Dreikönigstreffen - großes politisches Heucheln
Aus dem Lukasevangelium:
"Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter* ... nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem..."
*Das mit «Sterndeuter» übersetzte griechische Wort (magoi) bezeichnete zunächst die Mitglieder einer persischen Priesterkaste, die sich mit Sternkunde und Astrologie befassten, sodann allgemein babylonische und sonstige Astrologen. Sie wirkten oft als Berater von Königen, Fürsten und reichen Leuten.
Aktuell steht erneut ein Dreikönigstreffen an. Am Donnerstag will FDP-König, Vize-Kanzler und Außenminister Guido Westerwelle vor seine Partei treten und retten, was zu retten ist. Doch es mangelt an Glanz und leitenden guten Sternen und viele Deuter sehen eher schwarz für die FDP. Selbst die Sonne, unser guter Stern, hat heute ihr Gesicht verhüllt und Westerwelle mangelt es an Unterstützung seiner eigenen Partei.
Sonnenfinsternis (4.1.2011) vor dem Dreikönigstreffen -
Zeichen des Himmels oder Wink?
Doch da scheint Hilfe von zwei anderen Königskindern zu kommen und zwar von unerwarteter Seite, nämlich aus den Reihen der Union. Welch' Wunder angesichts dieser düsteren Vorraussagen.
Guido - weiter so!
Die Königkanzlerin Angela I. (CDU) hat den angeschlagenen FDP-Vorsitzenden zum Weitermachen und Durchhalten ermutigt. Auch CSU-Chef Horst Seehofer habe an den Zusammenkünften in den vergangenen Wochen teilgenommen und dem Vizekanzler und Außenminister den Rücken gestärkt.
(von Kostas Koufogiorgos,
Bildquelle
)
Westerwelle habe seine Partei zu wahren Höchstleistungen geführt, derzeit liegt die FDP zwischen 3 % und 4% in Umfragen. Deshalb stellen und sammeln sich gewichtige Größen aus CSU und CDU hinter dem Rücken des Frontmanns der Liberalen. Westerwelle habe auch für die Erfolge der Union einen überaus wichtigen Beitrag geleistet, leiste es derzeit noch und seine dahingehenden Dienste seien für jeden Unionspolitiker nicht zu unterschätzen. Darum müsse er bleiben. Guido, weiter so!
Königliches Heucheln
Und wie damals, gibt es auch hero(d)ische Köngisheuchler, die so tun, als würden sie dem FDP-Chef huldigen. Wem, wenn nicht der Kanzlerin, der CDU und der CSU selbst kann ein Rücktritt Westerwelles auch recht nützlich sein? Wenn die Alternative, FDP mit Popanz Westerwelle zu wählen, wegfallen sollte, dann erhofft man sich in Uniionskreisen wieder reichlich liberalen Wählerzulauf.
Dabei fällt auch auf, es stellt sich keiner vor Guido, womöglich, weil man da eher zur Zielscheibe werden könnte. Da bleibt man lieber in Deckung und im Hintergrund. Egal, ob Guido bleibt oder geht, die Union wird in jedem Falle profitieren, zur Not macht man schwarz-gelb weiter oder mal wieder eine große Koalition.