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Braunschweiger Weihnachtsspektakel

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13 Jahre 3 Monate her #3615 von Helmhut
Braunschweiger Weihnachtspektakel
- Innovatives fürs Stadtmarketing -



Weihnachtsmarkt - was fehlt hier noch?

Bescheren hat wohl etwas mit Scheren, d.h. mit Beschnitt, Schneiden und jener offen klaffenden sozialen zu tun, dachte sich die Bundesregierung und
hat sich zu Weihnachten für alle unheil(ig)en Hartz IV-Familien und Hartz IV-Kinderlein noch eine besondere Bescherung einfallen lassen.


Arbeitsministerin
von der Leyen (CDU):
Möchte armen Menschen nur helfen

So berichtetet DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbachh im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, dass im Bundesarbeitsministerium unter Führung von Ursula von der Leyen (CDU) nun doch als weihnachtliche Überraschung an der Pauschalierung der Unterkunftskosten für Bezieher des ALG II festhalten werde.

Dies gehe aus einem entsprechenden Referentenentwurf hervor, erklärte Buntenbach.

So planen CDU, CSU und FDP offenbar, den Kommunen zu ermöglichen, Leistungen „unabhängig von den tatsächlichen Wohnkosten im Einzelfall” mit Festbeträgen abzugelten, erklärte Annelie Buntenbach. So gehe aus dem Referentenentwurf hervor, dass den Kommunen bei den Unterkunftskosten für Hartz-IV-Empfänger ein "regionales Satzungsrecht" eingeräumt werden soll, mit dem sie die Leistungen regeln können. Und weil es "Recht" heißt, muss es auch recht sein und billig.

Gut, das ist Bundespolitik, mag der Braunschweiger abwehren und die geht micht nichts an. Natürlich hat gelegentlich die Bundespartei doch Wirkung auf die Braunschweiger Verhältnisse, wie man am Jammern des Oberbürgermeisters angesichts der klammen Stadtkasse deutlich sehen kann. Was also werden die Stadtväter tun? Wie werden sie wohl dieses Regierungsvorhaben zur Pauschalisierung der Kosten zur Unterkunft für Hartz IV-Empfänger wohl umsetzen? Mit Sicherheit nicht kontrovers, im Gegenteil, die Gründlichkeit Braunschweigs ist weltbekannt, das ist historisch erwiesen.

1. Station eines Zu-Kreuz-Kriechgangs: Auf der Suche nach einer Herberge

Da spielen nun die argen und städtischen Verwaltungsbeamten die Weihnachtsgeschichte nach, geben sich als Herbergs- und zimmerzuweisende Stadtväterlichkeiten und befördern so die Krippen-Idylle mit einer verarmten oder Aufstocker-Familie nebst Nachwuchs. Ach, wie traut.


Lebendige Weihnachtskrippe: (v.l.n.r: Ahmed C. als Hirte, Ayse T. als Maria (Alleinerziehende mit 1 Kind), Hans B. als Josef, Angela S. als Engel, Bertolt S zweiter Hirte, Vertreter der Kirche, Mohammad A. und Igor A. als Könige.)

Das würde sich sicherlich auch auf dem Braunschweiger Weihnachtsmarkt gut machen. Wohnungslose überschuldete Hartzer spielen gratis und dokumentarisch die Familie bei der Suche einer bezahlbaren Unterkunft und der königliche Mohr Kasper kann mittels Quotenmigrant prima dargestellt werden, schlug das Stadtmarketing vor. Das hiesige Stadtmarketing jubelt. Solch ein Event hat es bis dato nirgendwo gegeben, weiß der Oberbürgermeister, das wird noch mehr Besucher locken. Auf die Kinderlein kommet-Gesänge jedoch möchte man liebend gerne verzichten, die Plagen hat man wegen des Störfaktors (Kinder machen ja Lärm) hinter einen dafür extra ökologisch eingerichteten Lärmschutzwall - und wie passend - in den Burggraben an der Oker verbannt, denn Weihnachten ist in Braunschweig für die Konsumenten da, also die zahlungsfähigen Erwachsenen.

2. Station: Zur Volkszählung

Die Hartz-Darsteller-Truppe könne sich dann auch gleich im neuen Jahr aufmachen, am Zensus 2011 teilzunehmen, freuen sich die Braunschweiger Christdemokraten, die sich ja bekanntlich besonders für christliche Werterhaltung und echte christlich-abendländische Kultur einsetzen. Die Hartz-Familie bei der Volkszählung - das erst würde den authentischen Charakter des "Braunschweiger Weihnachtsspiels" endgültig abrunden.

3. Station: Allen Menschen auf Erden -
Regional als auch nachhaltig kaufen und spenden


Alle Leistungsträger, gut Situierte und Bildungsnahe könnten sich dann auf dem Braunschweiger Weihnachtsmarkt konsumierend einfinden und dazu sogar noch engagiert zeigen, statt nun ausgerechnet altdeutsche Schulbänke für die deutschgründliche ordentliche - aber medizinisch nachweislich eher schädigende stundenlange Sitzhaltung afrikanischer Kinder in Oxfarmen zu fördern, könnte man nun endlich vor Ort und regional Weihnachtliches einkaufen und spenden und sehen, wo das eigene Geld denn landet. Dabei müsse man genau wie bei den Spenden für Afrika aber nicht auf echte Bildungsinhalte achten, ein paar abgetakelte Bänke aus den renovierten Eliteschulen reichten für die Hartz-Kinder ja ebenfalls. Ox, Esel, genügend Schafe, gute Hirten und die ideale Hartz-Familie, was braucht es mehr zum unterhaltenden Krippenspiel und zur Gewissensberuhigung? Dann kann man guten Gewissens heimkehren in die warme reich geschmückte gute Stube und sich satt zurücklehnen, man hat ja was für die Armen getan.

Alles an seinem Platz - deutsche Ordnung und Gründlichkeit

Durch rigide Regelungen könne man versuchen, Hartzer zum Umzug zu motivieren. Der DGB kritisiert zwar diese Tendenz, aber was haben heute die Gewerkschaften noch ernstlich zu melden? Haben die diese Niedrigstlohn-"Tarife" nicht sogar mit verhandelt?

Und mal ehrlich, was sollen diese armen Familien denn in einer so schönen Stadt mit so vielen Einkaufsmöglichkeiten? Die haben doch eh kein Geld, so das Planungsbüro für Stadtstrukturierung und Infrastruktur. Auch könnten Wohnpauschalen schnell zur Ballung einkommensschwacher Personen in bestimmten Stadtteilen führen, wobei das lediglich als eine Vorsortierung mit erster Sammlungswirkung gesehen wird. So hätte man nach und nach doch alle Taugenichtse, Migranten, affin Kriminelle und Leistungsverweigerer gleich an einer Stelle, wobei diese Ballung in einem überschaubaren Raum die Überwachung und Sicherheitsvorkehrungen für die derzeit so überlastete Polizei effektiver mache, meinte CDU-Fraktionschef Sehert in seiner Fachkompetenz als ehemaliger Polizeibeamter. Gut, die Weststadt und das Siegfriedsviertel könnten nicht alle Segregierten aufnehmen, die platzten ja jetzt schon aus allen Nähten.
Aber hat man nicht neulich die Waggumer Wilden, Neinsager und Renitenten nicht auch schon durch die Sperrung der Grasseler Straße hervorragend vom friedlichen Braunschweig abgegrenzt? Böte sich nicht geradezu von selbst an, dort infolge des zukünftig zunehmenden Fluglärms und der damit ohnehin verfallenden Immobilienpreise mehr "Sozialwohnungen" entstehen zu lassen? Dann wäre die BIBS gleich vor Ort und könnte auch einmal ihre sozialpolitischen Kompetenzen deutlicher unter Beweis stellen, munkelt man in Rathauskreisen.

Dieser sich quasi von selbst ergebende Segregationsprozess (Trennung der verschiedenen gesellschaftlichen Schichten), der sich bei Einführung einer Wohnpauschale wahrscheinlich noch erheblich verstärken würde, wäre doch gerade zu die Endlösung aller derzeitigen gesellschaftlichen Probleme, meint ein Synergetiker.

Na dann, liebe Gemeinde,
eine unbekümmerte fröhliche Weihnachtszeit in der Region!


Helmhut

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