Grüner Bankrott!
Du sagst:"da kommt man in Reihen der aufgeklärten Bundes-Grünen allmählich mit wirtschaftscleveren zukunftsfähigen Konzepten oder Green New Deal auf einen grünen Zweig, versucht mit Umwelttechnik und -forschung endlich auch Wirtschaft und Finanzierbarkeit zu generieren..."
Dabei merkst Du gar nicht, dass Du den inhaltlichen Bankrott einer Partei beschreibst, die im Saarbrückener(Grundsatz-) Bundesprogramm von 1980 u.a. folgendes schrieb:
"Die Produktion richtet sich nicht nach den Bedürfnissen der Menschen, sondern nach den Interessen des Großkapitals. Das ökologische Gleichgewicht wird dem Wachstumsstreben und der Verbesserung ihrer Wettbewerbs- und Gewinnchancen geopfert."
Ich habe damals DIE GRÜNEN mit gegründet, weil es notwendig war, klar zu sagen, was ist:
"Wir sind grundsätzlich gegen jegliches quantitatives Wachstum, ganz besonders dann, wenn es aus reiner Profitgier vorangetrieben wird."(...)
"Es geht im Kern darum, daß die Betroffenen selbst Entscheidungen darüber treffen, WAS, WIE oder WO produziert wird."
"Radikal"? Radikal kommt von radix (lat.) Wurzel und meint, dem Problem "an die Wurzel" gehen...
Heute bekennen sich Bündnis90/Die Grünen zur sog. "Ökologisch sozialen Marktwirtschaft", eine "nette" Beschreibung des real-existierenden Kapitalismus...
Dabei wird der heutige inhaltliche Bankrott der Bündnisgrünen besonders deutlich, wenn man ihre heutige "öko"-liberale Politik mit Analysen und Erkenntnissen aus der Zeit des noch nicht weichgespülten Opportunismus vergleicht.
Der folgende Text aus dem Jahr 1984 stammt aus dem Buch:
"Die Zukunft der GRÜNEN"->Ein realistisches Konzept für eine radikale Partei<(288 Seiten)Konkret Literatur Verlag.
Und zwar von zwei ehemals führenden GRÜNEN, (dem ehemaligen Bundesvorstandssprecher Rainer Trampert und von Thomas Ebermann, ex-Sprecher der GRÜNEN Bundestagsfraktion) die bereits 1990 als Vordenker der Ökosozialisten aus der Partei Bündnis90/Die Grünen ausgetreten sind.
Die politische Analyse des Buches, sowie die Folgerungen für eine ernsthafte ökologische Politik sind auch gerade heute noch brennend aktuell:
"Ökologische Krise und gesellschaftliche Umwälzung"
-- Zwölf Thesen
-- 1. Die Menschheit zerstört gegenwärtig ihre natürlichen Lebensgrundlagen.
-- 2. Die Zerstörung hat offensichtlich mit den inneren Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus zu tun (Zwang zu Wachstum, Akkumulation, rücksichtslos aus Gründen von Profit, Konkurrenz). Dieser muß überwunden werden.
-- 3. Der real existierende Sozialismus beweist, daß eine bestimmte Überwindung des Kapitalismus, die Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln, keine Lösung der Krise der äußeren Natur erbringt.
-- 4. Die notwendige Rettung menschlicher Lebensbedingungen in der äußeren Natur erfordert einschneidende Veränderungen in der Produktion und damit in den Konsumgewohnheiten der Mehrheit der Menschen in den industriellen Metropolen.
-- 5. Die Emanzipation der Völker der Dritten Welt - deren spezifische Form von ihnen selbst gewählt werden muß, ihre gesicherte Versorgung mit Nahrung, Kleidung, Wohnung sowie menschenwürdiges Leben - trifft ebenfalls nicht nur das internationale Kapital, sondern erfordert in den Industriemetropolen (jedenfalls aktuell) ein anderes Konsumtionsmodell.
-- 6. Die Umweltzerstörung und die Lage der Dritten Welt fordern von jeder zukünftigen Gesellschaft Momente des bewußten Verzichts und Abschied von liebgewordenen Gewohnheiten, um andernorts menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, um aufgehäuften Schaden (Mülldeponien) abzutragen und um Unwägbarkeiten / Zerstörungen, die im Produktionsprozess anfallen, zu verhindern.
-- 7. Dieser Verzicht ist kein allgemeiner. Eine egalitäre Gesellschaft, die den Reichtum der wenigen abschafft und gerecht verteilt, die die Produktion sinnloser Güter (Kriegsmaschinerie) ebenso abschafft / reduziert wie die zu diesem System gehörenden "Dienstleistungen" (Versicherungswesen) und repressive Funktionen (Staatsapparat) und die nicht auf die Herstellung von Gebrauchswerten verzichtet, weil die Profitrate nicht stimmt, die nicht Gebrauchswerte vernichtet, weil sie nicht profitabel am Markt untergebracht werden können, wird vieles auch materiell mehr als ausgleichen / beseitigen können, was dieses kapitalistische System an Armut, sozialer Unsicherheit und Überbeanspruchung der Arbeitskraft hervorbringt.
-- 8. Rücksichtsvoller, die Zukunft antizipierender Umgang mit der Natur und dem eigenen Körper / Psyche kann nur erfolgen, wenn die drohende nackte materielle Not nicht alles andere erschlägt. Das setzt industrielle Produktion und Eingriffe in die Natur voraus.
-- 9. Wichtig ist jedoch: Die heutigen Bedürfnisse gehören zum heutigen Gesellschaftssystem (und seines Vorläufers). Sie sind kritisierbar und veränderbar. Radikale Bedürfnisse, die etwas anderes sind als eine Kopie der Lebens- und Konsumbedingungen der herrschenden Klasse, die u.a. auf menschliche Kreativität, Gesellschaftlichkeit, Naturgenuß etc. zielen, bilden heute schon wichtige Motive der Rebellion gegen dieses System.
-- 10. Das Bedürfnissystem wird stark (nicht ausschließlich) geprägt von der Stellung des Menschen im Produktionsprozeß. Nur wenn hier der Zerstörung der menschlichen Gesundheit und seiner Kreativität Einhalt geboten werden kann, wenn hier so weit wie möglich schöpferisches kreatives Arbeiten zurückerobert wird, ist eine schrittweise Wiederaneignung wahrhaft menschlicher Bedürfnisse möglich. Nur dieser Weg ermöglicht einer Gesellschaft "ökologische Vernunft", ohne despotisch-diktaorische Maßnahmen des Staates gegen die Menschen.
-- 11. Aus dieser Sicht ergibt sich die Ablehnung der "Produktivität" als letzter Instanz der Bestimmung gesellschaftlicher Produktion. Die Stellung des Menschen im Produktionsprozeß (und die Auswirkungen auf die äußere Natur des Menschen) werden zentral. Dies ist heute um so mehr möglich, als die Fähigkeit der Menschheit, in produktiver Auseinandersetzung mit der Natur ihre Lebensbasis zu reproduzieren, enorm gewachsen ist. Damit ist auch die objektive Freiheit gewachsen, den Zusammenhang von Arbeit und Leben neu zu bestimmen, ohne nur Mangel verteilen zu müssen.
-- 12. Ebensowenig wie die Produktivität ist die "freie Zeit" - also die Verkürzung des Arbeitstages - das alleinige oder bestimmende Maß des gesellschaftlichen Reichtums."
Buch tip: Jutta Ditfurth: "Das waren die Grünen" Abschied von einer Hoffnung, München (2000) --
"Die F.D.P. mit Fahrrad" - Jutta Ditfurth heute über Bündnis90/Die Grünen...
Mehr Infos:
www.oekosozialismus.net
www.youtube.com/user/MrMarxismo
PS: MrMarxismo ist erst im Jahr 2000 aus "Bündnis90/Die Grünen" ausgetreten...