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Militaristische Allüren um den Ehrenhain

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7 Jahre 10 Monate her - 7 Jahre 10 Monate her #11134 von Rosenbaum
** This thread discusses the content article: Militaristische Allüren um den Ehrenhain **


Bild: Im Hintergrund der sog. "Ehrenhain" eingangs zum Neubaugebiet Roselies; im Vordergrund, nicht ganz zufällig: der Kübelwagen am Straßenrand vor der Kirchengemeinde am Möncheweg gehört dem Pastor.


Neubaugebiet Roselies und militärische Vergangenheit - die Entstehungsgeschichte beschäftigt spätestens seit dem Aufstellen der "Ehrensteine" durch den inzwischen aufgelösten Traditionsverein Panzerbataillon 24 die Stadt.

Die Steine sind umstritten, zumal die Rückbesinnung auf Vorbilder für Zeiten vor Gründung der Bundeswehr nach dem Kriege unzulässig war und bis heute immer noch unzulässig ist.


Schutztruppe Deutsch-Südwest als Vorbild für den angrenzenden Kindergarten?

Längst sollten daher Huldigungen wie der Schutztruppe Deutsch-Südwest getilgt sein, so war es noch im November 2015 öffentlich selbst vom Vorsitzenden der Traditionsgemeinschaft, Oberst Bernd Köpcke zugesichert worden; aber nach Auflösung des Traditionsvereins fühlt sich wohl niemand mehr zuständig und das Rathaus ließ verlauten, man suche nun nach den Rechtsnachfolgern.

Ende 2010 hatte sich die CDU-Fraktion im Stadtbezirk 213 (Lindenberg/Rautheim/Mascherode/Südstadt) in einem Brief an die damalige Verwaltung unter OB Hoffmann gewandt, man habe sich viel Mühe gemacht, "einen würdigen Platz für den Ehrenhain zu finden".


Weiter schrieb die damalige CDU-Vorsitzende des Ortsvereins, Frau Fietzke-Hollbach:

"Wir haben uns auf einen Platz, der direkt in der Roseliesstraße liegt und somit einen Bezug zur Militärischen Tradition hat, geeinigt. Es gibt dort einen alten Baumbestand, der die Steine einrahmen kann. Er liegt auch gegenüber der Martin-Chemnitz-Kirche, in der unser Ortsheimatpfleger, Pastor Jünke, wirkt und somit den Bereich täglich im Blick hat.

Er liegt direkt links von der Roseliesstraße kommend neben der Freifläche, die für eine spätere Kita freigehalten werden muss..."


Kindergarten und Ehrenhain sind nun - wie von CDU, Pastor und Traditionsverein gewünscht direkte Nachbarn, wie das vorstehende Bild vermittelt.
Der Kübelwagen unterstützt den Blick von der Kirche über die Straße zu den zwar militaristischen, aber gar nicht ehrbaren Traditions-Steinen.
Letzte Änderung: 7 Jahre 10 Monate her von Rosenbaum.

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7 Jahre 10 Monate her #11136 von klartext
Merkwürdiges Hobby für einen Geistlichen.
Aber diese immanente Bewunderung für das Militärische verkündete Herr Jünke doch bereits in seinem Pfarrbrief Nr. 6, der hier im Forum auch schon Thema war. Daraus hatte ich vor über einem Jahr zitiert und geschrieben:

"Soldatische Leistungen" statt Massaker in Roselies ?

Im neuen Gemeindebrief Nr. 6 vom Dezember 2014 rechtfertigt sich Pastor Jünke als jemand, "der die Roselieshistorie so genau wie möglich erkunden" wollte und dafür "teilweise übelst verleumdet" wurde.

Trotzdem bewege ihn aber weiter die Frage, ob es stimme, dass braunschweiger Truppen 1914 "Roselies-Zivilisten in ihre Häuser getrieben und dort jämmerlich verbrannt haben? (Stichwort: Massaker"
Das hätte sogar die Braunschweiger Zeitung zweimal berichtet.

Das stimme nicht, so Jünke weiter. Alle 91 niedergebrannten Häuser niedergebrannt wurden entweder "zur Strafe verbrannt" und "diese Häuser waren leer".

Drei Opfer seien dokumentiert worden, aber "von einem Massaker zu sprechen, erlauben sie nicht".

Auch sei nicht einmal klar, wer am 23.8.1914 den Roselieser Pfarrer erschossen habe.

Immerhin nähert sich Herr Jünke peu a peu dem eigentlichen Grund für die Benennung der Kaserne nach dem belgischen Ort Roselies:
"Ihre Namensgebung sollte an das Gefecht von Roselies erinnern. Damals natürlich nicht, um Frieden anzumahnen, sondern um an soldatische Leistungen zu erinnern."

Der Name Roselies könne jedoch "folgendes leisten: Erinnerungsarbeit an das in Belgien besonders harte Vorgehen (an anderen Orten gab es Massaker) deutscher Truppenteile."

Naja, andere Truppen haben Massaker begangen, aber nicht die Braunschweiger.

Die Bezugnahme auf Roselies hier in Braunschweig sieht Herr Pastor Jünke dagegen in den "soldatischen Leistungen" der herzöglichen braunschweiger Regimenter von damals begründet.

www.braunschweig-online.com/bibs-forum/48-artikel-der-startseite/10048-verneigung-vor-den-taetern-sieht-so-die-qerinnerungspartnerschaftq-mit-roselies-aus.html?limit=6&start=6#10072


Wie gesagt, "soldatische Leistungen", das ist schon verdammt nah dran an der Zeitungsmeldung der Braunschweigischen Landeszeitung vom 1.11.1938, wo geschrieben wurde, die Namensgebung für die Roselies-Kaserne beruhe auf der "Ehrung des Braunschweigischen Infantrie-Regiments Nr. 92, das sich während des Weltkrieges bei Roselies in Flandern besonders ausgezeichnet hat."

Also "besonders ausgezeichnet" wegen der "soldatischen Leistungen", oder?

Das war allerdings 1938 zu Zeiten der Nazis, wo man damit anfing, in Kübelwagen rumzufahren.[/size]

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7 Jahre 9 Monate her - 7 Jahre 9 Monate her #11148 von Rosenbaum
Am kommenden Mittwoch, dem 15. Juni um 19 Uhr wird Dietrich Küssner in der Friedenskapelle (Helmstedter Str. 54, schräg gegenüber von Opel-Dürkop) zu "Kirche und Gedenken in der Weimarer Republik" vortragen.



Küssner ist ehemaliger Pastor.

Er war es, der als erster auf nach Auswertungen von Kirchenbüchern auf Quellen zu Roselies gestoßen war und auf die Kriegsverbrechen des 92. Infantrieregiments am 21./22.August 1914 hingewiesen hat.
Dafür wurde er vor 1 3/4 Jahren im Stadtbezirksrat Lindenberg/Rautheim... seitens des CDU-Vertreters Täubert angefeindet - siehe dazu auch:
www.braunschweig-online.com/bibs-forum/48-artikel-der-startseite/9972-totenkopf-husaren-in-roselies-pardon-wurde-nicht-gegeben.html?limit=6&start=24#10038
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7 Jahre 4 Monate her - 7 Jahre 4 Monate her #11396 von klartext
Die Traditionsgemeinschaft Panzerbatallion 24/Panzerregiment 6 verteidigt hartnäckig die Steine mit Traditionslinien zur Schutztruppe Deutsch-Südwest, aktuell mit einem einfachen Lösungsvorschlag:

Auch sein Hinweis auf „Schutztruppe Deutsch-Südwest“ sei kein Vorbild für den jenseits des Weges befindlichen Kindergarten, wirkt hilflos, da der Gedenkort  gewiss nicht als Spielplatz für die Kleinen genutzt wird und aus der Kindertagesstätte bei der großen Entfernung zu den Steinen die Inschrift nicht gelesen werden kann. Auch werden sie in diesem Vorschulalter gewiss noch nicht lesen können.
www.panzerbataillon24-traditionsgemeinschaft.de/Der%20Ehenhain/Seite%2013.%20Der%20Ehrenhain.html


Nicht die Steine mit ihren Inschriften sind also das Problem, sondern das Lesen! [/size]
Letzte Änderung: 7 Jahre 4 Monate her von klartext.

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7 Jahre 4 Monate her - 7 Jahre 4 Monate her #11403 von Rosenbaum
klartext schrieb:

Die Traditionsgemeinschaft Panzerbatallion 24/Panzerregiment 6 verteidigt hartnäckig die Steine mit Traditionslinien zur Schutztruppe Deutsch-Südwest, aktuell mit einem einfachen Lösungsvorschlag:

Auch sein Hinweis auf „Schutztruppe Deutsch-Südwest“ sei kein Vorbild für den jenseits des Weges befindlichen Kindergarten, wirkt hilflos, da der Gedenkort  gewiss nicht als Spielplatz für die Kleinen genutzt wird und aus der Kindertagesstätte bei der großen Entfernung zu den Steinen die Inschrift nicht gelesen werden kann. Auch werden sie in diesem Vorschulalter gewiss noch nicht lesen können.
www.panzerbataillon24-traditionsgemeinschaft.de/Der%20Ehenhain/Seite%2013.%20Der%20Ehrenhain.html

Nicht die Steine mit ihren Inschriften sind also das Problem, sondern das Lesen! [/size]


Militarismus als Lebensinhalt?


Obwohl die "alten Kameraden" natürlich wissen, dass alle ihre Traditions-Bezüge, die vor 1958 liegen (also die Vor-Bundeswehr-Zeit betreffend) illegal und sogar grobes Unrecht darstellen, feiern die Traditionskameradschaften zum diesjährigen Volkstrauertag weiterhin bis hin zur Schutztruppe Deutsch-Südwest sogar Völkermord.
Auch örtliche CDU- und SPD-Mandatsträger, Herren Wendroth und Kühn waren wieder mit dabei.



(Der Stein ganz rechts benennt alle "Vorbild"-Verbände von Weltkrieg II - Panzerregiment6 bis Weltkrieg I - Maschinengewehr Kompanie und davor mit der Schutztruppe Deutsch-Südwest, die den Völkermord an den Hereros begangen hat)

Zaghafte Anfänge eines Diskurses

Immerhin gibt es die Ahnung von Unrecht beim Traditionsverband Panzerbataillon 24. Man hat sich nach der letztjährigen Rede des letzten Standortkommandanten Köpcke, in welcher er von "faulen Wurzeln" in der Traditionspflege des Verbandes gesprochen hat, als Verein aufgelöst .

Ein Grund mehr vor allem für BIBS-Engagierte an die Roselies-Vergangenheit hier in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Roselies-Kaserne zu erinnern und zeitgleich an die Opfer im belgischen Roselies in den ersten Weltkrieg I - Tagen zu erinnern.



(Eine BIBS-Delegation beim Gedenken an die Roselies-Opfer vom August 2014)
Letzte Änderung: 7 Jahre 4 Monate her von Rosenbaum.

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7 Jahre 3 Monate her - 7 Jahre 3 Monate her #11428 von Rosenbaum
Zeitgenössische Darstellung von Geiselerschießungen 1914 in Belgien


Wie hinter den Kulissen formaler Sitzungen des Stadtbezirksrates mit dessen Beschlüssen umgegangen wird, offenbarte eine Akteneinsicht in die Roselies-Akten, nachdem in der Juni-Bezirksratssitzung ein Gedenk-Text mit dem Passus "Der Opfer gedenken und die Zukunft gestalten" angenommen worden ist:

Bezirksratsmitglied Täubert (CDU) berichtet von der Bez.ratssitzung am 14.6.2016 an Herrn Jünke


Betrifft: Bez.rat

Guten Morgen, Herr Jünke
der Bezirksrat hat bekanntlich gestern getagt, mit einem merkwürdigen Verlauf...
Nachdem Frau Boldt-Stülzebach gegangen war, kam dann tatsächlich noch der zweite Antrag in die Diskussion...
Leider gab es eine Mehrheit für eine Änderung, weil neben H. Reuter auch die Grünen und die SPD (H. Meeske hat sich enthalten) dem gefolgt sind.

"Der Opfer gedenken und die Zukunft beginnen", erscheint auf den ersten Blick harmlos, aber ob das als Überschrift wirklich gut ist und da hinein passt erscheint fraglich.
Was die BIBS damit bezwecken, kann ich noch nicht beurteilen.
Schade, dass sich Grüne und SPD dazu positiv positioniert haben und sich auch der Bezirksbürgermeister nicht zu einer Ablehnung durchringen konnte, obwohl die Diskussionen im Vorfeld bekannt waren und auch Ihre Einschätzung vorgelegen hat. Herzliche Grüße Frank Täubert


Pastor Jünke antwortet an Täubert 15.6.2016 um 11:16

Lieber Herr Täubert.
Mit dem Satz kann man m.E. leben. Entscheidend ist, dass der von uns gewählte Text eigentlich zu 99% durch ist.
Auch ich hätte noch eine marginale Änderung vorzubringen...
Bedenken Sie, dass wir die Opfer des Stalinismus indirekt aber stets erläuterbar auf die Tafel bekommen haben.
Das muss Rosenbaum und Reuter zutiefst wurmen!!!!!!
Meeske hat sich m.E. in der ganzen Sache ordentlich verhalten. Es ist die Frage, inwieweit ein Bezirksrat sich auch formal an eine Geschäftsordnung zu halten hat. Aus Ihrem Bericht sehe ich, dass es etwas durcheinander ging...
Ist denn der Kübelwagenvorfall irgendwie zur Sprache gekommen? Reuters DKP-Position? Ihr Jünke


Pastor Jünke an Steinführer 15.6.2016 um 13:03

Lieber Herr Steinführer,
Abgestimmt ist abgestimmt, das stimmt. Aber letztlich braucht der VA doch dem nicht zu folgen!
Das müssen Hesse/Boldt doch hinkriegen?
Ihr Jünke

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