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Braunschweiger Klobilisierung

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13 Jahre 4 Monate her #3632 von Helmhut
Die Braunschweiger Klobilisierung
Pilotprojekt "Bürgerarbeit"

BRAUNSCHWEIG Ein Pilotprojekt der Stadt Salzgitter (die BrZ berichtete) in Zusammenarbeit mit der dortigen ARGE hat der Braunschweiger Oberbürgermeister aufgenommen, um es auf "Braunschweiger Art zu toppen", wie er sagt.

Wer es eilig har, mit dem Kinderwagen unterwegs ist, eine Gehhilfe oder gar einen Rollator braucht, den stellt eine Bahnfahrt vor Probleme. Wie kommt man in den rollenden oder stationären Bahntoiletten zurecht? Geschäftsreisende aller Art wissen, Zeit ist Geld und der Service der Bahn lässt dahingehend einiges zu wünschen übrig. Bisher.

Ab 2011 ist es dann soweit, die Bahn bietet einen neuen innovativen Service in Zusammenarbeit mit der Stadt Braunschweig und den dortigen Argen an. Das Braunschweiger Pojekt wird für einige Erwerbslose demnächst eine "große Rolle" spielen, so der Oberbürgermeister. Ab März nächsten Jahres werden erst einmal eine Handvoll Männer und eine Frau hilfsbedürftigen Bahnkunden Hand und Rolle reichen, auch gleich auf'm Klo Tipps zum Fahrplan geben und Streitigkeiten schlichten. Sie sind "Klobilitätshelfer" und fahren täglich sechs Stunden auf den Zügen der Bahn mit.

Im Zuge der demografischen Entwicklung würden zukünftig viele Menschen Hilfe, Rat und Unterstützung bei ihren Geschäftsreisen und sonstigen Geschäften brauchen, erklärte der Braunschweiger Oberbürgermeister, das habe er zuvor schon bei den Projekten "Stadtputztag" und "Wildwuchs-Bekämpfung", die er selbst initiiert hatte, erkannt. Viele Nichtstuer hätten so eine sinnvolle Beschäftigung gefunden und er sei ja auch bekannt als "Meister Proper von Braunschweig". Und so läge es nahe, sich auch beim neuen Projekt für eine gewisse saubere Lösung stark zu machen. Man habe sich ein ähnliches Projekt in Salzgitter angesehen, so der Vertreter der Stadtverwaltung, und dort würde lediglich Behinderten geholfen und die Hand gereicht. Braunschweig wollte sein Projekt jedoch toppen, es sollte keine Bevorzugung von Behinderten oder gar eine Diskriminierung der normalen Bevölkerung geben. Allen würde gleichermaßen geholfen und das bei allen Geschäftigkeiten und Geschäften, die sich während einer Bahnreise ergeben.

Die Arge kam jetzt, wo ihr ein neuer großer Amtssitz in der Toblerone zugebilligt wurde, als Partner dazu und wählte selbst die qualifiziersten Abputzer aus. Dass dieser Dienst freiwillig sei, versteht sich laut Arge hinsichtlich der SGB II-Regelungen ja von selbst, ablehnen aber könne man diese Dienstzuweisung ohne Leistungskürzung jedoch nicht. Alles hat seinen Preis, meint die Arge-Chef Eitlen.

Und kein Schei... die Klobilisierer bekommen pro Stunde eine angemessene Entlohnung von brutto 1,30 Euro. Sie dürfen aber keine Fahrscheine kontrollieren oder jemanden anweisen, den Bus zu verlassen, dazu reiche die Qualifizierung leider nicht, könne aber durch mehrmalige Bewerbungstrainingsmaßnahmen irgendwann einmal sicher aufgestockt werden. So böte sich den Klobilitätshelfern ein sehr guter Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt, denn Klos wird es immer geben und geschis... wird auch noch immer, meinte der Arge-Chef weise.

Ab März sei der Lenz für viele vorbei, dann hieße es für die Erwerbslosen um 9.15  Uhr Dienstbeginn. Sechs Wochen Ausbildung liegt hinter ihnen. Sie lernten, welche Klopapiersorten und welche Alternativen es dafür gibt, aber nebenbei auch Tarife und Fahrpläne, die es gibt. Behindertenverbände zeigten den Helfern, wie sie richtig unterstützen. Auch an Notfälle ist gedacht: Ein Erste-Hilfe-Kursus, ein Desinfektions- beim Samariterbund und ein Deeskalationstraining der Polizei haben sie stark gemacht. Denn es ist ja bekanntlich ein schweres und auch teilweise ein recht schmutziges Geschäft.


Arbeitsloser Manfred B. - macht mit beim Klobilisierungsprojekt
"Warum soll ich nur zuhause rumsitzen?"

"Eigentlich ist diese Tätigkeit wie geschaffen, dass auch mehr Frauen in Arbeit kommen, sie hätten ja aufgrund der Babypflege eine gewisse Vorerfahrung. Aber die CDU ist da überlegter und sieht die Sache nüchterner, möchte in der Pilotphase erst einmal mit männlichen Klobilisierern beginnen, weil gerade junge Familienväter von dieser Tätigkeit besonders profitieren können, die es dann leichter hätten, auf dem ersten Arbeitsmarkt eine Stellung zu ergattern, die sind ja schließlich auf Arbeit zur Ernährung ihrer Familie vorrangig angewiesen. Die FDP begrüßt das Projekt, weil es auch um das Image der Deutschen Bahn gehe, die unbedingt an die Börse müsse.

Es gibt sogar eine Dienstjacke für die Klobalisierer, an der auch das Namenschild des Helfers zu sehen ist. Damit man im Beschwerdemanagement genau wisse, wer für dienstliche Nachlässigkeiten verantwortbar gemacht werden könne. Verantwortung käme ja eher zu kurz in unserer heutigen Zeit, so der Oberbürgermeister. Dieser Bürgerforderung werde er deswegen hier gerne nachkommen. Das ist also anders wie bei den anonymisierten schilderlosen Polizisten, die müsse man ja vor Rabauken und Bürgern schützen. Bald wird es auch noch Handschuhe geben und ähnliche Arbeitsschutzkleidung, sobald die finanziellen Mittel bereit stehen, fügte die Stadtverwaltung hinzu.

Der Oberbürgermeister sagt: "Wir wollen den Menschen ein Stück Lebensqualität zurückgeben." Auf Nachfrage, welchen Menschen, erörterte er uns: Viele Leute würden sich ohne Hilfe nicht mehr trauen, Bahn zu fahren. Es helfe zudem, dem zukünftigen Börsenunternehmen Bahn, hier Gelder einzusparen, um endlich an die Börse gehen zu können und zudem ihren Service doch noch etwas besser zu gestalten als bisher. So trage unser Braunschweig entschieden mit zum wirtschaftlichen Gelingen der ganzen Republik bei.

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