Das Autonome Vietzer Huhn - Wir gründen einen Hühnerstall!
Eine Initiative in Vietze will sich und die Bürgerschaft autonom mit Eiern und Hühnerfleisch versorgen. Mit Sicherheit nachahmenswert!
"Sponsoren für das Projekt waren schnell gefunden. Die Aussicht, demnächst Zugriff auf Hühner zu haben, die - wie früher auf den Höfen üblich - sowohl Fleisch als auch Eier liefern, ließ die Brieftasche schnell ganz offen werden ...
Rückzahlung und Zinsen werden in Fleisch und Eiern nach vorher festgelegten Werten abgerechnet.
Ein Platz im Garten war auch schnell gefunden, ebenso wie ein kräftiger Handwerker, der sich - ebenfalls beflügelt von der Aussicht auf frische Eier und Hühnerfleisch - schnell bereit erklärte, Stall und Zaun zu bauen.
Nun wird es ernst!
Nach weiteren zwei - drei Flaschen Rotwein war man sich schnell einig:
1. Wir wollen keine Hybridhühner (diese sind für die eigene Nachzucht nicht geeignet, es müssten also alle Jahre neue Hühner vom Großhandel gekauft werden, deren Aufzuchtbedingungen wir nicht kennen)
2. Gesucht werden also sogenannte "Zweinutzungshühner", die sowohl ausreichend Fleisch ansetzen als auch eine befriedigende Anzahl an Eiern liefern. Es gilt also, geeignete Rassen zu finden. Schon beim Gespräch darüber flogen diverse, auf den ersten Blick exotische Begriffe über den Tisch: Wyandotte, New Hampshire, Vorwerk, Westfälische Totleger .... Welches ist das beste Zweinutzungshuhn? Und wo kommen die Junghühner her?
3. Gefüttert wird nur mit "reinem" Futter wie Getreide und Grünzeug. Auch wieder eine Herausforderung: Gibt es zum Beispiel nicht-genveränderten Futtermais bzw. -Getreide?
Ernüchternde Zahlen
Schnell war aber auch die ernüchternde Erkenntnis da, dass auf der zur Verfügung stehenden Fläche (und den vorhandenen Kapazitäten) maximal 30 Hühner gehalten werden können. Wenn alles optimal läuft, könnte zweimal pro Jahr geschlachtet werden. Es stehen also pro Jahr voraussichtlich lediglich 40 Masthähnchen zur Verfügung.
Nur mal spaßeshalber durchgerechnet: Um die Höhbecker (rund 500 Einwohner) so mit Hühnerfleisch zu versorgen, dass Jede/r einmal monatlich ein Huhn essen kann, müssten wir pro Jahr 6000 Hühner schlachten. Diese kleine theoretische Rechnung gibt zu denken: um die aktuell 81 Mio. Einwohner Deutschlands so mit Hühnerfleisch zu versorgen, dass sie einmal pro Monat in den Genuss von Huhn kommen, müssten 972 000 000 Masthühner auf den Markt gebracht werden!
Das kommt den vom Zentralverband der Geflügelzüchter Deutschland veröffentlichten Verbrauchszahlen recht nahe: Demnach betrug der Pro-Kopf-Verbrauch an Hähnchenfleisch in Deutschland im Jahre 2009 11,3 kg bzw. 926 000 Tonnen.
Angesichts dieser gigantischen Zahlen wird das "Autonomes Vietzer Huhn"-Projekt ein Selbstversorger-Projekt bleiben (müssen) - aber womöglich ein Modell zum Nachmachen?
Im Frühjahr sollen die Hühner einziehen
Bereits im Frühjahr sollen die ersten Hühner in das "Autonomes Vietzer Huhn" - Gemeinschaftsheim einziehen. Bis dahin ist noch einiges zu klären...
+++ wir werden in unserem "Autonomes Vietzer Huhn"-Blog regelmässig über den Fortgang des Projektes berichten +++
Foto: Küken von Vorwerk-Hühnern, einer alten Haushuhnrasse, die seit 1900 als sogenanntes "Zweinutzungshuhn" in ganz Europa Verbreitung fand. / Dr. Lukanov/wikipedia.de
von Angelika Blank , 2012-01-23 18:48
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