Sehrt - Datenschützer mit Leseschwäche?
In der Ratssitzung am 14.12.2010 war auch die Strukturförderung Braunschweig GmbH ein Thema. Auf Hinweise des Ratsherrn Peter Rosenbaum an die Ratsmitglieder, dass sie den ihnen bislang seitens OB´rigkeit vorenthaltenen Vertrag zwischen der Strukturfördergesellschaft und der Flughafengesellschaft von ihm in Kopie haben könnten, reagierte der CDU-Fraktionsvorsitzende Sehrt mit einem Zischenruf, er wolle sowas gar nicht lesen. Endlich gesteht Wolfgang Sehrt eine lang geheim gehaltene Leseschwäche. Viele haben es bislang nur geahnt, nun wird es offenbar.
"Kann man das mal ausschalten?"
Wolfgang Sehrt am Rednerpult (Foto: newsclick)
Wolfgang Sehrt aber hat die Aufsicht in diversen Braunschweiger Betrieben und Firmen. Da geht schon ziemlich viel Zeit drauf für viele Ausschusssitzungen und Termine. Da kann man ja schon mal die Übersicht verlieren. Die Informationsflut, die uns heute in Zeiten von Enthüllungsplattformen wie Wikileaks und auch Braunschweiger Foren wie Braunschweig-online.de, Waggum.de, Braunschweig-Spiegel und Blogs wie Hoffers ereilt und dazu noch die vielen Akten und Tausende von Buchstaben, die dort drin sind, sind schon überwältigend. Ist Sehrt überfordert? Wird er seinen Aufgaben noch gerecht, fragen sich besorgte CDU-Wähler, die ihre Partei derzeit ohnehin in argen Nöten sehen, weil der Braunschweiger CDU Führungspersönlichkeiten fehlen.
Bisher galt Sehrt als einer, der die Fraktion zusammenhielt. Wie er das gemacht hat, weiß keiner so genau, verlautbart man jovial unter Parteifreunden, vermutlich kam es weniger auf Lesewilligkeit an, mehr allerdings auf seine unzweifelhafte seriöse Erscheinung als ehemaliger Polizist und Treffsicherheit als aktiver Jagdkamerad.
Der alte Fahrensmann verlässt das Schiff
Im Braunschweiger Stadtrat wird bald dieser "alte Fahrensmann" der CDU-Ratsfraktion von Bord gehen, berichtete neulich erst das Braunschweiger Lokalblatt und rückt Sehrt damit sogar verklärend in die Nähe jenes alten
Lotsen
, der einst ebenfalls von Bord gegangen ist. Womöglich wird nach Sehrts Abgang bald in Braunschweig ein rundliches Schwarzbrot namens "Sehrter Waggen" vermarktet, überlegt bereits die Kreativ-Crew im Stadtmarketing.
Der Lotse geht von Bord - Punch-Karikatur 1890
Auch um den Flughafen hat sich Sehrt verdient gemacht. Als Jäger braucht es keinen Wald, der musste dort weg. Bäume behindern die Sicht auf Wild und Beute.
"Jeder ist ersetzbar", war Sehrts simple Antwort, aber damit meinte er vorrangig sich selbst im Hinblick auf seinen baldigen Abschied aus dem Stadtrat und nicht die gefällten Bäume. Man mag dem alten Waggumer sofort beipflichten. Vor allem
er hat seinen Abtritt wahrlich verdient.
Aber Sehrt vermutet, dass ihm schon jetzt viele in der Union nachtrauern, weil sonst niemand für diesen Posten verfügbar ist. So eloquent und gut weggeschaut und die Dinge vereinfacht, wie der Sehrt, habe das bislang keiner, heißt es in CDU-Kreisen anerkennend.
Sehrt - irgendwie auch ein Datenschützer
Nur so ist doch logischerweise auch eine konstruktive Intransparenz überhaupt möglich. Würde Sehrt diese schiere Informationsflut nicht vorfiltern, so Parteifreunde, würde der einfache Bürger auf der Straße doch arg überfordert. Diese juristischen Winkelzüge, wie diese Pakete zustande gekommen seien, wolle man vor allem der CDU-Wählerschaft nicht zumuten. Insofern sehe sich Sehrt sogar irgendwie als Datenschützer, schütze er doch die Braunschweiger Bürger vor der belastenden Datenflut.
Es reiche doch wohl, wenn eine gute Partei fertige Ergebnisse abliefere. Fertige alternativlos geschnürte Pakete seien aktuell auch in der Bundespolitik üblich. Und zu Weihnachten hätten Pakete und Päckchen Hochkonjunktur, wobei man gerade überall erfreuliche Zahlen aus dem Einzelhandel zu vermelden hätte.
Läuft in der Stadt mal was verkehrt. Wer liest nichts und hat's nie gehört? Der Sehrt!
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