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»Wir werden über dreiste Wasserkosten abkassiert«
Kampf gegen Privatisierung: Neuer Film »Water makes money« deckt Konzernmachenschaften auf. Ein Gespräch mit Leslie Franke und Herdolor Lorenz
Interview: Gitta Düperthal
Leslie Franke und Herdolor Lorenz sind Dokumentarfilmer. Nach ihren Filmen »Bahn unterm Hammer« und »Wasser unterm Hammer« präsentieren sie jetzt ihren neuen Film »Water makes money«
Am heutigen Donnerstag läuft der Film »Water makes money« in 150 deutschen, französischen und anderen europäischen Städten an. Der Film thematisiert die Verhältnisse nach der fortschreitenden Wasserprivatisierung – welches sind die drastischsten Folgen?
Leslie Franke: Nach einer Teilprivatisierung steigen zunächst die Wasserpreise. Eine Kontrolle der Gemeinden über die Verwaltung des Wassers ist bei solchen Public Private Partnerships (PPP) nahezu nicht mehr gegeben. Verträge zwischen Kommunen und Wasserkonzernen sind meist geheim. Es herrscht Intransparenz. Die größten Konzerne, die dieses System über Europa und die Welt ausbreiten, kommen aus Frankreich. Sie versprechen günstigere Finanzierungsmöglichkeiten, Effektivität und Nachhaltigkeit. Gerade in Frankreich, wo die Konzerne Veolia und Suez bereits acht von zehn Bürgern mit Wasser versorgen, glaubt ihnen allerdings kaum mehr jemand. Mehr als hundert Kommunen wollen dort die Kontrolle über die lebenswichtigen Dienste zurückholen. In sieben französischen Kommunen haben wir die Folgen untersucht – und mußten, abgesehen von den bereits genannten Nachteilen wie gestiegenen Preisen und Intransparenz, Folgendes feststellen: Teilweise bis zu 30 Prozent Wasserverlust gab es in den Rohrnetzen, weil diese nicht repariert wurden und löchrig sind.
Wie laufen diese Geschäfte ab?
Franke: PPP, die Partnerschaft von öffentlichen und privaten Betrieben, bedeutet in diesem Zusammenhang: Anlagen, Wasserleitungen und Rohrnetze bleiben im kommunalen Eigentum. Der private Partner betreibt und verwaltet die Wasser- oder Abwasserversorgung, verschickt beispielsweise Rechnungen. Er sollte eigentlich auch die Installation warten.
Inwiefern beinhaltet dieses Geschäft finanzielle Nachteile für die Kommunen?
Herdolor Lorenz: Die Zusammenarbeit der Privaten und der Kommunen findet aufgrund von Verträgen statt, die meist aus gutem Grund geheim sind. Dort sind oft große Sauereien festgehalten. In Berlin ist beispielsweise Gegenstand, daß der Konzern – obgleich Minderheitseigner – Geschäftsführerposten erhält und Preise angehoben werden können. In manchen Verträgen steht sogar, daß die Kaufsumme für die Wasser- oder Abwasserversorgung ein Kredit an die Stadt ist. In Braunschweig hat Veolia für den Erwerb der Abwasseraufbereitung keinen Cent aufgewendet. Kaufpreis und Investitionen werden mit Krediten der Nord LB und der Pleitebank Dexia finanziert – rückzahlbar mit Zins und Zinseszins von Braunschweigs Bürgern.
Haben Sie beim Filmen Ärger gehabt?
Lorenz: Der steht vermutlich noch aus, wenn die entsprechenden Globalplayer den Film gesehen haben.
Wie sind Sie an die geheimen Dokumente herangekommen?
Franke: In Frankreich ist es möglich, sogenannte Audits durchzuführen und eine Art Untersuchungsausschuß tätig werden zu lassen. Bürgerinitiativen können dies beantragen. Oder wenn Mehrheiten im Rat wechseln, können diese die Verträge veröffentlichen und überprüfen. Häufig kommen dann Sauereien im Detail ans Tageslicht. In Braunschweig hat jemand aus der Stadtverwaltung der in den Rat gewählten Bürgerinitiative Braunschweig (BIBS) Dokumente zugespielt, die diese publiziert hat.
Was wurde dadurch in Braunschweig aufgedeckt?
Lorenz: Veolia hatte gar nicht – wie behauptet – 253 Millionen Euro an die Stadt für das Geschäft mit der Abwasserversorgung gezahlt. Vielmehr hatte der private Betreiber einen Kredit aufgenommen, wofür die Stadt bürgt. So profitieren Banken mit erheblichen Gewinnen. Im Fall eines Bankrotts – des Betreibers oder der Banken – muß die Kommune geradestehen.
Wo ist die Gegenbewegung am weitesten entwickelt?
Franke: In Frankreich laufen jetzt viele Verträge aus. Aufgrund schlechter Erfahrungen wollen Gemeinden rekommunalisieren. Bürgerinitiativen klagen die Finanztricks zum Nachteil der Bürger an und drängen auf deren Veröffentlichung. Auch in Deutschland geht es zur Sache: In Berlin läuft derzeit ein Volksbegehren, um eine Veröffentlichung der Verträge zu erzwingen. Bis zum 27. Oktober werden noch Unterschriften gesammelt. Wir müssen diese Entwicklung jetzt anheizen – denn wir alle werden über unverschämte Wasserrechnungen zur Kasse gebeten.
www.watermakesmoney.org
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Blaues Wunder in Braunschweig
Durch die Privatisierung ihrer Abwasserversorgung hat die Stadt auf fragwürdige Weise ihren Haushalt "saniert". Ein Film zum Thema hebt das neu ins Bewusstsein.
Braunschweig spielt eine Hauptrolle in einem Film, der dieser Tage in verschiedenen norddeutschen Städten zu sehen ist: "Water makes money" dokumentiert die Privatisierung der Wasserwirtschaft und deren Folgen. Kritiker in Braunschweig werfen dem Oberbürgermeister Gert Hoffmann (CDU) vor, öffentliches Eigentum verschleudert zu haben, um den Haushalt zu sanieren. Dabei seien die Schulden nur in die Zukunft verschoben worden.
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www.taz.de/1/nord/artikel/1/blaues-wunder-in-braunschweig/
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