaus genannt - eine Provokation ohnegleichen!


Sozialistische Arbeiterschaften beginnen in Braunschweig in der Schloßstraße 8 eine Art Versammlungshaus (heute Sitz der SPD) zu errichten, welches sie Volksfreundhaus zu nennen pflegen.


Schloßstr. 8, das Volksfreundhaus 1914

Das Volksfreundhaus* wurde 1913/14 erbaut. Das Gebäude soll Sitz der Parteizentrale der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Braunschweig und des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes werden. In weiteren Räumen sollen auch Büros des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, Versammlungsräume von Jugendorganisationen und ein Buchladen, die Volksbibliothek, untergebracht werden.

Schon jetzt ruft der Volksmund "Das rote Schloß" - nach der Parteifarbe und vor allem, da es sich nahe unseres herzoglichen Schlosses befindet. In den Nebengebäuden wolle man die Druck- und Redaktionsräume der sozialdemokratischen Zeitung "Volksfreund" unterbringen, durch die das Gebäude seinen Namen hat. Dieses Blatt agitieret doch im besonderen Maße gegen unsere Durchlaucht im Schlosse gegenüber. Man sieht indes zu, was die Sozialdemokraten da so treiben.



* Im März 1933 wurde das Volksfreund-Haus zur Folterstätte der SS-Hilfspolizei und zum "Schutzhaftgefängnis". Das Gebäude wurde im 2. Weltkrieg stark beschädigt. Nach dem Krieg wurde es wieder aufgebaut und der SPD zurückgegeben.
www.vernetztes-gedaechtnis.de/volksfreund1914.htm

Arbeiterfunktionäre und organisiertes Proletariat

Als sogenannter Arbeiterführer opponiert vor allem der in Braunschweig geborene Hermann Basse (31), ein gelernter Tischlergeselle, gegen die Arbeitsbedingungen und politischen Verhältnisse. Er arbeitet bei der Eisenbahn. Seit einiger Zeit hört man von immer wieder von sozialen Missständen, offener Herrschaftskritik und geheimen Treffen von Arbeitern in den letzten Spelunken. So auch von neuen Plänen, sich in organisierten "Parteien" zusammenschlüssen wie einer Art unabhängien sozialdemokratischen Partei - die sie unter dem Kürzel "USPD" kommunizieren ( de.wikipedia.org/wiki/Unabhängige_Sozialdemokratische_Partei_Deutschlands ).

*1918 trat Hermann Basse dann der USPD bei, von 1919 bis 1933 war er hauptamtlicher Geschäftsführer des Deutschen Eisenbahner-Verbandes in Braunschweig. Von 1920 bis 1922 war er Mitglied des Braunschweigischen Landtages. 1922 trat er wie die Mehrheit der USPD-Mitglieder zur SPD über.
Wie viele andere Braunschweiger Arbeiterfunktionäre wurde Hermann Basse 1933 im „Roten Schloss“ an der Braunschweiger Schloßstraße von der SA verhört und schwer misshandelt. Als er aus einem Fenster im zweiten Stock gestürzt wurde, erlitt er tödliche Verletzungen. Er wurde auf dem städtischen Urnenfriedhof bestattet. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde eine Straße in den Braunschweiger Schuntersiedlung zu seinen Ehren Bassestraße genannt.

de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Basse

Gerade bei der Eisenbahn scheinen solche Sozialdemokraten sonderlich gut zu gedeihen. So tut sich auch Wilhelm Schlüter* (* 11. Mai 1900 in Braunschweig; † 26. Januar 1976 ebenda) später als deutscher Politiker der (SPD) und Abgeordneter des Niedersächsischen Landtages hervor. Wilhelm Schlüter besuchte die Volks- und Handelsschule bevor er eine kaufmännische Lehre absolvierte.
*Von 1917 bis 1933 war er bei der Deutschen Reichsbahn im Betriebsdienst tätig. Vom Frühjahr 1918 bis zum November 1918 war er zum Wehrdienst eingezogen. Wegen seiner gewerkschaftlichen und politischen Betätigung, insbesondere in der sozialistischen Jugendbewegung wurde er 1933 einige Zeit inhaftiert und auch aus dem Reichsbahndienst entlassen. Nach seiner Entlassung aus dem Bahndienst war er für ein Jahr erwerbslos. Von 1934 bis 1945 arbeitete er als Maschinenarbeiter bei der Mühlenbau- und Industrie AG in Braunschweig. Ab Juni 1945 war er als Angestellter in der Arbeitsverwaltung tätig. Er war Ehrenbürger der inzwischen zu Braunschweig gehörenden Gemeinde Stöckheim.
Schlüter war Mitglied des kommunalpolitischen Ausschusses des Deutschen Siedlerbundes. Sein erstes politisches Mandat hatte er ab 1947 als Kreistagsabgeordneter und Beigeordneter im Kreisausschusses vom Landkreis Braunschweig. Ab Juni 1947 war er zusätzlich Bürgermeister der Gemeinde Klein Stöckheim, von April 1961 bis Juni 1963 auch Landrat des Landkreises Braunschweig. Er war in der Zeit vom 6. Mai 1955 bis 5. Juni 1967 Mitglied des Niedersächsischen Landtages während dessen 3., 4. und 5. Wahlperiode.



Quelle


Auch der Gustav Gerecke* gehört zu diesen Widerspenstigen. Der 42-jährige Braunschweiger war gelernter Schlosser.

*1917 Mitglied der USPD. Dem Bezirk Braunschweig stand er von 1920 bis 1922 als Vorsitzender vor, bevor er 1922 in die SPD wechselte. Von 1922 bis 1924 war er Bezirksvorsitzender der Braunschweiger SPD.
Von 1918 bis 1924 war Gerecke Abgeordneter im Braunschweigischen Landtag. Nach der Novemberrevolution war er in der ersten Regierung vom 10. November 1918 bis zum 22. Februar 1919 Volkskommissar für Ernährung. Dem darauffolgenden Kabinett Oerter (22. Februar bis 30. April 1919) gehörte er mit derselben Funktion an. Einen erweiterten Aufgabenbereich als Minister für Ernährung, Handel und Verkehr übernahm er im Kabinett Kabinett Jasper bis zum 26. Juni 1919, bevor er durch Otto Antrick abgelöst wurde.

de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Gerecke

Richard Voigt (* 7. Juni 1895 in Braunschweig; † 10. März 1970 in Hannover) war ein deutscher SPD-Politiker.
Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte Voigt von 1910 bis 1915 das Lehrerseminar in Braunschweig. Er nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil, wurde schwer verwundet und arbeitete seit 1916 als Lehrer in Braunschweig.
* Von 1923 bis 1925 hatte er eine Tätigkeit als Erzieher am Großen Waisenhaus in Braunschweig inne. 1928 wurde er Schulrat in Helmstedt, aber bereits 1931 von der Braunschweiger Regierung, an der die NSDAP beteiligt war, aus dem Amt entlassen. Während der Zeit des Nationalsozialismus durfte er nicht im Schuldienst tätig sein und arbeitete daher als Handelsvertreter und Versicherungskaufmann, bis er 1944 in ein Konzentrationslager gebracht wurde. Nach Kriegsende übte er diese Tätigkeiten bis 1954 weiter aus.
Voigt hatte sich während der Zeit der Weimarer Republik der SPD angeschlossen, war seit 1925 Ratsmitglied der Stadt Braunschweig und 1933 bis zur erzwungenen Mandatsniederlegung nach der nationalsozialistischen Machtübernahme kurzzeitig Mitglied des Braunschweigischen Landtages. Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligte er sich am Wiederaufbau der SPD. Er wurde 1945 Landrat und später Oberkreisdirektor im Landkreis Helmstedt. Von 1951 bis 1967 gehörte er als Abgeordneter dem Niedersächsischen Landtag an.

de.wikipedia.org/wiki/Richard_Voigt

Auch der gebürtige Braunschweiger und gelernte Dreher Robert Kugelberg* (27) war bereits 1906 in die SPD eingetreten. (* 27. Januar 1886 in Braunschweig; † 20. November 1964 in Stöckheim) war ein deutscher Politiker (SPD). Er hatte bereits beruflich in Berlin, später auch in Hamburg zu tun und war schon etwas herum gekommen. 1906 ging er zum Militär.

* 1914 Kriegsteilnehmer, 1915 schwer verwundet. Er war ab 1915 im gewerkschaftlichen und politischen Leben tätig. Zunächst engagierte er sich im Schlichtungsausschuss und später als Arbeitsrichter. Ab 1927 war er bei der Gewerkschaft angestellt, außerdem war er von 1927 bis 1930 im Landtag von Braunschweig. Im Jahr 1933 wurde er aus politischen Gründen entlassen und die nächsten zwei Jahre arbeitslos. Ab 1935 war er dann wieder bis 1944 als Dreher tätig. Im Jahr 1944 wurde er verhaftet und bis 1945 im KZ Oranienburg gefangen gehalten. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war er wieder in der Gewerkschaft tätig und wurde auch Mitglied des Ernannten Braunschweigischen Landtages, dem er vom 21. Februar 1946 bis zum 21. November 1946 angehörte.
Später wurde er auch Mitglied des ernannten Niedersächsischen Landtages und in der ersten Legislaturperiode auch Mitglied des Niedersächsischen Landtages. Dort war er von 1950 bis 1951 Vorsitzender des Ausschusses für Arbeitsverwaltung.
Von Dezember 1954 bis November 1956 war Robert Kugelberg Landrat des Landkreises Braunschweig.

de.wikipedia.org/wiki/Robert_Kugelberg

Der gelernte Dreher Rudolf Löhr* (* 23. November 1885 in Braunschweig; † Frühjahr 1945 im KZ Bergen-Belsen) war nach der Novemberrevolution 1918 in der Braunschweiger USPD politisch aktiv.

* Im Kabinett Merges , der ersten demokratischen Nachkriegsregierung im Freistaat Braunschweig, war er bis zum 22. Februar 1919 Landesminister für Verkehr und Handel. Im darauffolgenden Kabinett Oerter leitete er das Ministerium geschäftsführend, bevor er am 1. März 1919 von Otto Antrick abgelöst wurde. Von 1922 bis 1930 war Löhr USPD- bzw. SPD-Abgeordneter im Braunschweigischen Landtag und leitete deren Ortsverein von 1919 bis 1920 leitete. Er war USPD-Bezirkssekretär und 1919 zusammen mit Carl Eckardt und Paul Junke Sprecher des linken USPD-Flügels. Von 1920 bis 1922 war Löhr USPD-Kreisvorsitzender und nach dem Zusammenschluss von USPD und MSPD von 1923 bis 1925 SPD-Kreisvorsitzender. Zwischen 1929 und 1933 war er Braunschweiger SPD-Ortssekretär.
Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten kam es im März 1933 zur Verhaftung und Misshandlung von Braunschweiger Sozialdemokraten. Am 11. März wurde Löhr im Braunschweiger Volksfreundhaus misshandelt. Im Jahre 1938 verhaftete und verhörte ihn die Gestapo im Zuge einer Verhaftungswelle gegen ehemalige SPD-Mitglieder. Löhr wurde im August 1944 erneut verhaftet und im KZ Sachsenhausen interniert. Er wurde in das KZ Bergen-Belsen verlegt und dort im Frühjahr 1945 ermordet.

de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Löhr

Robert Gehrke* (* 1. Januar 1892 in Braunschweig; † 19. Mai 1972 ebenda) war ein deutscher Politiker (KPD).
Bereits in der Kaiserzeit gehörte Robert Gehrke zur sozialistischen Arbeiterjugend. Gemeinsam mit Robert Biehl, Rudolf Sachs und Frieda Haase übernahm er am 8. März 1913 den Begleitschutz für Rosa Luxemburg zu einer Kundgebung in Braunschweig.
Gehrke war als Tapezierer, Kaufmann sowie Zigarrenhändler tätig.

* Er war Teilnehmer des Ersten Weltkrieges. Nach einer Verwundung blieb er Kriegsinvalide. Gehrke wurde Mitglied des ernannten Braunschweigischen Landtages vom 21. Februar 1946 bis zum 21. November 1946. Er wurde zum Vorsitzenden der KPD-Landtagsfraktion gewählt.
de.wikipedia.org/wiki/Robert_Gehrke

Des Weiteren gehört auch ein in Braunschweig geborener Otto Grotewohl* (* 11. März 1894 in Braunschweig; † 21. September 1964 in Berlin) zu den frühen Sozialdemokraten. In den Jahren 1908 bis 1912 hatte er das Buchdrucker-Handwerk erlernt. Nach Abschluss der Lehre war Grotewohl dann dem Verband der Deutschen Buchdrucker und der SPD beigetreten

[size=2[[/i]* Während seines Kriegsdienstes im Ersten Weltkrieg wurde er mehrfach verwundet. Von 1918 bis 1922 gehörte Grotewohl der USPD an und war von 1920 bis 1930 als SPD-Abgeordneter Mitglied des Braunschweigischen Landtages. 1921 wurde er im Freistaat Braunschweig Minister für Volksbildung und 1923 Minister für Inneres und Justiz. 1925 wurde Grotewohl Mitglied des Reichstages und 1928 Präsident der Landesversicherungsanstalt.
Grotewohl wurde 1933 von den Nationalsozialisten seines Amtes enthoben und musste Braunschweig verlassen; er zog zunächst nach Hamburg. Ab 1938 lebte er in Berlin als Lebensmittelhändler und Industrievertreter. Er arbeitete in einer Widerstandsgruppe um Erich Gniffke (ebenfalls SPD), den er aus Braunschweig kannte. Im August 1938 wurde er verhaftet und wegen Hochverrats vor dem Volksgerichtshof angeklagt. Das Verfahren wurde jedoch nach sieben Monaten eingestellt.
Im November 1939 wurde Grotewohl — wohl im Zusammenhang mit dem Attentat auf Hitler am 8. November im Bürgerbräukeller — wiederum verhaftet. Nach seiner Entlassung im Februar 1940 arbeitete er wieder in Berlin als kaufmännischer Angestellter, daneben widmete er sich in seiner Freizeit vermehrt der Malerei (1944/45 entstand u. a. ein Zyklus von acht Ölgemälden „Menschen der Stille“). 1945 konnte er sich seiner Einberufung zum Volkssturm durch Untertauchen entziehen. Ab 1946 war er in der SED und von 1949 bis 1964 Ministerpräsident der Deutschen Demokratischen Republik.[/i][/size]
de.wikipedia.org/wiki/Otto_Grotewohl
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(Vorläufer des Weißen Riesen... Sunlicht-Werbung 1913, Fotoquelle )
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Soldatengruppe 1913 - vor einem Denkmal in Braunschweig
Fotoquelle


Geheimdienstchef - ein Braunschweiger wird befördert
Walter Nicolai* wurde als Sohn eines preußischen Hauptmanns und einer Bauerntochter in Braunschweig geboren. 1893 schlug er die militärische Laufbahn ein. Er studiert von 1901 bis 1904 an der Kriegsakademie in Berlin. Zur Ausbildung gehörte auch, dass er Generalstabsreisen unternahm. Diese Reisen führten ihn kurz vor seiner Berufung als Chef des Nachrichtendienstes der deutschen Obersten Heeresleitung auch nach Russland. Er sprach fließend Russisch. Nicolai wird als ultrakonservativer, kaisertreuer, unpolitischer, gleichwohl das politisierte Offizierskorps des Kaiserreichs vertretender Offizier beschrieben.


Oberstleutnant Walter Nicolai

1906 begann seine Karriere beim militärischen Geheimdienst des Kaiserreichs III B, als er die Nachrichtenstation in Königsberg übernahm. Er baute die Nachrichtenstation Königsberg zum Führungsstab für die Spionage in Russland aus. 1913 erfolgt die Beförderung zum Chef des Geheimdienstes.
Nach zweijähriger Dienstzeit wurde er Anfang dieses Jahres Chef des Geheimdienstes III B, die u. a. zur Aufklärung des österreichischen Spionagefalls Redl beitrug. Er richtete den Geheimdienst III B intensiv auf den Krieg aus. Nicolai : „Vor jeder Neuerwerbung, Lieferung pp. frage sich der N.O. [Anmerkung: N.O. = Nachrichten-Offizier]: Welchen Nutzen bringt sie für den Krieg.“

*Leiter deutschen Geheimdienst von 1913 bis 1919.
https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Nicolai_(Geheimdienstoffizier)
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Neues aus dem Cinemaskope - Braunschweiger Schauspieler als Charakterdarsteller in den neuen Stummfilmen

Auch der aus Braunschweig stammende Paul Anton Heinrich Rehkopf (41) - mit dem Kunstnamen Paul Rehkopf - möchte sich nun ebenfalls an der aufkommenden neuen Mode der Filmproduktionen beteiligen, die sich im Lande verbreiten. 1917 sollen die ersten Produktionen in den zahlreichen Lichtspielbühnen gezeigt werden. Dazu wird er die Filmmetropole Berlin aufsuchen. Debütiert hat Rehkopf bereits 1891 in Rostock, spielte sogar auf den Bühnen Basels und Zürick. Noch ist er in Posen, Mainz, Breslau und an den königlichen Schauspielen in Wiesbaden engagiert.


Paul Rehkopf (rechts) im Film " Der Zinker" 1931

Trotz seiner großen Beliebtheit und festen Engagements auf zahlreichen Bühnen des Landes, möchte sich Rehkopf dem so genannten "proletarischen Filmwerken" widmen, wo er sich sogar um Randfiguren und Nebenrollen bemüht. Sogar ein Drehbuch über einen Zuhälter namens Karl Grunes findet sein Interesse. Auch das Thema Thomas Münzer in einer Luther-Verfilmung findet Rehkopf durchaus interessant.
de.wikipedia.org/wiki/Paul_Rehkopf


Ausstellung des Braunschweiger Malers und Bildhauers Götz von Seckendorff

Der 24-jährige Künstler Götz von Seckendorff stellt demnächst diverse Werke einem interessierten Publikum vor. Es handelt sich dabei allerdings um recht befremdliches Werk. Triste Stadtansichten wechseln mit nacketen Weibern aus proletarischem Kreise. Die Porträts schmeicheln oft den dort Dargestellten wenig. Solche Kunst findet freilich nicht jedermanns Geschmack. Sie hat so gar nichts Romantisches, Erhabenes oder Heroisches.
 
 
Selbstbildnis, um 1910,
Öl / Leinwand, sig. u/r GS, Städt. Museum Braunschweig
 
"Seckendorffs Tod ist wohl der schwerste Verlust, den die deutsche Kunst in diesem Krieg erlitten hat". Insel-Verleger Anton Kippenberg im Juni 1916 an den Kunsthistoriker Julius Meier-Graefe.
www.vonradetzky.de/seckendorff.html




Zulassung zum Rechtsanwalt
Der gebürtige Braunschweiger Norbert (Nathan) Regensburger (27) Der unter dem Namen Nathan Ernst geborene Sohn des jüdischen Lederhändlers Moritz Regensburger und dessen Ehefrau Gertrud, geb. Schönlank, hat das Braunschweiger Wilhelm-Gymnasium besucht und nach dem Abitur die Rechtswissenschaften in München und Berlin studiret. 1908 legte er dann in Braunschweig das Referendarexamen ab und war während seiner Referendarzeit in Seesen und Braunschweig tätig. Er wurde 1911 mit der Dissertation Die pressgesetzliche Berichtigungspflicht in Rostock promoviert. Im Jahre 1911 änderte er seinen Vornamen Nathan in Norbert. Nach bestandenem zweiten Staatsexamen wurde er am 8. Juli 1912 als Rechtsanwalt zugelassen.
Zudem fungiert Regensburger Hauptvorstandsmitglied des 1893 gegründeten Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. Diese Vereinigung repräsentiert die Mehrheit der assimilierten bürgerlich-liberalen Juden in Deutschland, tritt für deren Bürgerrechte und ihre gesellschaftliche Gleichstellung ein und versucht, Judentum und Deutschtum miteinander zu vereinbaren. Er engagiert sich in der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP).
Die erste Rechtsanwaltskanzlei von Regensbuger befand ab Juli 1912 am Friedrich-Wilhelm-Platz 5. Seit Januar 1913 führt er die Kanzlei am Bohlweg 64/65


Bohlweg 1913

*war Mitglied des Braunschweigischen Landtages und von 1922–1924 dessen Vizepräsident. Von 1926–1932 war er Vorsteher der Jüdischen Gemeinde Braunschweig. Am 26. April 1933 beging Regensburger Selbstmord, nachdem am Vortag in der Braunschweigischen Staatszeitung eine Anzeige seiner beiden Kanzleisozien erschienen war, in der diese das Ausscheiden Regensburgers aus der gemeinsamen Praxis vermeldeten. Regensburger wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Braunschweig bestattet. Er zählte zu den profiliertesten Anwälten seiner Zeit. Im Prozess des welfischen Herzogshauses gegen den durch Regensburger vertretenen Freistaat Braunschweig ging es in den Jahren 1921 bis 1925 um eine Abfindung für die am 10. November 1918 von der Braunschweiger Revolutionsregierung enteigneten herzoglichen Domänen und Güter. Im Oktober 1925 einigte man sich in einem Vergleich.
de.wikipedia.org/wiki/Norbert_Regensburger

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Herzliche Grüße aus der Heimat
Diesen Gruß erhielt 1913 Familie Ernst Berthel, Linden/Hannover, Egestorffstr. No. 5:

Ansichtskarte / Postkarte Braunschweig, Partie am Bahnhof, Teich, Brücke, Park - 1913

Quelle

"Lieber Ernst!
Im Auftrage Deiner lieben Gattin teile ich Dir mit, daß Sie es vor Sehnsucht nicht mehr aushalten kann und beschlossen hat morgen Freitag abend 7.50 (Uhr) in Dalem (?) wieder einzutreffen. Viele Grüße von uns allen, besonders von Deiner Alten. Junge, Junge, Fr.."


Neubau an der Wendenmühle
Die alte Wendenmühle erhält ein neues Wohngebäude für den Müller. Die Bauarbeiten sind bereits 1912 im Anfang begriffen und nähern sich im jetzigen Jahr seiner Vollendung. Hier ein Blick des Hauses vom Garten aus.


Bild: www.schwarz.fm/

*Das freistehende 2 1/2geschossige Fachwerkhaus mit massivem Sockel war das Wohnhaus des Mühlenbesitzers. Es wurde vor dem 1. Weltkrieg nach dem Brand des Vorgängerbaus mit anklingenden Jugendstilformen dieser Zeit neu erbaut.Das Haus ist seit 1995 “Einzeldenkmal” nach dem Denkmalschutzgesetz. Weitere Informationen zum Thema Denkmalschutz und Ortsgeschichte bietet der Artikel “Bemerkenswert – Wendenmühle“.
www.schwarz.fm/bemerkenswert-wendenmuehle/


Generationenunternehmen SARG-MÜLLER - Frauen übernehmen den Betrieb

Braunschweig 1913 - Soeben gibt die Wittib, Frau Clara Müller und Tochter Edith bekannt, dass das Traditionsunternehmen unter dem bekannten Namen Sarg-Müller (gegr. 1860), durch die beiden Frauen weitergeführt wird. Der Gatte war bereits verstorben, Sohn Alfred Müller, der die Nachfolge antreten sollte, wurde ins Deutsche Herr eingezogen.
www.sarg-mueller.de/chronik.html




Käthe Buchler, Portfolio Frauen in Männerberufen, 1916
www.photomuseum.de/jahresgaben/jahresgaben.html

Firma Saloschin & Co Gummigroßhandlung in der Leonhardtstraße schließt -
Neueröffnung noch dieses Jahr in der Berner Straße


Der Inhaber der Firma Saloschin & Co., Max Guhrauer*, ist seit 1900 hier in unserer Stadt ansässig (früher Moltkestraße) gibt bekannt, dass er seinen Firmensitz ab diesem Jahr von der Leonhardtstraße zur Bremer Straße verlegen wird.

Guhrauer ist von Beruf Kaufmann und als solcher Mitinhaber der Firma Saloschin & Co, einem Großhandel für Gummiwaren. Die Firma gehörte dem Vater seiner Ehefrau, eine Geborene Saloschin, diese befand sich in der Schützenstraße.

*Max Guhrauer war der letzte Vorsteher der jüdischen Gemeinde Braunschweigs.
Ab 1933 erfolgten in schneller Abfolge weitere Umzüge: 1933 in die Lachmannstarße, 1938 in die Hennebergstraße und 1942 in den Neuen Weg. Von dort aus wurde er am 16. März 1943 nach Theresienstadt deportiert, wo er am 4. Juni desselben Jahres starb. Vier Tage später äscherte man ihn im Krematorium Theresienstadt unter der Nummer 17.305 ein. Sein Name wurde, mit einem falschen Sterbedatum, in den Familiengrabstein in Braunschweig eingraviert, obwohl Max Guhrauer dort nicht begraben ist.

stolpersteine-fuer-braunschweig.de/familie_guhrauer.html
de.wikipedia.org/wiki/Judenhäuser_in_der_Stadt_Braunschweig

Reformierte Kirche in Braunschweig - Einweihung des Gemeindehauses

Bereit 1912 hatte die Reformierte Kirchen-Gemeinde das Grundstück in Walllage gekauft. Nun, im Oktober 1913, wurden die zwei dort errichteten großen Häuser, das zur Straße gelegene Wohnhaus und das im Garten gelegene Gemeindehaus, eingeweiht. Neben der Bartholomäuskirche wurde der Gebäudekomplex am Wendentorwall nun zum Mittelpunkt des Gemeindelebens.
*In der Bombennacht im Oktober 1944 wurden beide Häuser schwer beschädigt, so dass die Gemeinde zunächst ihr „Zuhause“ verlor; lediglich „Notdächer“ schützten vor dem völligen Verfall.
www.reformierte.de/unsere-kirchen/gemeindehaus/
************************************** Ende Teil 2 ****************************************

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BRAUNSCHWEIGISCHES

Onlein-Zeitung 1913 - Leben & Lebenlassen
Von großen und kleinen Leuten und Menschen wie Du und ich...
******************************************* 1913 — TEIL 3 ****************************************
Aus der Welt des Sports


Fußballspielende Kinder um 1910
(Bildquelle Hamborn.net )

Braunschweiger brachte vor 39 Jahren den Fußball

Wir schreiben das Jahr 1913 und der Fußball hat sich in Deutschland prächtig entwickelt.
Dies haben wir vorrangig einem Braunschweiger zu verdanken, der ihn bei uns eingeführt und ausgebaut
hat und den vielen anderen Braunschweigern, die ihn ausgeübt und leidenschaftlich betrieben haben.

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(Bildquelle einestages.spiegel.de )

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1847 – 1913 Die Gründungsjahre


Zweifellos findet das Fußballspiel in Deutschland und Braunschweig seine Anfänge im Wesen des Turnens.
Über Turnlehrer und Sportvereinigungen wurden Leibesübungen über sonstige sportliche Betätigungen
geradezu gefördert, so auch das Ballspiel generell und damit auch die ersten Spiele, die mit einem Fußball
ausgetragen wurden.

Am 1. April 1847 wird der Braunschweiger Männer-Turnverein von drei süddeutschen Männern gegründet. Unter den ersten 13 Mitgliedern ist nur ein Braunschweiger – B. Siegfried, geb. 1824 in Magdeburg.

Der MTV Braunschweig (eigentlich: Braunschweiger MTV
von 1847) ist der an Mitgliedern stärkste und älteste Verein Braunschweigs. Allerdings wurde er nicht als Fußballverein,
sondern als Männer-Turnverein (daher abgekürzt MTV) im Jahr 1847 in Braunschweig gegründet.
Später sollte er auch eine Fußballmannschaft stellen. 1848 wird das freie Vereinsrecht eingeführt.
In diesem Jahr hat der MTV ca. 200 Mitglieder.
Im Jahr 1849 findet auf Anregung des MTV der 1. Allgemeine Turntag in Eisenach statt.
Braunschweig wird zu einem „Vorort“ der Turnerei bestimmt.

Turnen unter Polizeiaufsicht
1854/55 werden die Vereine werden unter polizeiliche Aufsicht gestellt. Dabei geht es der herrschenden Obrigkeit vor allem darum, die in den Vereinen oftmals aufkommende oppositionistische Meinung oder eine politische Gruppenbildung zu unterbinden. Die Zahl der Turner schrumpft im MTV auf 25. 1859 besteht der MTV Braunschweig nur noch aus 6 Mitgliedern, die ihn am 22. April 1859 auflösen.


Foto des deutschen Verlegers Wilhelm Bracke.
vor 1880 (Quelle: wikipedia)


1860 dann, nach dem 1. Deutschen Turnfest in Coburg, finden sich unter dem Braunschweiger Wilhelm Bracke junge Männer, die den Verein wieder aufleben lassen. Hermann August Franz Wilhelm Gotthard Bracke (* 29. Mai 1842 in Braunschweig; † 27. April 1880 in Braunschweig) war ein deutscher Sozialdemokrat, Verleger und Publizist. Er war maßgeblich an der Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschlands (SDAP), der Vorläuferin der heutigen SPD beteiligt.

Die Neugründung des Vereins unter dem Namen MTV Braunschweig erfolgt dann am 2. Dezember 1860. Der Turnrat erlässt einen Aufruf an alle Männer und Jünglinge in der Stadt, sich dem MTV anzuschließen. Offiziell formulierter Zweck des Vereins: Allseitige körperliche Ausbildung, mannhafte Gesinnung, Turn- und Fechtübungen, Turnspiele, Turnfahrten und Pflege des Gesangs vaterländischer Lieder.

1892 - Erste Turnhalle an der Petripromenade

1862 führt der MTV auch Fechtstunden mit dem Florett ein. Im gleichen Jahr beginnt man mit dem Bau einer eigenen Turnhalle an der Petripromenade. Sie ist die erste Turnhalle Braunschweigs, 34m lang, 18m breit und besitzt einen Loheboden (ein Gemisch von Sägemehl, Sand und Salz) und eine Galerie. Die Turnhalle wird 1890/91 abgerissen.

1871 wird das allgemeine Schulturnen eingeführt. Von Fußball weiß das deutsche Kaiserreich bis dato nichts. Den musste ihm ein Braunschweiger bringen...


Die "englische Krankheit" hält ein Einzug


1874 - Fußball auf dem "Exer" (Exerzierplatz)
(Bildquelle: einestages-spiegel.de )

Der erste Fußballplatz: Im Herbst 1874 fand hier, auf dem "kleinen Exerzierplatz" in Braunschweig, das erste deutsche Fußballspiel statt. Die Lehrer Konrad Koch und August Hermann warfen einen Ball ohne weitere Anweisungen zwischen eine Schülergruppe. Hermann hatte den Ball aus Großbritannien besorgt - dem Mutterland des Fußballs.



Braunschweiger Fußball-Pioniere

Anno 1874 war der englische Fußball bereits gut entwickelt und hatte sich auf der Insel eine ansehnliche Infrastruktur als auch ein gutes Vereinswesen gechaffen. In Deutschland hingegen war man skeptisch und sah in diesem Spiel eine Art "Wehrzersetzung" oder eine Gefahr für den "Erhalt deutscher Werte und Tugenden". In England hatte 1874 der englische Nationalspieler S.Widdowson bereits die Schienbeinschützer erfunden, darauf sogar schon ein Patent erhalten und ein neutraler Schiedsrichter leitete dort erstmals ein Fussballspiel, während Deutschlands Plätze noch Brache und das Fußballspielen verpönt waren.

Der in Braunschweig geborene Prof. Konrad Koch hatte sich intensiv mit dem englischen Fußballspiel beschäftigt und gründete 1874 in Braunschweig die erste deutsche Schüler-Fussball-Mannschaft, dazu gibt er auch die ersten deutschsprachigen Regeln heraus.


Konrad Koch
(Bildquelle: wikipedia)

www.fussball-kultur.org/thema-fussball/specials/2011-03-konrad-koch.html

Konrad Koch erzählt uns:

"Es war im Herbst, da ich mir aus London einen Fußball kommen ließ und mit diesem in Gemeinschaft mit meinem Freunde Prof. Dr. Koch auf dem Spielplatze der Schüler […] das Fußballspiel einführte. Es wird wohl der erste Fußball auf einem deutschen Spielfelde gewesen sein", notierte August Hermann in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Hermann, Turnlehrer am Braunschweiger Katharineum und guter Freund von Koch, war der wichtigste Unterstützer des Fußballnarren. So wichtig, dass ihm Koch sogar die eigentliche Hauptrolle bei der Einführung des Spiels in Deutschland zuschrieb. "Das größte Verdienst kommt A. Hermann zu, der den ersten Fußball auf die Braunschweiger Fußballplätze warf und damit den Anfang zur Einführung des englischen Spiels erst möglich machte."

( einestages.spiegel.de )

Der Braunschweiger Turnlehrer August Hermann (1835-1906) war ein Kollege von Konrad Koch am Gymnasium. Gemeinsam stellten sie ihren Schülern das Fußballspiel vor. Hermann ist dem deutschen Sport auch noch mit einer weiteren Leistung in Erinnerung: Er führte 1896 das Basketballspiel ein.


August Hermann
(Bildquelle: wikipedia)

1875 reist dann sogar eine Universitäts-Fussball-Mannschaft durch Deutschland und weckt das Interesse am Fussball, worauf auch an mehreren Universitäten in Deutschland Fussball-Mannschaften entstehen. Neu in dieser Zeit: Eine Querlatte ersetzt das bis dahin übliche Stoffband als obere Begrenzung des Tores.
In England werden in diesem Jahr auch die Halbzeitpause und der Seitenwechsel eingeführt.

"Ein Spiel hat 60 Minuten..."

Bereits fünf Jahre später, im Jahr1880, wird auch Deutschland nach englischem Vorbild die Dauer eines Spiels auf 60 Minuten festgelegt, wobei nach 30 Minuten eine Pause eingelegt wird, der Freistoß wird als Strafe festgesetzt und in Bremen wird mit der Gründung des Bremer "Football-Clubs" der erste "reine" deutsche Fußballverein gegründet.

1882 Kochs Fußballregeln...


( aus Kurt Hoffmeisters " Zeitreise durch die Braunschweiger Sportgeschichte ")
1883 folgt dann auch Berlin, wo der erste Berliner Football- und Cricket-Club in Gründung geht.


Neue Turnhalle in der Güldenstraße 11

Neue Turnhalle Güldenstraße
( aus Kurt Hoffmeisters " Zeitreise durch die Braunschweiger Sportgeschichte ")

1886 erfolgt in Braunschweig der Abriss der alten, nicht mehr benutzten Woltersbrauerei in der Güldenstraße 11. Es erfolgt an seiner Stelle der Neubau einer Turnhalle. Am 30. Januar 1887 wird die Turnhalle eingeweiht.

Die englische Liga wird 1888 gegründet, die 12 Vereine umfasst. Sie ist zudem die erste Liga weltweit. In Deutschland wird am 15. April 1888 der
"Berliner FC Germania 1888" gegründet. Er ist der älteste deutsche Verein, der heute noch besteht und wo seit der Gründung Fussball gespielt wird.

Die Frauen erobern den Sport

Man ist vergleichsweise fortschrittlich in Braunschweig. Im Jahr 1888 führte der MTV Braunschweig als erster norddeutscher Verein das Frauenturnen ein.



Natürlich ist frau züchtig gekleidet in fußlangen Rock, Stehkragenblusen mit Schinkenärmeln und vollbringt in Schnürleibchen die vorgegebenen Turnübungen. Diese Übungen wurden nur durch männliche Vorturner den Damen vermittelt. Die "Mädchen seien gegen ihre Turnlehrer doch recht unbefangen, auch augenblickliche Verlegenheit, wie das Verlieren schlecht gebundener Unterröcke, der Haarhalter und sonstiger 'Derangements de Toilette' halte sie nicht von der nie gestillten Turnlust ab." äußerte Justus Carl Lion (*13. März 1829 in Göttingen, † 30. Mai 1901 in Leipzig), ein bekannter damaliger Turnpädagoge und Sportpionier.
Geturnt wird in den Vormittagsstunden; erst 1903 wird auch Damenturnen in den Abendstunden angeboten, um auch berufstätigen Frauen, die Gelegenheit dazu einzuräumen.

1889 wird beim MTV der erste bezahlte Turnlehrer eingestellt (vorher gab es nur Vorturner). In diesem Jahr erfolgt auch der Beginn des regelmäßigen Jungenturnens. 1891 führte der MTV Braunschweig am ersten Februar-Sonntag die erste Braunkohlwanderung (nur für Männer!) ein, diese Wanderungen erfolgen seit diesem Zeitpunkt jedes Jahr von der Matthäuskirche in Braunschweig nach Königslutter am Elm.

Gründung des Deutschen Fußball- und Cricket-Bundes

1890 gründete sich auf Betreiben von Konrad Koch der Deutsche Fußball- und Cricket-Bund , zu dessen Ehrenmitglied Koch ernannt wurde.

Hier der Vorstand des Zentralausschusses (Koch stehend rechts, Hermann stehend links).

(Bildquelle: einestages.spiegel.de )

1891 organisiert dann der “Bund Deutscher Fussballspieler” die erste inoffizelle Fussballmeisterschaft. Sieger wird der BFC Germania 1988 (Ältester Fussballverein Deutschlands). 1892 findet in Braunschweig der erste, dann regelmäßig veranstaltete "Lehrer-Spielkurs" statt. In der Leitung wechseln sich Konrad Koch und August Hermann ab.

Erste Spielkurse und Turnen für Lehrerinnen und Mädchen

August Hermann beginnt 1893 als erster mit zwei "Lehrerinnen-Spielkursen", die bis 1905 jährlich unter seiner Leitung stattfinden. Im gleichen Jahr wird auch ein regelmäßiges Turnen für Mädchen eingeführt


August Hermann mit Turnlehrerinnen
auf dem Schulhof des Neuen Gymnasiums
(Bildquelle: [url=http://books.google.de/books?id=vPhtr8droJIC&pg=PA24&lpg=PA24&dq=Dr.+Ernst+witte+braunschweig&source=bl&ots=7QcxgCiH7e&sig=0D--ERxtxVWaXDXBofkKSfEcqcY&hl=de#v=onepage&q=Dr.%20Ernst%20witte%
20braunschweig&f=false]"Zeitreise durch die Braunschweiger Sportgeschichte"[/url] von Kurt Hoffmeister)


Ab 1894 wird das Faustballspiel durch Otto Somburg und Dr. Ernst Witte eingeführt.
Was später Koch als Fußball in Braunschweig am Martino-Katharineum einführte, führten Otto Somburg und Ernst Witte fort.
Dr. Ernst Witte (*1868, †1949) zählte auch zu den Braunschweiger „Spiel- Enthusiasten“.


Ernst Witte
(Bildquelle: [url=http://books.google.de/books?id=vPhtr8droJIC&pg=PA24&lpg=PA24&dq=Dr.+Ernst+witte+braunschweig&source=bl&ots=7QcxgCiH7e&sig=0D--ERxtxVWaXDXBofkKSfEcqcY&hl=de#v=onepage&q=Dr.%20Ernst%20witte%
20braunschweig&f=false]"Zeitreise durch die Braunschweiger Sportgeschichte"[/url] von Kurt Hoffmeister)


Er war Schüler des Martino-Katharineums und später Lehrer dort. Witte hat zudem literarisch einiges über Leibeserziehung veröffentlicht, 1892 war sein "Deutsches Ringerbüchlein", 1895 "Die wichtigsten Schwünge des deutschen Ringens" erschienen. 1901 ging Witte an das Gymnasium in Blankenburg.
(aus: [url=http://books.google.de/books?id=vPhtr8droJIC&pg=PA24&lpg=PA24&dq=Dr.+Ernst+witte+braunschweig&source=bl&ots=7QcxgCiH7e&sig=0D--ERxtxVWaXDXBofkKSfEcqcY&hl=de#v=onepage&q=Dr.%20Ernst%20witte%
20braunschweig&f=false]"Zeitreise durch die Braunschweiger Sportgeschichte"[/url] von Kurt Hoffmeister)



Gustav Gravenhorst
(Bildquelle: [url= "Der Wegbereiter des Fußballspiels in Deutschland: Prof. Dr. Konrad Koch 1846" von Kurt Hoffmeister)

Auch der Schulrat Gustav Gravenhorst (*01.11.1866 Braunschweig, † 1881) ist als einer der Pioniere der Schulspiele genannt. Er besuchte das Katharineum und das Collegium Carolinum in seiner Heimatstadt Braunschweig, studierte dann in Leipzig und Göttingen und übernahm dann 1866 die Leitung des Braunschweiger Gymnasiums. Er erhielt den Titel "Schulrat" und 1881 "Oberschulrat". Ohne sein Wohlwollen und seine Förderung, so heißt es, wären Kochs und Hermanns Bestrebungen nicht möglich gewesen. In diesen Zeiten war es möglich, wegen Fußballspielens als Lehrer oder Schüler von der Schule verwiesen zu werden.
(aus
"Der Wegbereiter des Fußballspiels in Deutschland: Prof. Dr. Konrad Koch 1846"
von Kurt Hoffmeister)



Fußlümmelei in Braunschweig


(Bildquelle: einestages.spiegel.de )

Der neue Sport wurde kritisch als "Engländerei" bezeichnet. Zudem verunglimpfte man das Spiel als "Fußlümmelei" oder "Stauchballspiel" und "Englische Krankheit". In Bayern war es bis 1912 sogar verboten, Fußball zu spielen. Aber der Sport setzt sich durch.
Na ja, die Bayern brauchten eben ein wenig länger.

1895 schreibt der Pädagoge H. Schnell in einem Handbuch für Ballspiele :

"Es soll niemals gestattet sein, dass sich ein solcher Verein einseitig die Pflege eines einzelnen Sports, wie etwa des Fußballs, zur Aufgabe stellt. Das führt stets zum Sport, und dass der nicht zur Schule gehört, darüber herrscht in der Lehrerwelt wie in den Kreisen der Behörden eine bemerkenswerte Einmütigkeit."

(aus
"Der Wegbereiter des Fußballspiels in Deutschland: Prof. Dr. Konrad Koch 1846"
von Kurt Hoffmeister)



Braunschweiger gründen ihre Eintracht

Die Spieler gründeten in dem Jahr auch den ersten Fußballclub der Stadt, dem Braunschweiger Viktoria. Nach dessen Auflösung gründeten einige der Mitglieder Ende 1895 den Fußball-Cricket-Club Eintracht.


Leonhardplatz
Heute steht hier die Stadthalle von Braunschweig, zur Zeit Konrad Kochs wurde auf dem Leonhardplatz noch Fußball gespielt.
(Bildquelle einestages.spiegel.de )

Braunschweig - Am 15. Dezember des Jahres 1895 finden sich eine Handvoll Fußballinteressierte in der Wohnung von Dr.-Ing. Carl Schaper (Ecke Leonhardstraße / Adolfstraße) zusammen, um für eine gemeinsame Leidenschaft den »Fußball« einen Verein zu gründen. Der »Fußball- und Cricket Club Eintracht« wurde aus der Taufe gehoben. Zunächst gab es zwei Mannschaften, die untereinander neben Fußball auch Cricket und Football spielten. Die ersten Vergleiche mit anderen Vereinen fanden 1896 gegen den Hannoverschen FV 78 und MTV Braunschweig statt.
www.eintracht.com/eintracht/intern/chronik/1895-1913.html

Gründungsmitglieder sollten heißen: Karl (Carl) Schaper, Hans Dörffler, Willi Drohn, Alfred Ehlers, Adolf Fricke, Walter Glaser, Kurt Hagemann, Franz Klippel, Albert Koch, Fritz Lehmann, Hans und Willi Lemmer und Kurt Wilke .

Den einzigen Fußball des Vereins besitzt der langjährige Spielführer und Mittelläufer der "Ersten", Kurt Hagemann, der in der Nähe des Spielplatzes wohnt.

Als Umkleidekabine oder besser -raum dient einen Wagenremise, die zum damaligen Restaurant "Bella Vista" gehört. In der Wagenremise befindet sich eine Wasserleitung, welche damals als ziemlich bewunderten Luxusgegenstand avancierte. Neben einigen Kisten für Cricket-Gesellschaften befinden im Wagenschuppen ein langer Garderobenständer und zahlreiche Gartenstühle.
(aus
"Der Wegbereiter des Fußballspiels in Deutschland: Prof. Dr. Konrad Koch 1846"
von Kurt Hoffmeister)


Mehr Bolzplatz als Spielfeld

Bislang müssen wir uns die Spielplätze noch ziemlich rudimentär, teilweise sogar bewachsen und in recht unregelmäßiger Feldausdehnung vorstellen, wo Platz war, wurde eben gespielt. Das Publikum stand am Rand und sah dem Spielgeschehen zu.
1896 wird in den Jenaern Regeln festgelegt, dass das Fussballfeld frei von Bäumen und Sträuchern sein muss. Im ersten Städtespiel, welches 1896 in Deustchland stattfand, erlitten die Hamburger eine derbe Schlappe. Berlin besiegte die Hamburger mit 13:0!
1896 gab es in der rund 115.000 Einwohner zählenden Stadt Braunschweig gerade mal drei Fußballklubs, neben der Eintracht gab es den FC Germania und die Brunsviga Braunschweig .

1897 gab es z.B. Spiele gegen Preußen Berlin 0:2 und 2:2, Germania Berlin 1:8 und Victoria Magdeburg 3:2. Noch war aber an eine reguläre Meisterschaft nicht zu denken, es wurden lediglich Freundschaftsspiele ausgetragen. Außerdem war der Fußball noch einige Jahre lang mit einem negativem Image bezeichnet.

Dieses Foto gilt als eines der ersten Bilder der Eintracht. Es zeigt sie im Jahre 1899 gemeinsam mit dem Team Victoria Magdeburg, das 4:0 nach Hause geschossen wurde. 



Damalige Spielernamen sind kaum überliefert, zum Stamm zählten Ende des Jahrhunderts Spieler wie Rinkel, Gruppe, Franz Klippel , Walter Glaser , der Mittelfeldspieler und langjährige Spielführer Kurt Hagemann (Besitzer des ersten Fußballs!), Albert Koch , die Gebrüder Hans und Willi Lemmer , Johannes Runge , Weber, Carl Schaper , Felix Vogler (vereinslos), Nabel und Siebrecht.
Die Angreifer Otto Kämpfer und [url=http://braunschweigs-legende.jimdo.com/der-verein/die-gründung/
Wilhelm Kämpfer[/url], Willi Steinhof und Karl Magnus kamen ebenfalls hinzu, während die zuvor Vereinslosen Gerhard Buckendahl, Rudolf Detmar (Stürmer), Erich Eimbeck (Abwehrspieler), Walter Poppe , „Pott“ Söchting, Felix Vogler, der Stürmer August Zencker und Paul Zimmer durch die vielfältigen Aktivitäten des Vereins angelockt wurden. Da es sich bei den Mitgliedern der Blau-Gelben fast ausschließlich um den Nachwuchs angesehener Bürger handelte, galt die Eintracht als vergleichsweise „reich“.
(Quelle: braunschweigs-legende.jimdo.com/der-verein/die-gründung/ )

Der Mittelfeldspieler Walter Poppe (* 5. März 1886; † 24. Juni 1951) war ein deutscher Fußballspieler.
In seiner Vereinskarriere spielte Poppe für Eintracht Braunschweig. Mit den Braunschweigern wurde er 1908 Norddeutscher Meister.
Am 20. April 1910 spielte Poppe beim 1:5 gegen England in Berlin sein einziges Länderspiel. Er war der erste Nationalspieler in der Vereinsgeschichte Eintracht Braunschweigs. Dieses erste Länderspiel gegen England war zugleich das erste Heimspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft und ihr insgesamt zweites Spiel überhaupt.

Ob einer dieser Herren auf dem folgenden Foto abgebildet ist, ist nicht gesichert.


Die Eintracht 1908
(Bildquelle: Jägi-Jungs.de )


Johannes Runge - 1904 bei der Olympiade
Fußballspieler und Leichtathlet
(Bildquelle: wikipedia

Öffentliches Frauenturnen beim 10. Kreisturnfest
1899 findet beim 10. Kreisturnfest die erste öffentliche Massenfreiübung der Frauen mit den zwei Damenabteilungen des MTV Braunschweig statt. Es ist der Beginn einer neuen Ära: Bisher dominierte das Turnen, nun kommen Fußball, Handball,
Leichtathletik, Schwimmen und Rudern dazu.

Mehr als 10 Jahre, nachdem die Damen mit dem Turnen begonnen haben, treten nun Frauen anlässlich des 10. Kreisturnfestes an Öffentlichkeit. Dabei werden jedoch meist Massenfreiübungen vollzogen. Das ganze findet auf dem Exerzierplatz (sonst als Fußballplatz genutzt) statt. Es nennt sich "Spielfest für Damen mit Grenzball und Tamburinball" und verhilft in diesen Jahren dem Frauenturnsport zu einem weiteren Durchbruch.

Auch beginnen in diesen Jahren die Frauen mit den so genannten "volkstümlichen Übungen" wie z.B. Laufen, Wurf und Sprung. Die Kleider der "Fortschrittlichen" besteht bereits aus Pumphosen mit langen schwarzen Strümpfen.


Berliner Lehrerinnen beim Tamburinballspiel
(Bildquelle: [url=http://books.google.de/books?id=vPhtr8droJIC&pg=PA24&lpg=PA24&dq=Dr.+Ernst+witte+braunschweig&source=bl&ots=7QcxgCiH7e&sig=0D--ERxtxVWaXDXBofkKSfEcqcY&hl=de#v=onepage&q=Dr.%20Ernst%20witte%
20braunschweig&f=false]"Zeitreise durch die Braunschweiger Sportgeschichte"[/url] von Kurt Hoffmeister)


Im Jahr 1900 wurde der MTV Braunschweig zum eingetragenen Verein.

Der Fußball organisiert sich
Erste Schritte Richtung organisierter Fußball-Meisterschaften werden am 28. Januar 1900 getan, als der »Deutsche Fußballbund« , der DFB in Leipzig gegründet wurde. Mit dabei war Karl Stansch von Seiten der Eintracht, die somit Gründungsmitglied des DFB ist.

Ab 1901 gehört das Grundstück Güldenstraße mit der Turnhalle dem MTV.
Im Jahr 1902 konnte die Eintracht bereits drei Fußballmannschaften aufweisen, es dauerte aber noch bis zum 1.Mai 1904, dem Gründungsdatum des »Fußballverbandes für das Herzogtums Braunschweig«, bis endlich Meisterschaftsspiele in Braunschweig ausgetragen wurden.


Dieses Fotos zeigt die 1. und 2. Mannschaft der Eintracht 1902.
Die Eintracht zählt damals zu den besten Teams Deutschlands.

Es hatten sich drei Mannschaften gebildet. In den Jahren 1902 und 1903 wurden 18 Spiele von 22 Spielen gewonnen. Ein Spiel endete unentschieden, dreimal verlor man ein Spiel. "Die Erste" war mit den Stammspielern Erich Degen (Torwart, ehemals Brunsviga), Hans Meyerding (ehemals Brunsviga), Franz Klippel, Gruppe, Kurt Hagemann, P.Lemmer, Heimbeck, der Stürmer Rudlolf Detmar , Dörffler, [url=http://braunschweigs-legende.jimdo.com/der-verein/die-gründung/Wilhelm Kämpfer[/url] und Willi Steinhof besetzt.
(Quelle: Jägi-Jungs.de


Fußball für Frauen verboten!

Was auch ganz vergessen ist, es scheinen sich damals auch Frauen für den neuen Sport "Fußball" interessiert zu haben, jedenfalls sah man sich in England 1902 genötigt, die Frauen vom Spiel fernzuhalten. Frauen wird in England das Fussballspielen sogar verboten.

Am 1.Mai 1904 wurde der »Fußballverband für das Herzogtums Braunschweig« gegründet.
1905 hatte die Eintracht die lokale Vorrunde gewonnen und spielte im ersten Jahr ihrer Austragung gleich mit um die Deutsche Meisterschaft. Nach einem 3:2 Sieg gegen Hannover 96 in der Vorrunde verpasste die Eintracht durch ein 1:4 gegen den späteren Meister Union 92 Berlin den Einzug ins Finale.


Konrad Koch (rechts) und August Hermann (2. v. rechts)
während der Sedan-Wettkämpfe im Jahre 1904
(Bildquelle: einestages.spiegel.de )



"Die Löwentruppe" 1904
(Bildquelle Jägi-Jungs Braunschweig )

Neuer Sportplatz an der Helmstedter Straße
1905 gab es noch zwei weitere bedeutende Ereignisse für den Verein: Der eigene Sportplatz an der Helmstedter Straße wurde am 8. Oktober eingeweiht und die Fußballmannschaft gab am 25. Dezember ihr Auslandsdebüt mit 3:8 Toren bei Slavia Prag.

1906, 1907 und 1909 stand die Eintracht im Finale um die Norddeutsche Meisterschaft und verlor zwei mal gegen Viktoria Hamburg, zwei mal gegen Holstein Kiel und einmal gegen Altona 93. In dieser Zeit änderte der Verein am 12.10.1906 erstmals den Namen: Nun hieß der Verein »FC Eintracht«.

Nach der Gründung des »Norddeutschen Fußballverbandes« wurde in den Folgejahren bis zum 1.Weltkrieg erst die Norddeutsche Meisterschaft ausgetragen, deren Sieger dann an der Deutschen Meisterschaft teilnehmen durfte. Hier hatte die Eintracht immer ein gehöriges Wort mitzureden. Fast jedes Jahr führte der Weg über Hannover 96 (die meistens besiegt wurden) und Viktoria Hamburg (bei denen es leider meistens eine Niederlage setzte).
Siehe dazu auch:
Löwenblut76.de


1906 gründete auch der MTV Braunschweig eine Fußballabteilung.

Das Leder rollt...

Im gleichen Jahr gibt es neue Regeln, die dem Torwart verbieten, beim Elfmeter die Torlinie zu verlassen, er darf sich auf der Linie hin- und herbewegen, um den Schützen zu irritieren. Nach den neuen Regeln muss der Ball aus Leder sein, ferner dürfen die Fussballschuhe keine Metalleinlagen mehr haben. Der Schiedsrichter wird dazu angehalten Notizen vom Spielgeschehen zu machen.
Spätestens mit dem Besuch des Herzog Johann Albrecht am 8. März 1908 zu einem Spiel der Braunschweiger Eintracht vor 3.000 Zuschauern, hatte der Fußball dann auch endlich sein negatives Image abgelegt. 1911 hatte die Mitgliederzahl die 400 überschritten.

Auch der Abwehrspieler Robert Gericke spielte beim FC Eintracht von Juli 1907 bis Juni 1908.

In den Jahren 1908 und 1913 konnte sich die Eintracht gegen die Viktoria durchsetzen und wurde Norddeutscher Meister. Spieler wie der Torwart Stern Ahlborn, Beber (Stürmer), Dette, der Stürmer Richard Queck , der Mittelfeldspieler Otto Bülte (eigentlich Konrad Bülte, genannt "Otte"), der Stürmer W. "Priemchen" Mues , der Abwehrspieler Fritz Stamm , Walter Poppe , der Stürmer [url=]Rudolf Schramm[/url], der Mittelfeldspieler Kurt Hagemann und der Stürmer August Zencker bildeten die Meistermannschaft im Jahr 1908. Auch 1911 und 1912 stand die Eintracht im Finale um die Norddeutsche Meisterschaft.

Der ehemalige Braunschweiger Karl Mues , der nach Amerika ausgewandert war, unterstützte den Stadionneubau mit der Unterstützung von vielen Dollars, damit später in Braunschweig das Stadion an der Hamburger Straße gebaut werden konnte.


Die Eintracht 1908
(Bildquelle: Jägi-Jungs Braunschweig )

1911 schließt sich dann der Ballspielverein Wacker der Fußballabteilung des MTV Braunschweig an.
(Später - 1922 - kommt es zur Trennung und die Fußballer gründen den SC Leu).


Fußballspiel am 12. November 1911
(Bildquelle: einestages.spiegel.de )

;) Auf den Eintrittskarten zu den Spielen wurden die Regeln des Ballsports erklärt.
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Die Eintracht - Saison 1912/1913



Die Eintracht 1912

Die Spielzeit 1912/1913 sollte das glanzvollste Jahr unserer Eintracht werden. Man wurde erneut Norddeutscher Meister. Im Endspiel wurde die auf diesem Foto ebenfalls zu sehende Mannschaft von Victoria Hamburg mit 3:2 im eigenen Stadion bezwungen.

Leider konnte man an der Endrunde um die Meisterschaft nicht teilnehmen, da diese bereits im vollen Gange war, als in Norddeutschland noch der Meister gesucht wurde.

Während der Saison mit den Tottenham Hottspurs stellte sich erstmals ein internationaler Verein zum Vergleich vor. Das Spiel ging allerdings mit 1:4 "in die Bütten", wie es die Jägi-Jungs auf ihrer Homepage formulieren. "Damals traten gegen den Ball: Theiß, Dette, Buckendahl, Helmke, Zeidler, Fuhse, Schrader, Wald, Harder, Queck I und Queck 2".


Eintracht 1912
(Quelle: Jägi-Jungs.de )

Ein Bild aus der gleichen Spielzeit, dass nur die Unsrigen zeigt. Es entstand wohl im Anschluss an die Partie gegen Victoria. Von links oben: Wald, Otto Fritz "Tull" Harder , Helmke, der Stürmer Richard Queck , Rudi Queck, Fuhse und Zeidler. Unten sitzen v.L. Karl (Carl) Schrader, Karl Dette, Theis und Buckendahl.



Erfolgsmannschaft: NFV - diese drei Buchstaben standen nicht nur für den norddeutschen Fußballverband, sondern auch für schnörkellosen Erfolgsfußball. Dreimal gewannen die Vertreter von der Waterkant bis Kriegsende den Pokal - 1911, 1914 und 1917. Hier stellen sich die Sieger von 1914 der Linse des Fotografen. Die obere Reihe bilden: Walter Gamerdinger (Union Altona), Paul Zeidler (Eintracht Braunschweig), Ernst Möller (Holstein Kiel), Ernst Eikhof (Victoria Hamburg), Otto Harder (HFC 88), Richard Queck (Eintracht Braunschweig), Hans Reese (Holstein Kiel), Ersatzmann Georg Krogmann (Holstein Kiel). Unten von links: Adolf Jäger (Altona 93), Hugo Fick (Holstein Kiel), Karl Dette (Eintracht Braunschweig), Adolf Gehrts (Victoria Hamburg).

(Bildquelle einestages.spiegel.de )


Staatsempfang vor Rattan-Sesseln: Der greise General Podbielski (r.) lässt sich von DFB-Funktionär Georg Blaschke (2. v. r.) die Norddeutsche Auswahl vorstellen: Ganz links wartet Otto "Tull" Harder (HFC 88), daneben Walter Gamerdinger (Union Altona), Karl Dette (Eintracht Braunschweig), Hugo Fick (Holstein Kiel) und Ernst Möller (Holstein Kiel).
(Bildquelle: einestages.spiegel.de )


Der Stürmer Otto Fritz Harder, genannt "Tull"
(*25.11.1892 in Braunschweig , † 04.03.1956) hatte von Januar 1912 bis September 1912 beim Hamburger FC 1888 gespielt. Dann
spielte er von Oktober 1912 bis Juni 1913 beim FC Eintracht Braunschweig. Im Juli 1913 wechselete er zum Hamburger SV.




1913 - In Deutschland macht man erstmal Pause

Die Deutschen haben somit das Sommerloch selbst eingeführt. In Deutschland wird die Sommerpause (15.Juli bis 15.August) eingeführt.
Des Weiteren führt man die sogenannte 10 Yard Regel (9,15 m) ein, damit besteht ein gebührender Abstand zwischen Schützen und Gegenspielern.

www.fussball-historie.de/Geschichte.html


Turnen wird für "politisch" erklärt

Am 3. März 1913 wird die Freie Turnerschaft "für politisch erklärt" und aufgelöst. Es ist die erste Auflösung des Vereines im alten Kaiserreich. Die Entscheidung wird dann rückwirkend zum 1. Januar 1913. In den 9 Jahren ihres Bestehens war die Freie Turnerschaft von 80 auf nunmehr 1.221 Mitglieder angewachsen. Am 4. März 1913 wurde die "Neue Freie Turnerschaft" ins Leben gerufen.


Turnfest der Freien Turnerschaft 1913
zum 10-jährigen Bestehen

Trotz Polizeiaufsicht und politischer Widrigkeiten kann die Freie Turnerschaft am 23. und 24. August des Jahres 1913 mit rund 2.000 Teilnehmern ihr 10-jähriges Bestehen feiern.
(aus [url=http://books.google.de/books?id=vPhtr8droJIC&pg=PA24&lpg=PA24&dq=Dr.+Ernst+witte+braunschweig&source=bl&ots=7QcxgCiH7e&sig=0D--ERxtxVWaXDXBofkKSfEcqcY&hl=de#v=onepage&q=Dr.%20Ernst%20witte%
20braunschweig&f=false]"Zeitreise durch die Braunschweiger Sportgeschichte"[/url] von Kurt Hoffmeister)



Eintracht - die Saison 1913/1914

Nachdem man in den Jahren 1905 bis 1913 jeweils nur lokal eng begrenzte Vorrunden (in der Spielklasse Braunschweig) ausgetragen hatte, so feierte in der Saison 1913/14 die „Verbandsliga Norddeutschland“ seine Premiere.
Diese Klasse hatte die gleiche Ausdehnung wie heute der Regionalliga Nord und umfasste zehn Klubs, darunter Namen wie Werder Bremen, Hannover 96 und Holstein Kiel. Für die Blau-Gelben stand am Ende jedoch lediglich der fünfte Tabellenplatz zu Buche. Es sollte bis zum Jahr 1948 dauern, ehe wieder eine Liga mit dieser Ausdehnung in Norddeutschland existieren sollte, denn der ausbrechende erste Weltkrieg unterbrach die Weiterentwicklung des Fußballs.

1913 - Eintracht gegen Nürnbrger FC


Eintracht gegen Nürnberg 1913


Eintracht gegen Nürnberg 1913
(Bildquelle mitglied.multimania.de )

Der Nürnberger FC (Fußball-Club) zieht damals in den Zabo (Stadion) um. 8.000 Zuschauer fasst das Stadion, und die sehen zur Eröffnung gegen den norddeutschen Meister Eintracht Braunschweig ein unterhaltsames 5:3 für die Eintracht.
www.ariva.de/forum/1-fc-nuernberg-275637?page=23#jumppos596
_________________________

Quellen:
www.eintracht.com/eintracht/intern/chronik/1895-1913.html
braunschweigs-legende.jimdo.com/der-verein/die-gründung/
de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Fußballspieler_von_Eintracht_Braunschweig
www.weltfussball.de/teams/eintracht-braunschweig/10/
www.loewenblut76.de/dieeintracht/dieruhmeshalle/offizielle.html
mtv-bs.de (PDF)
de.wikipedia.org/wiki/MTV_Braunschweig
braunschweig.de (PDF)
braunschweig.de
braunschweig.de
fanprojekt-braunschweig.de (PDF)
www.btsv-welt.de/haupt4.html
einestages.spiegel.de
fußball-kultur.org
de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Fußballverbände_1890–1933


BUCHTIPP "Der Fußball-Lehrer"



Das Buch „Der Fußball-Lehrer. Wie Konrad Koch im Kaiserreich den Ball ins Spiel brachte“ von Malte Oberschelp ist bereits 2010 beim Werkstatt-Verlag erschienen. Der Autor wertete eine Vielzahl von Kochs Schriften und bisher verschüttete Quellen aus. Dem Leser verschafft er so einen Zugang zu den frühsten Entwicklungsschritten des Fußballs in Deutschland.
www.werkstatt-verlag.de/?q=node/308
************************************************* Ende Teil 3 ************************************************************

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BRAUNSCHWEIGISCHES

Onlein-Zeitung 1913 - Leben & Lebenlassen
Von großen und kleinen Leuten und Menschen wie Du und ich...
******************************************* 1913 — TEIL 4 ****************************************
Moderne Zeiten - Verkehr und Technik

Braunschweig konnte 1913 und auch viele Jahre davor ziemliche viele pfiffige, helle Köpfe vorweisen, die die Stadt unternehmerisch als auch wissenschaftlich und technisch voran brachten. Der Ruhm dieser technischen als auch wissenschaftlichen Pionierleistung ging dabei weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus, wenn da nicht zwei Kriege, befohlen von der Obrigkeit dazwischen gekommen wären...

Verkehrsnachrichten: Staatsbahnhof in Braunschweig

Braunschweig - Der Bahnverkehr im Jahr 1913 verbindet unsere Metropole zu den wichtigsten Handelsmetropolen nach Norden, Süden, Osten und Westen gleichermaßen. Er wird für das Herzogtum Braunschweig als erster Staatsbahnhof erklärt. Seine Bedeutung ist immens.


Staatsbahnhof Braunschweig 1913


Blick in die Bahnhofshalle 1895 des Vorläuferbaus


Bahnhof Braunschweig - Blick in die Wartehalle der 3. Klasse


Bahnhof Braunschweig - Blick in die Wartehalle der 1. Klasse
(Bildquellen: www.heiko-krause.de/staatsbahnhof/ )

Vertrag zwischen Stadt Braunschweig und der königlich Preußischen Eisenbahndirektion Magdeburg

Braunschweig 1913 - Was wäre technischer Fortschritt ohne günstige Verkehrsverbindungen und die Entwicklung der Infrastruktur? Das hat auch unsere Stadt bereits während ihrer früheren Zeiten als Handelsmetropole, zur Zeit der Hanse und natürlich auch im Zuge der aufkommenden Industrialisierung gut erkannt und deshalb Planungen und die Realisierung eines gut funktionierenden Verkehrsnetzes unternommen.

Um 1910 entstanden die ersten Flächennutzungspläne. Die Verlegung des Personen- und Güterbahnhofs wurde gefordert, da das Rangieren auf dem zu klein gewordenen Kopfbahnhof zu viel Zeit in Anspruch nahm.

1913 wird der Vertrag zwischen der königlich Preußischen Eisenbahndirektion in Magdeburg und der Stadt Braunschweig für den Durchgangsbahnhof geschlossen. Voraussetzung ist die Verlegung des veralteten Güterbahnhofs Rüningerfeld und des Ostbahnhofs. Die bestehenden Güterbahnhöfe an der Verladestraße am Nordbahnhof, am Hauptbahnhof, Westbahnhof, Madamenweg, Hildesheimer Straße, Celler Straße und die beiden in Gliesmarode sollen zusammengelegt werden.


Nordbahnhof (1886 erbaut)

Der 1886 gebaute Nordbahnhof war der Repräsentationsbau der BLE, die hier ihre Eisenbahnverwaltung untergebracht hatte. Der Westbahnhof – er hieß bis 1892 „Wilhelmitor-Bahnhof“ – ist der Ausgangspunkt für Ausflügler zum Thieder Lindenberg oder in die Lichtenberge.
(Quelle: pentapolis.gibs.info/index.php?id=958 )

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Anzeige
1899
(Bildquelle: wikipedia )
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Verkehrsführung und -aufkommen

Die wichtigste Hauptverkehrsstraße führt vom Bahnhof über die Friedrich-Wilhelm-Straße –- Münzstraße – Casparistraße bis zum Hagenmarkt.


Der Hauptbahnhof 1914 (heute NORD/LB)
(Bildquelle: www.akpool.de )


Friedrich-Wilhelm-Platz 1901
(Bildquelle: www.akpool.de )


Münzstraße Ecke Damm 1908
(Bildquelle: denktag.archiv.de)

Die Firma Schröder und Co . wird am 01.03.1903 von Simon Hamburger eröffnet. Das Geschäft liegt an der Ecke Damm / Münzstraße und ist ein kleines Spezialhaus für Herren- und Knabenbekleidung. Auf dem Foto rechts ist die Firma an ihrem ursprünglichen Ort abgebildet.

1908 zieht die Firma um. Der neue Firmensitz befindet sich nun am Damm 40. Später werden umliegende Grundstücke am Hutfiltern und Kattreppeln hinzugekauft und das Geschäft wird weiter ausgebaut.



Münzstraße vor 1900 - rechts die Feuerwache (1954 abgerissen)
(Bildquelle: de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/439618 )


Hagenmarkt mit Hagenschänke (rechts im Bild) 1912
(Bildquelle: www.akpool.de )
Diese Schänke gehörte einst ab 1811 Ricarda Huchs Großvater, Heinrich Huch. Im 2. Weltkrieg zerstört, 1956 wieder eröffnet.

Hier ist das Regierungsviertel der Stadt Braunschweig entstanden mit Geschäftshäusern und Verwaltungsbauten der Justiz, der Polizeidirektion, dem Rathaus, und der Finanzverwaltung (heute Nord/LB). Die Münzstraße verläuft etwa am ehemaligen Burgmühlengraben.

Die Idee einer vom Burgplatz ausgehenden Prachtstraße tauchte bereits 1889 im Plan des damaligen Architekten und Stadtbaurats Ludwig Winters auf mit dem Zielpunkt der Errichtung einer späteren herzoglichen Sommerresidenz in Riddagshausen.


Kaiser-Wilhelm-Straße 1909
(Bildquelle: www.ak-ansichtskarten.de )

Die Planung und Ausführung der repräsentativen Achse „Kaiser-Wilhelm- Straße“ (heute Jasper-Allee), die vom Theater zu den neu geschaffenen Parkanlagen Stadtpark und Prinzenpark führte, prägte die großbürgerliche, prächtige Ausstattung des östlichen Ringgebietes.
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Das hölzerne Bildungssystem



(Fundstelle: Technikerverein )

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Seuchengefahr verlangt nach planvoller Stadtgestaltung

1890 hatte unsere Stadt schon 100.000 Einwohner, jeder Dritte wohnte in der Innenstadt; die hygienischen Verhältnisse waren schlecht, es bestand Seuchengefahr.

Zwischen Mittelalter und Historismus


Meinhardshof um 1900 - rechts "Uhrmacher Max Rausch"

Auch wenn heute noch viele bürgerliche Prunkbauten stehen, die Bevölkerung draußen auf dem Land oder so mancher alter ansässiger kleiner Handwerksmeister hauset noch in windschiefen Hütten und zugigen Kämmerlein, worin der kaum Hygiene noch genügend Licht zu finden vermag.


Meinhardshof um 1900 - links "Schleiferei Ritter"
(Bildquelle: akpool.de)

Zumeist leben in einer Kammer sechs bis zehn Personen nebst Großeltern. Oft gibt es nur eine Waschgelegenheit (Waschbecken) auf dem Flur und eine Außentoilette im Hof. Oder man ging in die Badeanstalt, wenn man es sich leisten konnte.

Andere sind vom Land in die Stadt gekommen, um leichter Arbeit zu finden. Diese wohnen, bis sie ein eigenes Quartier für sich und ihre Familie gefunden haben, als sogenannte "Schlafburschen" bei Familien, die ihnen ein becheidenes Schlaflager bieten und auch gegen Kostgeld Mahlzeiten zubereiten. Küche und Schlafplatz befinden sich oft in einem Raum.


Bauernkarte in Waggum um 1910
(Bildquelle: akpool.de)

Auch draußen vor der Stadt lebt man nicht im Überfluss und von der schweren Arbeit auf den Feldern, Maschinen sind eher noch rar im Einsatz. Als dann in Braunschweig die ersten Fabriken öffnen, ziehen viele vom Land in die Stadt.


Blick in den Wohnraum eines wohlhabenderen Bauern um 1900
(Bildquelle: akpool.de)


Armut - eine Arbeiterfamilie 1902 in Hamburg
(Bildquelle: wikipedia/Armut)

Um Wohnungsnot und Seuchen vorzubeugen, bedarf es also einer Stadtplanung. Die Industrialisierung war insofern auch die Herausforderung jeder größeren Stadt, sich auf den Bedarf und Zulauf von Arbeitskräften rechtzeitig und passend einzustellen. Neben reinen Arbeiterbauten (Mietwohnungen oder Einfamilienhäusern) wurden auch Geschäftshäuser mit Wohnungen und größere Bürgerhäuser hochgezogen. Das Gesicht der Stadt unterlag damals einem starken Wandel.

Ringstraße als Hauptverkehrsader

Der Herr Architekt und Stadtbaurat Winter schlägt eine Ringstraße als Hauptverkehrsader vor. Sie soll von der Frankfurter Straße im Westen bis zum Leonhardplatz im Osten reichten. Da Regierungsgebäude schon innerhalb der Stadt gebaut wurden, sollen Wohnbauten weiter außerhalb entstehen. Dieser Ring soll den Namen „Wilhelminischer Ring“ erhalten.
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(Fundstelle: Techniker-Verein )
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Mensch, sei helle! - Straßenbeleuchtung für unser Stadt

Braunschweigs Straßen werden mit modernen Gaslaternen beleuchtet. Dezeit macht uns die Einführung der elektrischen Straßenbeleuchtung in Braunschweig ganz besondere Schwierigkeiten. Hier sehen die geneigten Leser die Entwürfe Herrn Winters zu Gaskandelabern aus Gusseisen, die auch Passanten zum Verweilen und Zeitunglesen einladen.


Gaskandelaber mit Sitzbank von Ludwig Winter
 
Wohnen im Grünen und großbürgerliche Eleganz
 
Braunschweig - Das östliche Ringgebiet kennzeichnet großbürgerliche Eleganz: Der Altewiekring ist in herrschaftlicher Bauweise im Stil der Gründerzeit gebaut und ähnelt der Kaiser-Wilhelm-Straße (heute Jasperallee).

Altewiekring (coloriert um 1900)

Altewiekring (vermutl. 1925)
(Bildquelle: antik.falkensee.de)

Ein breiter baumbestandener Mittelstreifen dient als Promenade für die Damen und Herren der Gesellschaft sowie als komfortabler Reitweg.
(Quelle: pentapolis.gibs.info/index.php?id=956 )
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Werbung 1904 - Kauft Braunschweiger Wurst,
Spargel, Zuckerrüben und Kaffee aus Cichoria.
(Bildquelle: de.wikipedia.org/wiki/Konservenindustrie_in_Braunschweig )
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Braunschweig - marktführend und Zentrum der deutschen Konservendosenproduktion

Unsere Stadt hat bereits langjährige Erfahrung in der Herstellung von Konserven und der Haltbarmachung wichtiger Lebensmittel.
Schon vor dem Jahr 1847 existierten zwei Herstellbetriebe, die jedoch bald wieder schließen mussten. Der Braunschweiger Chemiker und Liebig-Schüler, Franz Varrentrapp (1815–1877) regte die Konservierung von Spargel in Metalldosen an. Erste Versuche in Braunschweig führten die Klempnermeister H. J. Pillmann († 1873) im Jahre 1850 und kurz darauf Daubert durch. Eines der ältesten Unternehmen ist die 1852 gegründete Firma P. W. Daubert am Bohlweg 9 (1864 Marstall 3, 1922 Wiesenstraße 1). Ihr folgten 1863 die Firmen Gebr. Grahe (1874 Bültenweg / Rebenring) und 1864 A. W. Querner. Hermann Querner († 1881) begann 1862 mit dem Anbau von Spargel, den er seit 1864 als Konserven vertrieb. Die Produktion von Querners Spargel- und Gemüsekonserven wurde im Jahre 1900 durch Früchtekonserven ergänzt. Max Koch (1852–1923) gründete 1881 in der Bertramstraße eine Konservenfabrik, in der auch Blechdosen hergestellt wurden. Die Produktion wuchs von 70.000 Dosen im ersten Jahr auf 2 Millionen im Jahr 1890 und 7 Millionen im Jahr 1905. Zu diesem Zeitpunkt war Koch die größte Braunschweiger Konservenfabrik mit 290 Arbeitern, davon 250 Frauen. Die Firma baute Spargel und Gemüse selbst an, verarbeitete zusätzlich Wild, Geflügel, Würste, Suppen und Fleischextrakt (Markenname „Kochil“). Sie alle fingen klein an, zunächst kleine Handwerksbetriebe, in denen Dosen hergestellt, abgefüllt und durch Einkochen sterilisiert wurden. Viele Unternehmen, die landwirtschaftliche Erzeugnisse zur Konservierung verarbeiteten, produzierten zunächst die dafür benötigten Dosen selbst. Mit einer Anbaufläche von 600 Morgen ist Grahe um 1900 Braunschweigs größter Gemüseanbaubetrieb. Die Zahl der dort beschäftigten Arbeitskräfte war von 116 im Jahre 1874 auf ungefähr 700 im Jahr 1900 gestiegen.

Von Autoklaven und Küchensklaven

1873 ermöglichte dann die Einführung des Autoklaven zur Sterilisation unter Druck den Bau der ersten größeren Konservenfabrik durch die Gebrüder Grahe. Die ansässigen Braunschweiger Maschinenbaufirmen sorgten für weiteren Aufschwung in der Konservenindustrie. 1875 entwickelt R. Karges Hilfsmaschinen wie die Erbsenlöchtemaschine zum Enthülsen der Erbsen, Falzdosen und Verschlussmaschinen. 1890 wurden Dosenverschließmaschinen. Die Jahresproduktion der Braunschweiger Fabriken liegt Ende des 19. Jahrhunderts bei circa 15 Millionen Kilodosen, die deutschlandweit Absatz fanden. Braunschweig wurde so zum Zentrum der deutschen Konservendosenproduktion.


Spargelschälerinnen um 1900
(Bildquelle: wikipedia)

Vor allem ungelernte Frauen finden dort Arbeit, weil die Lebensmittel zuvor für die Konservierung dosengerecht vorbereitet werden müssen. Da kommt Vorerfahrung als gelernte Hausmutter gerade recht.

Minna Fasshauer - eine Arbeiterin wird erste deutsche Ministerin

Auch die junge Minna Nikolai (*10.10.1875) ist aus Bleckendorf (Egeln) in die große Stadt gezogen, um Lohn und Brot zu finden. Minna stammt aus einfachen Verhältnissen. Als sie drei Jahre alt war, war ihr Vater gestorben. Da die Familie keinerlei finanzielle Unterstützung erhielt, mussten die Kinder bereits früh für sich selbst sorgen.

Seit 1893 arbeitet sie nun als 18-Jährige in der Stellung eines Dienstmädchens in Braunschweig, später war sie Flaschenspülerin, Waschfrau und Arbeiterin in der Konservenindustrie. Lesen und Schreiben hatte sie in ihrer Kindheit und Jugend nicht gelernt. Jetzt, da sie erwachsen war, brachte sie sich beides selbst bei.
Ostern 1899 heiratete sie den Schmied Georg Faßhauer, mit dem sie zwei Kinder hatte. Durch ihn bekam sie Zugang zu politischen Schriften und Kontakt zur Arbeiterbewegung in Braunschweig. Faßhauer arbeitet in damals "illegalen" Frauengruppen. Sie setzt sich bald besonders für die Rechte junger arbeitender Frauen und die Gleichberechtigung ein. Minna Faßhauer leistet in dieser Zeit auf regionaler Ebene einen großen Beitrag, dass 1908 das Verbot der politischen Betätigung von Frauen in der Region Braunschweig aufgehoben wurde.


Minna Faßhauer
(Quelle: pentapolis.gibs.info/index.php?id=236 )

Ab 1912 ist sie in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) tätig und nimmt als Delegierte an den Frauentagen der Partei teil. Da sie in Braunschweig in der Nähe des späteren Präsidenten der Sozialistischen Republik Braunschweig, August Merges, wohnt, lernt sie den engagierten Sozialdemokraten kennen und arbeitet eng mit ihm zusammen.

Erste deutsche Ministerin - Minna Faßhauer

Als erste Frau Deutschlands war sie später als Ministerin eingesetzt und übernahm als "Volkskommissarin" ab 1918 die Aufgaben des Kultusministeriums. Sie war verantwortlich für die Volksbildung, wo ihr im November die Aufhebung der geistlichen Schulaufsicht gelingt. Auf ihr Betreiben hin wurde die Religionsmündigkeit auf das Alter von 14 Jahren heruntergesetzt. Sie regiert resolut, schlicht und ohne bürokratischen Aufwand.

Hermann Wallbaum, KPD-Mitglied und Zeitzeuge der Novemberrevolution in Braunschweig, beschreibt sie folgendermaßen:

„Die wurde von der bürgerlichen Presse hingestellt als dummes Weib: kann nicht lesen und schreiben, so etwa; beherrscht die deutsche Sprache nicht […] Jedenfalls war die ’ne ehrliche und aktive Frau, die für die Bewegung alles hergab. Sie war eine Waschfrau und ging von Haus zu Haus und wusch den Leuten die Wäsche. Eine richtiggehende Arbeiterin in den untersten Reihen. Merges und Robert Gehrke standen mit ihr in enger Beziehung; ich weiß bloß, daß sie sich aus dem niedrigsten Milieu raufarbeitete durch Lesen und so weiter. Verschiedene Schnitzer, die da beim Schreiben vorkamen, die hat die Bourgeoisie ausgeschlachtet.“


Nach dem frühen Ende der Räterepublik 1919 wirkte Minna Faßhauer 1920 bis 1923 in einer Splittergruppe der KPD, der KAP (Kommunistische Arbeiterpartei), mit, wurde mehrfach verhaftet, angeklagt und vor Gericht gestellt.

Natürlich beteiligte sie sich auch aktiv am Widerstand gegen den Nationalsozialismus, war an Herstellung und Verteilung von Schriften wie beispielsweise "Kampfsignal", "Der rote Rebell" und "Deutscher Mann, was nun?" beteiligt. Dementsprechend wurde sie wieder verhaftet und wegen Vorbereitungen von hochverräterischen Handlungen verurteilt und ins Konzentrationslager Moringen (Göttingen) gebracht. Nach der Befreiung kehrte sie nach Braunschweig zurück und kandidierte dort ab 1946 mehrere Jahre auf den Listen der KPD.
(Quellen: wikipedia und pentapolis.gibs.info/index.php?id=236 )


Arbeiten in der Konservenfabrik

Der Verdienst der Frauen schwankt in Abhängigkeit von den Arbeitsbedingungen (Akkord-, Heim- oder Fabrikarbeit) erheblich. Der durchschnittliche Stundenlohn liegt bei 13 Pfennig. Die tägliche Arbeitszeit in den Fabriken liegt bei bis zu 11 Stunden, in Ausnahmefällen bei 13 und in Extremfällen sogar bei 17½ Stunden. Natürlich haben wir seit 1890 Arbeitsschutzgesetze, die Sonntags- und Nachtarbeit für Frauen strengstens verbieten, doch die Waren müssen zeitnah und möglichst frisch verarbeitet werden, deshalb schert es die Produktionsleitung und Geschäftsführer der Unternehmen wenig. Manche Arbeiterführer wünschen sich - ein Hohn und unverschämt - einen "Acht-Stunden-Tag" (erst 1918 eingeführt). Wo kämen wir da nur hin, wenn Fleiß und Ausdauer nachließen? Außerdem führte dies zu keiner spürbaren Entlastung, da es ja zur Genüge "Sonder-Vereinbarungen" zu finden gibt, um diese lästigen Vorschriften umgehen zu können. Die Entlohnung der Frauen betrug z. B. 1905 durchschnittlich die Hälfte der der Männer, Heimarbeiterinnen verdienen noch weniger.

Im Zeitraum 1875 bis 1900 wurden in Braunschweig 34 Konservenfabriken gegründet. In der Karlstraße 35 befindet sich die 1895 gegründete Konservenfabrik Brunsviga. Die Julius Roever KG (später Roever AG) im Gartenkamp 82 beschäftigt mehrere Hundert Arbeiter und stellte Marmeladen und Manöverkonserven her. Die Firma unterhält eigene Spargel-, Gemüse- und Obstkulturen. In der Kreuzstraße 17/18 hat sich 1877 die Konservenfabrik H. C. Jentsch & Sohn gegründet, die Gemüse- und Früchtekonserven produziert. Der Hersteller Hermann Pinkepank in der Pfingststraße 11 vertreibt überwiegend Spargelkonserven. Gemüse-, Pilz- und Obstkonserven produziert die Conservenfabrik des Spargel- und Gemüsebau-Vereins GmbH in der Taubenstraße. In der Celler Straße befindet sich die 1870 von Christian Theodor Lampe gegründete Konservenfabrik C. Th. Lampe. Seit 1910 am Madamenweg - die Blechwarenfabrik Bremer & Brückmann, die auch Nähmaschinen herstellt.

Braunschweigs älteste Blechwarenfabrik F. Ch. Unger & Sohn wurde 1872 gegründet. In der Kaiserstraße stellten der Klempnermeister Franz Christian Unger und sein Sohn Franz Konservendosen her. Die Firma wechselte ihren Standort zur Güldenstraße und 1891 an die Roßstraße (heute Ernst-Amme-Straße).
1882 existierten im Herzogtum Braunschweig 29 Fabriken, 1899 waren es bereits 42. So sind wir mittlerweiler marktführend (bis zum 1. Weltkrieg).

Aus Schmalbauch wird jetzt Schmalbach!


Andreas Schmalbach (ehemals Schmalbauch)
(Bildquelle: wikipedia)

Wichtigster Zulieferer für die Konservenindustrie ist die Blechwarenfabrik Schmalbauch (1898 gegr.) an der Hamburger Straße. Der Gründer Andreas Schmalbauch (1851–1904) und seine beiden Söhne Willi (1876–1929) und Gustav (1880–1931) haben 1913 den Familien- und Firmennamen in Schmalbach geändert. (Nach einem Aufschwung während des Ersten Weltkriegs beschäftigte die Firma 500 Personen.)
(Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Konservenindustrie_in_Braunschweig )

Neue Wohnungen und Industrie an der Ringbahn

Braunschweig - Die Industrie hat sich inzwischen entlang der Ringbahn  angesiedelt. Dabei sind viele Arbeiter und Angestellte notwendig, die vielfältigen Aufgaben, die uns die Industrialisierung bringt, zu erledigen. Das bedeutet für unsere Stadt einen enormen Anwuchs der Einwohnerschaft. Von überall aus dem Reich strömen Menschen zu uns, die bei uns in Lohn und Arbeit kommen wollen. Und sie wollen hier leben und wohnen. Daher unternimmt die Stadt enorme Anstrengungen, den Wohnungsbau für diese Arbeiter und ihre Familien zu fördern.

Die neuen Arbeiter- und Mietskasernen werden nun binnen weniger Jahre hochgezogen. Besonders entlang der Ringbahn und an den Ausfallstraßen entstehen nun neue Wohnhäuser, die der arbeitenden Bevölkerung eine bescheidene Unterkunft für den schmalen Geldbeutel bieten.


Beengtes Wohnen - Blick in eine Arbeiterwohnung um 1910


Waschecke statt Badezimmer - um 1890 (Hamburg)
(Bildquelle:http://de.wikipedia.org/wiki/Wasserversorgung_in_Hamburg )


Arbeiterleben in beengten Wohnverhältnissen -
Vater frühstückt mit Kindern
(Bildquelle: www.mybude.com )

Natürlich finden sich in unserer Stadt weitaus weniger dieser Mietskasernen mit Hinterhofhäusern, als sie die Reichshauptstadt Berlin vorweisen kann, aber in einigen Straßenzüge und Vierteln sind die Mietpreise so günstig, dass sich dort vorwiegend das Proletariat ansiedelt.
Als eines der bekanntesten Braunschweiger Arbeiterviertel gilt das "Eichtal-Viertel" (gegenüber dem Krankenhaus Celler Straße). Belfort , ein weiteres Arbeiterviertel befindet sich in der Nähe der Hugo-Luther-Straße, Arndtstraße und Jahnstraße.

Die einfachen Leute aus dem Arbeitermilieu haben jedoch auch meist längere Wege zurückzulegen. Bis 1873 taten sie dies zu Fuß – das Fahrrad wurde erst um die Jahrhundertwende üblich –nur die wohlhabenden Bürger besaßen eine Pferdedroschke oder konnten sich eine solche mieten. Deshalb wird nun überlegt, auch für die kleinen Leute eine gute Verkehrsanbindung in die Stadt und an die Arbeitsplätze zu schaffen.
(Quelle: pentapolis.gibs.info/index.php?id=957 )

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Mobil-Region anno 1913 - Pferdeomnibusse fürs Fußvolk

Am 16. Jan.1873 hat Carl Grove eine erste „Omnibuslinie“ eingeführt. Mit Pferden bespannte Wagen fahren vom Bahnhof über den Bankplatz, Ziegenmarkt, Kohlmarkt, Schuhstraße, Sack, Höhe, Hagenbrücke, Hagenmarkt, Fallersleber Straße bis zur „Barriere am Fallersleber Tor“ und zurück. Sie verkehren täglich von 7 bis 21 Uhr. Feste Haltestellen gab es zunächst noch nicht. Jeder kann die Pferdewagen durch Zuwinken anhalten. Pro Fahrt zahlt man unabhängig von der Länge der Strecke einheitlich 10 Pfennige. Dies war die Geburtsstunde des öffentlichen Personenverkehrs mit festen Linien und Fahrplänen in Braunschweig und in ganz Deutschland Das Geschäft lief gut, denn eine zweite Linie wurde schon am 2. Februar 1873 und eine dritte Linie am 10. Mai 1877 eröffnet. Aber auf „auf höhere Weisung“ musste der „Omnibusverkehr“ am 11. Oktober 1879 leider wieder eingestellt werden. Ein Konkurrenzunternehmen hatte ein Angebot gemacht.

Die Firma mit dem schönen deutschen Namen "City of Brunswick Tramway Company Ltd.".

Die Lochschienen-Pferdebahn fährt 1879


Lochschienenbahn 1879
 
Der Engländer James Lesley Walker hat in Braunschweig Referenzen für die Lochschienenbahn eingeholt, die er in London und anderen englischen Großstädten einsetzen wollte. Das Lochschienensystem hatte 1877 Charles Allerton Edge erfunden, patentiert und als Neuheit auf der Pariser Weltausstellung 1878 vorgeführt. In zwei 16,5 cm breiten Schienensträngen sind im Abstand von 12,5 cm runde und ovale Löcher mit einem Durchmesser von 3 cm eingelassen, in die Zapfen der Radreifen greifen.

Schon damals - Privatisierung und Verträge von 50 Jahren Laufzeit

Die Verlegung der Pferdebahn auf eine Schienentrasse dient der Betriebssicherheit der Bahn und der Menschen. Die Braunschweiger Stadtväter schließen mit Walker einen Vertrag mit einer Laufzeit von 50 Jahren über den Bau von vier Pferdbahnlinien. Walker gründet am 28. Nov. 1878 die „City of Brunswick Tramway Company Ltd.“ als Aktiengesellschaft mit Sitz in London.

Englisches Regenmodell versagt in deutschen Wintern

Am 12. Oktober 1879 geht die „Braunschweiger Trambahn“ mit einer von vier geplanten Linien in Betrieb. Aber die Bahn bewährt sich nicht: Schmutz und Eis setzen die Löcher zu, Wagen entgleisen, die Bahn steckt häufiger fest als sie fuhr. Nach weniger als einem Jahr - am 1. Juli 1880 und bevor der nächste Winter kommt - widerruft der Magistrat die Konzession. Das Landgericht hat dazu am 18.4.1881 zugunsten der Stadt entschieden. Die letzte Bahn auf Lochschienen verkehrt im Juni 1881. James Lesley Walker baute auch dann in London keine Lochschienenbahn.


UNFALL auf der Helmstedter
 
Braunschweig - Eine besondere Situation war am Eisenbahnübergang auf der Helmstedter Straße vorhanden: Die Eisenbahn hatte dort der Pferdebahn keine Schienenüberquerung erlaubt. Die Fahrgäste fahren daher also vom Marienstift zum Bahnübergang, überqueren diesen zu Fuß, und steigen dann in den bereitstehenden Anschlusswagen um. Da man nun mit Kind und Kegel, Mann, Gepäck und Maus zügig über die Gleise huschen muss, nimmt es kein Wunder, wenn dort dauerhaft die Verkehrs- als auch die Sicherheit der Reisenden gefährdet ist.

Pferdebahnen, die auf normalen Straßen verkehrten, gehören wegen zahlreicher Kollisionen abgeschafft. Sie sind so häufig in Verkehrsunfälle verwickelt, dass man deren Abschaffung überlegt, gelegentlich auch durchführt. Der Aktionsradius ist zudem arg begrenzt auf 2 bis 3 km um den Stadtmittelpunkt herum. Zudem werden sie meist von Privatleuten betrieben, denen die Sicherheit der Gefährte obliegt.

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*Diese Strecke und dieser Zustand existiert noch bis 1904 als letzte Pferdebahn .

Braunschweiger Bürger gründen die Straßen-Eisenbahngesellschaft zu Braunschweig

Seit 1872 haben Hannover und 1879 Bremen Pferdebahnen auf Schienen (ohne Löcher) eingesetzt. Am 23. August 1981 gründet das Frankfurter Bankhaus Erlanger & Söhne, das schon Pferdebahnen in Magdeburg, Breslau, Stettin und Hamburg betrieb, mit sieben Braunschweiger Bürgern die „Straßen-Eisenbahngesellschaft zu Braunschweig“ mit einem Aktienkapital von 600.000 Mark.

Im selben Jahr erfolgt die Umstellung auf die heute noch üblichen Rillenschienen und im selben Jahr wurden folgende Strecken gebaut: Bahnhof – Fallersleber Tor Bahnhof – Richmond – Steintor – Hohetor Hagenmarkt – St. Andreas-Friedhof – Güterbahn – Bahnhof – Schlachthaus. Wegen der engen Straßen und scharfen Kurven war eine seltene Spurweite von 1100 mm nötig. Nur Kiel und Lübeck hatten Gleise mit dieser Spurweite verlegt, während sich die meisten deutschen Städte sich für die Regelspurweite von 1435 mm, die auch für die Eisenbahn verwendet wurde, entschieden.
 
Das Streckennetz der Bahn wird von da an ständig erweitert und umfasst von 1893 bis 1897 eine Strecke von 13,8 km, die mit 100 Pferden und 33 Personenwagen betrieben wird. Nordbahnhof – Westbahnhof Fallersleber Tor – Richmond – Friedhof – Hohetor Kohlmarkt – Weißes Roß.

Im September 1893 werden dann erstmals festgelegte Haltestellen eingerichtet. 1904 fährt dann die letzte Pferdebahn.

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Gruß aus der Heimat
Ansichtskarte / Postkarte Braunschweig, Blick in die Humboldtstraße mit den Straßenbahn-Gleisen


gelaufen 1913 - akpool.de

Diese Karte ging 1913 an den Schüler Kurt Hahn
bei Kreistierarzt Hahn
Wiedenbrück/Vestf.

Bw. d. 14.III.13.
Lieber Kurt!
Kennst Du diese Straße? Viele Grüße von den Großeltern, sie lassen Dir sagen, Du mögtest das auch in den Osterferien kommen, mit Georg zusammen. hast du Lust dazu? Sage das, bitte, Mutter, Großmutter beantwortete gerne Brief am Sonntag, wir sind nämlich beim Reinemachen.
Grüße die Eltern, Georg und Reinhold vielmals. Ich deke Du schreibst uns, ob Du kommst, damit wir auch dem Osterhasen Bescheid sagen können.
Es gibt Dir einen Kuß
Deine Tante Gertrud[/i]

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Die Elektrische kommt nach Braunschweig

Am 16. Mai 1881 hat in Berlin-Lichterfelde die erste elektrische Straßenbahn der Welt in Berlin-Lichterfelde ihren Dienst aufgenommen, Hannover folgt 1893, Hamburg 1894.
In Braunschweig dauerte es - wie üblich - etwas länger. 1897 fahren dann auch in Braunschweig endlich elektrische Straßenbahnen.

Der Impuls zur Modernisierung geht von schon seit 1894 drängenden hatte "Braunschweiger Pferdebahngesellschaft" aus, der die Umstellung allein schon wegen großer wirtschaftlicher Vorteile rät. Die Stadt wurde praktisch zur Genehmigung einer Elektrifizierung der Strecken gedrängt. Und auch das kennt man in Braunschweig bis in die heutige Zeit: Die gefürchtete Verschandelung des Stadtbildes durch die Fahrdrähte gab Anlass zu zwei Jahre langen Debatten.

Man einigt sich auf den Bau der Elektrischen Straßenbahn zunächst in der Nachbarstadt Wolfenbüttel, dann sollen die vier vorhandenen Linien elektrifiziert und verlängert werden und zwei weitere sollten neu gebaut werden. Die Elektrifizierung bringt dann doch die entscheidenden Verbesserungen: Sie ermöglicht eine strahlenförmige Stadtentwicklung über den gründerzeitlichen Wohn- und Gewerbering hinaus, der sich um die Altstadt herum entwickelt hatte. Sie erleichtert eine Trennung von Wohn- und Arbeitsplatz. Daraus folgte dann die Umlanderschließung, was aber auch zu einer gewissen Zersiedelung der Landschaft führte. Der bisherige runde Umriß der Stadt mit einem Durchmesser von vier bis fünf Kilometern wurde durch die Straßenbahn völlig verändert.


Die Umsetzung der Elektrifizerung

Zwischen 1894 und 1897 errechneten Fachleute der AEG errechneten 2,7 Mio. Mark für das Stadtnetz mit Gleisen, Fahrzeugen, Leitungen, Kraftnetz und Depots. Hinzu kamen für die Strecke nach Wolfenbüttel ca. 800.000 Mark, also insgesamt 3,5 Mio. Mark.


Das moderne Gleichstromwerk vor 1928
 
Das dazu benötigte "Straßenbahnkraftwerk" oder die „Kraftstation,“ wird dann 1897 an der Eisenbütteler Strasse in Richmond errichtet. Die Lage in der Okerniederung erfordert eine 2 m hohe Aufschüttung des Erdreichs und einen Pfahlrost aus 400 Pfählen. Das Gebäude erhält wegen des nahen Bürgerparks eine elegante Ziegelverblendung.

Die technische Ausrüstung erfolgt mit drei kohlebeheizten Verbunddampfmaschinen von den Luther-Werken , und drei Röhrenkessel von den Wilke-Werken (siehe auch www.albert-gieseler.de/dampf_de/firmen1/firmadet16912.shtml ).

Der Schornstein ragt 45 m hoch in den Himmel. Die Kabel werden unterirdisch zum Altstadtmarkt, Hagenmarkt und Steintor verlegt und eine Freileitung führt zum Depot und nach Wolfenbüttel. Am Sternhaus werden zusätzlich Batterien installiert. Die Straßenbahn fährt mit Gleichstrom. Das Depot wird 1897 wurde auf den Gelände der Pferdebahn in Richmond das eingerichtet (existierte bis 1941)

Die Straßen- und Eisenbahn-Gesellschaft kauft bei der Firma Herbrand in Köln 36 kleine (6,75 m lang) und 19 große (7,60 m lang) Triebwagen, 11 Beiwagen und baut zusätzlich noch 31 Pferdebahnwagen zu Anhängern um.

1903 erhält dann auch der Ziegeleibesitzer in Roklum seine erste Stromversorgung. 1910 meldet man infolge "des Mangels an Gesinde mehr Strombedarf auf dem Lande" an. Das Gesinde (so hießen damals die Dienerschaft, Mägde und Knechte) ist wohl in die nahen Städte gezogen, um dort einer industriellen Arbeit nachzugehen. So blieben Stall und Scheune leer und allmählich ersetzt Maschinenkraft die fehlenden Landwirtschaftskräfte. Dazu benötigt man eben Strom. 1912 erählt auch der Kreiskommunalverband seine Stromlieferung.

1913 erfolgt die Gründung des Überlandwerkes Braunschweig (ÜLW) über Riddaghausen - Vechelde und zur Überlandzentrale Helmstedt. Auch die Landkreise Wolfenbüttel, Peine und Halberstadt werden angeschlossen. Ein Monteur erhält einen Stundenlohn von 60 Pfennigen, die Arbeitszeit umfasst eine 54-Stunden-Woche. Einige fahren dazu mit dem Fahrrad bei jeder Witterung bis zu 80 Kilometer weit zur Arbeitsstelle hin. Das entspricht dem Preis für 2 Liter Milch und 1 Ei. Eine Kilowattstunde (kWh) kostet 50 Pfennige. Nur wenige Haushalte können sich das leisten, also ist die Mehrheit ohne Licht.

(Quelle: m.vdi.de/fileadmin/vdi_de/redakteur/bvs/bv_hannover_dateien/Vortrag_21_05_12.pdf (PDF)


Funkenkutsche von Braunschweig nach Wolfenbüttel


Straßenbahnlinie nach Wolfenbüttel um 1900
 
Am 28. Oktober 1897 ist dann die erste und längste elektrisch betriebene Straßenbahnlinie in Braunschweig von Braunschweig/Augustplatz über Melverode, Klein Stöckheim und das Sternhaus nach Wolfenbüttel eingeweiht. Noch am selben Tag ab 14.06 Uhr fuhr die elektrische Straßenbahn ab Augusttor mit acht Triebwagen im 12-Minutentakt nach Wolfenbüttel. Ganz Braunschweig war „elektrisiert“, es wurde das „Volksfest der Elektrischen“ gefeiert, die von der Bevölkerung den liebevollen Beinamen „Funkenkutsche“ erhalten hatte.
 

Die restaurierte Funkenkusche
 
1909 war das Streckennetz 30,6 km lang. Es werden Liniennummern eingeführt. 1911 besteht der Wagenpark aus 78 Triebwagen und 81 Beiwagen.


Büssing - Die erste Kraftomnibuslinie der Welt


Heinrich Büssing
(Bildquelle: wikipedia)

Der in Wolfsburg geborene Konstrukteur, Erfinder und Unternehmer, Heinrich Büssing  (* 29. Juni 1843 in Nordsteimke, heute zu Wolfsburg; † 27. Oktober 1929 in Braunschweig) ist ein Pionier des LKW- und Omnibus-Baus. Er meldet fast 250 Patente an und gründet erfolgreich mehrere Unternehmen, darunter die spätere Büssing AG.


Hört, hört! - Tonaufnahmen zum 100. Todestag Heinrich Büssings (NDR)


Als Sohn eines Dorfschmieds half er bereits als Kind in der väterlichen Schmiede mit. Nach seiner Schulzeit in einer einklassigen Volksschule von 1849 bis 1857 erlernt er in zwei Jahren das Schmiedehandwerk von seinem Vater. Sein Gesellenstück - ein geschmiedetes Hufeisen. Später bezeichnete Büssing den väterlichen Betrieb als beste Lehrstätte. Nach der Lehre arbeitete er zwei Jahre lang bei einem Schmiedemeister in Braunschweig als Schmiedegeselle bei 12 bis 14 stündiger Arbeitszeit (außer Sonntags). In seiner Wanderzeit sah Büssing voraus, dass die Zukunft nicht dem Handwerk, sondern der industriellen Großproduktion gehörte. Da er seine Bildung als unzureichend empfand, schrieb er sich 1863 gegen den Willen seines Vaters und obwohl er nur eine Dorfschule besucht hatte, im Braunschweiger Collegium Carolinum ein. Als Gasthörer studierte er drei Jahre lang Maschinenbau und Bautechnik.


Büssing Omnibus (um 1917)

1904 konstruiert er den ersten Kraftomnibus, der am 3. Juli 1904 feierlich seine erste Fahrt von der Hauptpost Braunschweig über Ölper, Watenbüttel, Völkenrode, Bortfeld, Wendenzelle nach Wendeburg aufnimmt. Von da an besorgte er den Personenverkehr und den Postverkehr zwischen Braunschweig und Wendeburg. Damit war die erste Kraftomnibuslinie der Welt eröffnet. Am 20. Dezember 1909 gründet Heinrich Büssing die „Büssing Kraftwagenbetrieb Braunschweig GmbH“ und sichert sich so die Alleinvertretung des überörtlichen Verkehrs.
(Quelle: pentapolis.gibs.info/index.php?id=957 )


Der Löwe fährt mit - Büssing-Busse tragen ab heute den Braunschweiger Burglöwen

Braunschweig im Juni 1913 - Seit Juni 1913 trugen die bekannten Büssing Fahrzeuge den Braunschweiger Burglöwen als Markenzeichen (später auch auf den MAN-Fahrzeugen als Logo beibehalten). Damit ehrt Büssing die Stadt, die ihm zum Erfolg verhalf und umgekehrt.
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Für den technisch interessierten Bürger...

Büssing-Kraftwagenbetriebe Braunschweig
Auto-Linien im Harz. Fahrpläne der Kraftomnibuslinien im Harz 1913.  Braunschweig, Appelhans, 1913.  51 Seiten. Original-Broschur. 



Mit einer Übersichtskarte, touristischen Ratschlägen und einer Menge Anzeigen.

Zu beziehen bei MP-Rarebooks
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Die Geburtsstunde der Photographie - Voigtländer in Braunschweig

 
Die Firma Voigtländer wurde im Jahr 1756 von Johann Christoph Voigtländer in Wien gegründet. 1839, die als Geburtsstunde der Photografie bezeichnet wird, begann der Mathematikprofessor Joseph Petzval dieses neue Verfahren zur Fixierung von Bildern weiter zu entwickeln. Peter Wilhelm Friedrich Voigtländer, der die Firma seines Vaters übernahm, die seitdem Voigtländer & Sohn hieß, bekam den Auftrag dieses neue Objektiv zu schleifen. Wegen Streitigkeiten mit Petzval, der Peter Wilhelm Friedrich von Voigtländer das von ihm entwickelte Objektiv ohne Vertrag oder Patentierung für eine Einmalzahlung von nur 2000 Gulden überlassen hatte, entstand 1849 in Braunschweig das Zweigwerk Voigtländer & Sohn, Optische Anstalt, später wurde die Firmenzentrale nach Braunschweig verlegt (Campe-Straße / Ecke Adolfstraße). Das Familienunternehmen Voigtländer wurde 1898 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
Voigtländers Stiefsohn, der Naturwissenschaftler und Komponist Hans Sommer , begründete zusammen mit Richard Strauss 1903 die Anstalt für musikalische Aufführungsrechte (AFMA), also die erste Vorgängerorganisation der späteren GEMA.
(Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Voigtländer )


Firmengebäude Voigtländer

Bereits im Jahr 1860 konnte man die Fertigstellung des 10.000. Objektivs feiern. Zwei Jahre später wurde ein größeres Gebäude errichtet in dem ca. 70 Arbeiter beschäftigt waren. 1898 wurde Voigtländer & Sohn in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. (Das Traditionsunternehmen hört im September1972 auf zu existieren. 1900 Mitarbeiter verlieren daraufhin ihren Arbeitsplatz.)
(Quelle: pentapolis.gibs.info/index.php?id=947 )

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Gebrauchsanleitung, Kamera, Voigtländer Jubilar, Braunschweig, um 1900 ( Meinansichtskartenshop
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Brand in der Roggenmühle

Braunschweig 7. Oktober 1913 - Heute, kurz nach ihrer Fertigstellung ereignete sich in der Rüninger Roggenmühle ein Großfeuer. Erst voriges Jahr wurde mit dem Bau der Mühle, die als eine der größten Industriemühlen Norddeutschlands gilt, entworfen in den von dem Architekten, Herrn Otto Orlishausen mit schlichter, expressionistischen Ornamentierung begonnen. Durch ihre Inbetriebnahme musste dann auch die Lehndorfer Bockwindmühle am Westrand des Dorfes den Betrieb einstellen.Die Mühle brannte heute lichterloh. Nun gibt es Streit über ein merkwürdiges Kuriosum: Die Braunschweiger Feuerwehr erscheint am Brandherd, erklärt aber, sie sei für das Löschen nicht zuständig.


Plansichter Rüninger Mühle 1895 - Hier wird das Mehl gesiebt
(Screenshot NDR )

(Quelle: www.bs-lehndorf.de/Chronik.htm und www.braunschweig.de )
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Brotkarte, Gebäck, Mehl, Braunschweig (um 1917)
(Bildquelle: hood.de )
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Braunschweig - Zentrum der Mühlenbauindustrie


(Screenshot gibs.info )

Auch der Müller Gottlieb Luther an, dessen Werkstatt für den Bau von Müllereimaschinen und Reparaturen von Mühlen in Wolfenbüttel sich langsam zu einer Fabrik entwickelte ( 1852 Gründung der Mühlenbauanstalt von Luther und Peters) brachte durch seine unternehmerische Weitsicht unsere Stadt voran. 1875 verlegte Gottlieb Luther seine Tätigkeiten nach Braunschweig und gründete die Lutherwerke, womit er Braunschweig zu einem Zentrum der Mühlenbauindustrie in Deutschland machte.
 
(aus Karl Heinrich Kaufhold: „Wirtschaft und Gesellschaft vor der Industrialisierung/ Gerhard Schildt: „ Die Industrialisierung“ in Der Braunschweigischen Landesgeschichte)
pentapolis.gibs.info/index.php?id=933



Der Braunschweiger Technikerverein



Ein sogenanntes "Bierblatt" - die Lektüre eines Herrenabends am 9. Februar 1907
(Bildquelle: technikerverein-braunschweig.de )

Herrenabende mit Eisbein-Essen

So wurde aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des Techniker Vereins Braunschweig am 9. Februar 1907 auch ein Herrenabend veranstaltet . In einem Bier-Blatt (siehe oben Deckblatt) dazu sind 21 Programmpunkte aufgeführt. Den Liedertexten ist zu entnehmen, daß auch deftige Lieder gesungen wurden.


Einige dieser technisch Begabten sollte man ja auch im lokalen Technikerverein vermuten. Allerdings lässt allein die Chronik dieses altehrwürdigen Vereins einiges zu wünschen übrig, denn gerade die Zeit des zweiten Weltkrieges ist nicht aufgeführt, dabei wäre es durchaus interessant, wie sich hiesige Personen und honorige Persönlichkeiten während des Nazi-Regimes verhalten haben. Aber darüber berichtet die ansonsten recht stolz zelebrierte Chronik des Vereines leider nicht. Die Chronik umfasst daher nur die Veranstaltungen und Aktivitäten des Technikervereins Braunschweig von 1887 e.V. ab dem Jahr 1949. Begründung seitens des Vereins: "Durch die Wirrungen des zweiten Weltkrieges sind leider keine Unterlagen von vor dieser Zeit (1930 bis 1948) vorhanden.
Für den Zeitraum 1949 bis 1993 hat dann der Ehrenvorsitzende Lothar Steffen die Chronik erstellt
www.technikerverein-braunschweig.de/jeder/chronik/chronikjd03.htm

Dennoch ließen sich einige aussagekräftige Fundstücke aus diesem Vereinsleben der Braunschweiger Vereinstechniker finden und einige tradierte Bräuche innerhalb dieses heute noch bestehenden (Fast-)Männerbundes mit Herrenabend und Bierzeitungen, lassen Aufschluss geben, was dieser Verein so unternimmt und wessen Geist so bei den technischen Herrschaften üblich sein mag.

Eine Einladung des Vereins per Zeitungsannonce - vermutlich aus dem Gründungsjahr 1887 - lautet:




"Deutscher Techniker=Verband

Die geehrte Technikerschaft Braun=
schweigs wird höfl. eingeladen, Sonnabend,
den 3. cr., Abends 8 1/2 Uhr, im Re=
staurant zu den "Sieben Thürmen" an
einer Besprechung behufs Gründung
eines Zweig=Vereins des Deutschen Tech=
niker=Verbandes theilzunehmen.
D. T.=B. "

(Bildquelle: technikerverein-braunschweig.de )

Offenbar hat die Gründung dieser "Braunschweiger Herrenzusammenkünfte" eine Art damaliger Dachverband, der deutsche Techniker-Verband, initiiert. Da sich der Braunschweiger Techniker-Verein 1887 e.V. nennt, ist davon auszugehen, dass das Gründungsjahr 1887 war. Überhaupt sollte das Gebäude "Haus zu den sieben Türmen" für die Vereinigung der Braunschweiger Techniker von einiger Bedeutung bleiben. Dort wurde sich nicht nur 1887 zu einem Gründungsgespräch getroffen, es ist bis heute Sitz des Vereins.

"Bereits am 10. September 1887 schlossen sich einige Braunschweiger Techniker zum Technikerverein Braunschweig zusammen. Er wurde als Zweigverein des Deutschen Techniker Verbandes hier in Braunschweig am 3. Dezember 1887 manifestiert..." schreibt der Verein auf seiner Internetpräsenz.

Der Verband selbst hat sich bereits am 3. August 1884 in Leipzig gegründet.
Zu den offiziellen Arbeitsbereichen gehörten Belange der Krankenversicherung, Arbeitsvermittlung, Renten- und Invalidenkasse, Arbeitsrechtliches und natürlich die Interessenvertretung der Techniker allgemein.

Notgemeinschaft Techniker-Verein

Im Zuge der Industrialisierung (Mitte des 19. Jahrhunderts) kam es zu einem erhöhten Bedarf an Technikern und als nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870-1871) kurzzeitig ein wirtschaftlicher Aufschwung. Löhne und Gehälter stiegen zwar kurz an, dann aber kam es zur Rezession.
So sieht man die Entwicklungen der damals beginnenden Sozialgesetzgebung durchaus positiv, eignet sie jedoch Kaiser und Kanzler zu:

"Unter dem Druck der Ereignisse begann im Deutschen Kaiserreich unter Wilhelm dem 1. und Reichskanzler Bisrnarck der Weg positiver Reformen mit der Zielsetzung: Abdeckung der Grundrisiken des Lebens in der industriellen Gesellschaft wie Arbeitslosigkeit, Krankheit und Not ‚ besonders im Alter. Soziale Schäden zu mildern bzw. zu heilen, versuchte die damals herrschende Klasse und die Regierung des Kaiserreiches mit dem Erlaß von Sozialgesetzen. So ließ der Kanzler, Fürst Bismarck, dem Reichstag die folgende Botschaft Kaiser Wilhelm des I. vom 17. November 1881 zugehen:

Die Versicherung der Arbeiter gegen Lebensunfälle sollte möglich werden durch die Organisation des gewerblichen Krankenkassenwesens.

Am 15. Juli 1883 wurde das Gesetz betrieblicher Krankenversicherung der Arbeiter verkündet und trat am 1. Dezember 1883 in Kraft."

Weshalb jedoch der Druck, von dem oben die Rede ist, überhaupt erst entstanden war, darüber kein Wort. Und weshalb sich dann die Obrigkeit quasi genötigt sah, diese ersten Sozialgesetze einführen zu lassen, wird auch nicht näher analysiert.

Herren unter sich

Damals gab es weder Kranken- noch Rentenkasse oder eine Arbeitsvermittlung noch Rechtsschutz, so "war man gezwungen", formuliert man im Webauftritt, " enstehende Notlagen zu lindern" und zeigt, dass man selbst wohl auch nicht mit der damaligen politischen als auch wirtschaftlichen Lagen einverstanden hat sein können. Dennoch zeigt das oben abgebildete Bier-Blatt völlige Vaterlandsergebenheit, wirkt sogar wie die joviale Ankündigung ein es Studentenbesäufnisses samt Wein, Bier, Weib und Gesang.

Dabei thront die lose Gekleidete mit dem keck aufgesetzten Studentenkäppchen völlig trügerisch auf dem dicken Bierfass im Bier-Blatt weiter oben, denn bis heute tafeln und trinken dort die Herrschaften fein unter sich, weiblich ist lediglich das "Servicepersonal", das die Herren bedienen darf.


Jahreszeitung 1912/1913 des Technikerverbandes Braunschweig

So begann man mit der Einrichtung einer “Hilfskasse für Techniker“. Zur Gründung eines Verbandes Deutscher Techniker wurde ein Deligiertentag von 4 Techniker-Vereinen vorbereitet und am 3. August 1884 in Leipzig durchgeführt. Die folgenden Vereine hatten sich zusammen geschlossen:
Technikerverband Berlin
Verein Bauhütte Berlin
Leipziger Techniker Verein
Hallescher Techniker Verein

Wenn der Technikerverein Braunschweig zu gesellschaftlichen Veranstaltungen einlud, fanden sie regen Zuspruch. Es kamen alle, die Rang und Namen hatten.

Ausflug des Techniker Vereins Braunschweig nach Berchtesgaden lautete das Motto des Stiftungsfestes, das am 08.02.1906 im Brünings-Saalbau (Am Damm 16) stattfand.


Brünings Saalbau 1912
(Bildquelle: hood.de

Dabei trat die Oberbayrische Tänzergruppe "Bildschön" auf.
Herrenabende mit Eisbein-Essen waren damals bereits beliebte Veranstaltungen.

Wie geht es da zu?
Nun, noch heute feiert man dort nach alter Sitte. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Techniker-Vereins, das erste Ritual: Die Herren in dunklen Anzügen stehen auf, nehmen ihren Tischnachbarn links und rechts an die Hand und sprechen einer Art Zeremonienmeister die hehren Worte nach: "Guten Abend lieber Nachbar, zur Rechten wie zur Linken, ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend." Zum Zeremoniell gehörte auch der Einmarsch mit dem Banner des Technikervereins.

Bei Eisbein und Bier lässt es sich einfach gemütlich feiern, verkündet die Chronik. Vor allem wenn man einmal ganz unter sich ist - unter Männern. Da kann man eben tun und reden, was und wie man will. Dennoch geht es stehts gesittet zu. Wird es zu laut im Saal, läutet der Vorsitzende schnell mal die Glocke. Das bedeutet: "Mäßigt Euch."

Bis auf die Kellnerinnen sind traditionell keine Frauen geladen - auch wenn die eine oder andere gerne mal nachschauen würde, was ihr Mann dort denn eigentlich so treibt, wie der aktuelle Vorsitzende aus langjähriger Erfahrung weiß.

"Die Liste der Frauen, die hier herkommen wollen, ist wirklich lang", pflichtete auch Braunschweigs Oberbürgermeister Gert Hoffmann dem Vorsitzenden in seiner kurzen Begrüßung bei.

Zum größten Chor Braunschweigs mit dem Lieblingslied "Wir sind die Niedersachsen" gehörten u.a. TU-Präsident Prof. Dr. Jürgen Hesselbach und Oberbürgermeister Gert Hoffmann. Dieser sagte: "Wir stehen am Ende eines großartigen Jahres für die Stadt". Allerdings könne man über unsere Eintracht nur lachen, "wenn man gut drauf ist oder genug getrunken hat".
Er nahm Eintrachtpräsident Gerhard Glogowski in Schutz und sagte: "Verbockt hat es die Mannschaft."

www.technikerverein-braunschweig.de/

Foto-Auswahl:
www.technikerverein-braunschweig.de/jeder/media/presse/bis2007/DhtB_1206.pdf

www.technikerverein-braunschweig.de/jeder/media/presse/2010/20101121%20Schaufenster.pdf

www.technikerverein-braunschweig.de/jeder/media/presse/2008/ws_1108.pdf

www.technikerverein-braunschweig.de/jeder/media/presse/2011/20111120%20SfW%20Seite%2030.pdf

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Schnitzeljagd zum Jödebrunnen
(was für Rätselfreunde & Stadtdetektive)


Unbekanntes Objekt

Am Jödebrunnen befand sich bis vor Kurzem dieses halb in der Ende versenkte Gebäude, dessen Nutzen und Baujahr hier geklärt werden sollen. Wer also etwas zur Geschichte dieses Gebäudes sagen kann, möge sich bitte per E-Mail melden. Leider steht nur dieses etwas unscharfe Bild einer Handykamera zur Verfügung. Das Gebäude ist inzwischen abgerissen worden.
(Fundstelle: www.amaot.de/orte/uo.htm )


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Sonstige Quellen:
Vergessene Orte: www.amaot.de/orte/ortebs.htm
Stadtbahn-Infos: www.drehscheibe-foren.de/foren/read.php?17,6023852
Empfehlungen: Weitere Bilder und Informationen zum alten Bahnhof
(Bildquellen: www.heiko-krause.de/staatsbahnhof/ )
kulturerbe.niedersachsen.de/viewer/image/isil_DE-MUS-026819_7290/1/LOG_0000/
Deutsche Geschichte: www.mybude.com/deutsche-geschichte/republik-diktatur/6933-republik-weimar.html


************************************************* Ende Teil 4 ************************************************************
Letzte Änderung: 11 Jahre 2 Monate her von Ulenspiegel.

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11 Jahre 1 Monat her - 11 Jahre 1 Monat her #9024 von Rosenbaum
Auch der Internationale Frauentag hat etwas mit Braunschweig 1913 zu tun, und da insbesondere mit Minna Fasshauer.
So findet es sich nun auch ganz aktuell in der BZ:

Ein Frauentag vor 100 Jahren

Der 8. März ist der Internationale Frauentag. Auch wenn er „offiziell“ am 19. März 1911 erstmals begangen wurde, lag seine Geburtsstunde bereits am 27. August 1910.


„ Das Thema der ersten Jahre war die Forderung nach dem Frauenwahlrecht. “
Gerd Biegel, der Geschichts-Professor schreibt jede Woche über die Stadt und das Land Braunschweig.
...

Das alles beherrschende Thema der ersten Jahre war tatsächlich die Forderung nach dem freien, geheimen und gleichen Frauenwahlrecht. Daneben ging es um ein Problem, das bis heute kaum an Aktualität eingebüßt hat, nämlich die Forderung „gleicher Lohn bei gleicher Arbeitsleistung für Frauen und Männer sowie die Festsetzung von Mindestlöhnen“.

Noch bevor der 8. März international als Frauentag bestimmt worden war, hatte dieser bereits in Braunschweig vor 100 Jahren eine besondere Bedeutung besessen.

Damals hatte am 8. März 1913 eine große Frauenkundgebung, erstmals an diesem Tag, stattgefunden. Hauptrednerin im Saal „Der Hohentorschänke“ war Rosa Luxemburg, eingeführt von Minna Faßhauer, die in engem Kontakt zu Clara Zetkin und Rosa Luxemburg stand.

Es waren fast 500 Teilnehmerinnen versammelt, denen Rosa Luxemburg ihre Ideen von Gleichberechtigung der Frauen und Frauenwahlrecht in „flammenden Worten“ vortrug. Eine gute Stunde dauerte die Rede und die Menge war begeistert.

Im Anschluss an die Kundgebung formierte sich ein Demonstrationszug in Richtung Schloss, dem sich auch zahlreiche Männer angeschlossen haben: „Die Demonstranten mussten das Zentrum der Stadt passieren, denn es war beabsichtigt, auf dem Bohlweg, einer der Hauptverkehrsstraßen, für die Gleichberechtigung der Frauen zu demonstrieren. Auf dem Hagenmarkt, dem traditionellen Platz der Kundgebungen und Arbeiterdemonstrationen, sollte diese 8.-März-Veranstaltung beendet werden“.
...
www.braunschweiger-zeitung.de/lokales/Braunschweig/kolumnen/ein-frauentag-vor-100-jahren-id922330.html


Dieser Aspekt zur Braunschweiger Sicht auf "1913" findet sich im Kulturprojekt der Stadt mit keinem Wort erwähnt, auch nicht die Rolle von Minna Fassauer, die kurz darauf sogar eine herausgehobene Bedeutung als erste Ministerin im Jahre 1918 erlangte.
Letzte Änderung: 11 Jahre 1 Monat her von Rosenbaum.

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11 Jahre 1 Monat her #9029 von Rosenbaum
Da hätte die Stadt mal echt was eigenes und historisch bemerkenswertes zum Thema "1913" gehabt und nutzt es nicht.

Herr Biegel hatte in seiner Kolumne in der BZ vom 7.3.2013 auf die besondere Bedeutung Braunschweiger Ereignisse vor hundert Jahren hingewiesen - Frauenkundgebung mit Rosa Luxemburg und Minna Faßhauer (s. Verlinkung dorthin im vorherigen Beitrag)

Frauenkämpfe von 1913 ausgeblendet

Die Kulturverwaltung hatte diese Aspekte für ihr offizielles Programm zur Jahrhundert-Kulturfeier ausgeblendet und z.B. einem entsprechenden Beitrag eines freien Kulturträgers jegliche Förderung versagt.

48 € für kostenlose Kopien sind der Stadt zuviel

Selbst 48 € für Kopien aus dem Stadtarchiv seien zuviel. Stattdessen wurden dem VA gestern weitere 100.000 € für´s Stadtmarketing für "1913"-Image-Werbung zur Beschlußfassung vorgelegt mit Einzelpositionen wie "typischerweise Verwendung fanden Speisen und Getränke ..."

...na dann Prost 1913 !

CDU und SPD beschlossen gegen die Stimmen von Grünen und BIBS.

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