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Vollbeschäftigung von Arbeitslosigkeit bedroht

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13 Jahre 2 Monate her #4098 von Helmhut
Höhere Arbeitslosenquote bedroht
XXL-Aufschwung und Vollbeschäftigung


Niedersachsen (dpo) - Die Arbeitslosigkeit in Niedersachsen ist im Januar nun doch wieder spürbar angestiegen.
Darin sei der Winter Schuld, sind sich Bundesagentur als auch Regierung einig. Die Quote aber, so bemüht sich die Braunschweiger Zeitung, läge unverändert auf dem niedrigsten Niveau seit 18 Jahren. Das tröstet. Dieses niedrige "Niveau" ist zweifelsfrei der gründlichen Bereinigung der Statistik geschuldet, die seit diesem Zeitraum im Gange ist. Haben doch Große Koalition und danach die schwarz-gelbe Regierung die schwere Bürde von rund offiziellen 6 Millionen Arbeitslosen aus der Zeit von Rot-Grün übernehmen und mittels statistischer Feinjustierung so herunter regulieren müssen, dass der liberale Wirtschaftsminister Brüderle (FDP) von Vollbeschäftigung reden kann.

Beschäftigt - aber ohne Geld zu eigenständigem Lebensunterhalt

Und damit hat er fast Recht, der Herr Brüderle. Denn vollauf beschäftigt sind heute alle Leute, die ihr Gehalt aufstocken müssen oder die sich in Leiharbeit, in Ein-Euro-Jobs, in 400 Euro-Jobs, in Trainingslagern, in Bewerbungsnachhilfe und in Bürgerarbeits-Projekten befinden. Die sind alle nicht beschäftigungslos, obwohl sie von den jeweiligen Löhnen nicht leben können.


Brüderle (FDP) sieht Aufschwung XXL und Vollbeschäftigung (Foto: Die Zeit)

Andere wie Jugendliche unter 20, unter 25 und ältere Arbeitnehmer über 50 oder jene, die nach Sozialplan in einer Art Rentenwarteschleife stecken, zählen ebenfalls nicht als erwerbslos. Auch Kranke werden nicht als erwerbslos gezählt und all die Muttis, die keinen der raren Betreuungsplätze für ihre Kinder finden, zählen ebenfalls nicht. Da kommen schon recht schöne Zahlen zusammen, die eine volle Beschäftigungslage versprechen können. Gar nicht zu sprechen von den zahlreich so betitelten "Schwer Vermittelbaren", die aufgrund von Verschuldung, Krankheit und anderer Probleme angeblich nicht mehr auf dem ersten Arbeitsmarkt Verwendung fänden. Diese werden auch mehr und mehr aus der Statistik heraus genommen.

Nur 3 Millionen arbeitslos - aber über 7 Millionen Hilfeempfänger

Dennoch mag sich so mancher wundern, weshalb rund 7 Millionen trotz Beschäftigung Sozial- oder Arbeitslosenhilfe als auch Wohngeld beziehen, Lohnkostenzuschüsse und sonstige Fördergelder nicht eingerechnet. Merkwürdig - und das, obwohl wir doch fast alle Arbeit haben. Womöglich schmarotzen sich ein Großteil der 7 Millionen Leistungsbezieher diese Leistungen illegal zusammen? Oder hat das statistische Gründe?

Trotz "bereinigter" Statistik stieg die Arbeitslosenquote

Wie die Bundesagentur für Arbeit am Dienstag mitteilte, sei die die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Dezember um 10,3 Prozent auf 312.054 Arbeitslose angestiegen. Die Arbeitslosenquote lege damit von 7,1 Prozent auf 7,8 Prozent zu. Diesen Anstieg versuchte man dem üblichen Wintereintritt zuzuschreiben. Aber am "generell positiven Trend" auf dem Arbeitsmarkt änderten die saisonbedingt gestiegenen Zahlen nichts. Mit Trend sind hier wohl die Meldungen über Wirtschaftsaufschwung XXL und die annähernde Vollbeschäftigung gemeint. An diesen Prophezeiungen und Beschwörungen soll sich demzufolge also nichts ändern, trotz höherer Arbeitslosigkeit.


(Cartoon: Harald Kretzschmar)

Da stellen sich Experten nun die Frage: Könnte die erhöhte Arbeitslosenquote den XXL-Aufschwung oder gar die Vollbeschäftigung sogar bedrohen oder behindern?
Dass trotz der vehementen vereinten Bemühungen der Bundesagentur und örtlichen Argen, die Zahlen mittels Ausklammerung gewisser Erwerbslosengruppierungen dennoch eine Erhöhung der Quote gemeldet werden musste, zeigt, dass die Statistik noch nicht genügend ausgereift ist oder dass das wahre Ausmaß der Arbeitsplatzabschaffung noch viel größer ist als offiziell zugegeben. Lässt so etwas nicht auch an der Wirtschaftskompetenz der Regierungsparteien zweifeln? Iwo, man überlegt hier wohlwollender. Welche Gruppierung könnte man noch ausschließen aus dieser Statistik? Die Experten beraten hierzu noch.

Vernachlässigung der Jugend kann Regierungen stürzen, wie man sieht

Überdurchschnittlich betroffen sind hier junge Leute unter 25 Jahren, muss man leider zugeben. Das sind alles junge Menschen ohne Zukunftsperspektive, ohne Teilhabe und schon gar nicht mit Chancengleichheit. Dies führt anderswo - in Nordafrika - gerade zu recht beeindruckenden Aufbegehrungsaktionen und Demonstrationen, ja sogar zu Regierungsstürzen und Rücktritten der sich bereichernden Regierungskasten.

Das mag unseren hiesigen politischen und regierenden Chancenverteilern zu Denken geben. Die werden wohl ihre Strategien, Aufschwung zu verteilen und trügerische Vollbeschäftigungsverkündigungen neu überdenken müssen, wenn sie denn noch weiter ihre Posten behalten wollen. Aber die Hoffnung bleibt in Regierungskreisen, dass keiner die schönen Zahlen anzweifelt, an den Aufschwung geglaubt wird und die Leute voll mit anderen Dingen beschäftigt sind, damit sie ihre Posten am Ende doch halten können.

Es wundert zudem, dass auch die Zahl der neu gemeldeten freien Arbeitsstellen rückläufig sind und das trotz brüderlich angeordnetem XXL-Aufschwung. Hier haben offenbar die Unternehmen völlig vergessen, mal schnell ihre Aufschwungprofite in die Investition von neuen Arbeitsplätzen oder die Ausbildung von Nachwuchskräften umzustellen. Oder kam der fantastische Aufschwung etwa ähnlich wie bei vielen der Bundesbürger auch dort gar nicht an?

Ja, wo ist er dann, der vielbeschworene Aufschwung XXL?
In den Medien und in den Kreisen der schwarz-gelben Regierung jedenfalls schwingt er sehr stark auf, der Aufschwung - sogar in XXL. Allerdings bemerken die beschwingten Politiker gerade weniger, wie sehr ihre Wählergunst einen Abschwung in niedere Prozentbereiche zu verzeichnen hat. Merkwürdig!

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