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Förderung des Flughafenausbaus im Zwielicht

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15 Jahre 1 Monat her #2892 von Beyer
** This thread discusses the content article: Förderung des Flughafenausbaus im Zwielicht **








Bauschild am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg (Quelle: www.waggum.de )


 


In der Ratssitzung der Stadt Braunschweig vom 17.11.2009 stellte der Erste Stadtrat der Stadt Braunschweig, Lehmann, auf eine Anfrage zur Finanzierung des Flughafenausbaus in Braunschweig fest: „Die rechtliche Bindung aus dem gemeinsamen Finanzierungsvertrag zwischen Land, Stadt Braunschweig, Stadt Wolfsburg und Volkswagen gelten für alle Aufgaben, die mit dem Ausbau des Flughafens zusammenhängen, und das ist eben halt ja auch das Avionik-Cluster und die Landebahn. Das ist ja alles eins.“ Fünf Monate später teilte Lehmann am 16. April 2010 auf die Frage „Wie sollen die zusätzlichen nationalen Mittel für dieses Projekt erbracht werden?“ schriftlich mit: „Die Fördermittel sind bereits beim Land für das Projekt „Avionik-Cluster“ abrufbreit reserviert[/b].“ Entsprach das der Wahrheit?










Anderthalb Monate später gab der Oberbürgermeister der am Flughafenausbau beteiligten Stadt Wolfsburg am 6. Juni 2010 bekannt: „Auf die Fördermittel besteht jedoch derzeit noch kein Zugriff, sie werden erst später zur Auszahlung gelangen[/b]. Die Arbeiten für den Ausbau der Start- und Landebahn haben bereits begonnen und lösen in nächster Zeit bereits wesentliche Zahlungspflichten aus. Um die Liquidität für das Projekt sicherzustellen, ist es nach aktueller Auskunft der Finanzmittelplaner des Flughafenausbaus erforderlich, dass alle Gesellschafter sowie die weiteren Beteiligten, die sich aufgrund der entsprechenden Finanzierungsvereinbarung 2005 zur finanziellen Unterstützung des Projekts verpflichtet haben, bereits in 2010 sämtliche Eigenmittel bereitstellen. Diese beinhalten auch die Beträge für eine Zwischenfinanzierung für die erst später im Jahr zu erwartenden Fördermittel.“

Am 31. August 2010 gab die Stadt Braunschweig schließlich eine Pressemitteilung heraus, in der Lehmann nun erklärt: „ Streng genommen im verwaltungsrechtlichen Sinne ist die Finanzierungszusage des Landes erst im Förderbescheid enthalten[/b].“ In welchem „Sinne“ Lehmann die Fördermittel vorher also als abrufbereit reserviert dargestellt hatte, mag jeder selbst beurteilen.

Im Hinblick auf den bedeutsamen Umstand, wer hinsichtlich der Fördermittel der eigentliche Vorhabensträger und Zuwendungsempfänger ist, stellt Lehmann in der Pressemitteilung vom 31. August 2010 überraschend fest, dass „Antragstellerin und Maßnahmenträgerin der Gesamtmaßnahme, die Struktur-Förderung Braunschweig GmbH, den Förderzuschuss vom Land erhält.“

Die genannte Gesellschaft ist laut Braunschweig-Online eine Briefkastenfirma und eine 100 %-ige Tochter der Stadt Braunschweig. Laut Beteiligungsbericht der Stadt Braunschweig 2010 verfügt diese Gesellschaft über ein Stammkapital von lediglich 500.000 Euro. In ihr war bis auf den Geschäftsführer im Jahre 2008 kein weiterer Arbeitnehmer beschäftigt. Der Geschäftsführer der Gesellschaft ist ein Bediensteter der Braunschweig Zukunft GmbH und übt seine Funktion und damit die Verwaltung möglicher Fördermittel in Millionenhöhe lediglich nebenamtlich aus.

Gegen die durchsichtige verwaltungsjuristische Trickserei, dass Antragstellerin und Maßnahmenträgerin der Gesamtmaßnahme nun die Struktur-Förderung Braunschweig GmbH sei, sprechen Tatsachen, die die Flughafengesellschaft eindeutig als Vorhabensträgerin ausweisen:

Antrag auf Planfeststellung vom 17. Juni 2005






Die Flughafengesellschaft Braunschweig mbH[/b] beantragt, im Wege der Planfeststellung ... den Plan für den Ausbau des Forschungsflughafens Braunschweig ... nach Maßgabe der folgenden Unterlagen festzustellen.

1. Vorhabensträgerin
1.1 Vorhabensträgerin für die zur Planfeststellung beantragte Maßnahme ist[/b] die Flughafengesellschaft Braunschweig mbH.[/quote]

Planfeststellungsbeschluss vom 15. Januar 2007






4.2 Zusagen
Sie sind Bestandteil dieses Planfeststellungsbeschlusses und gehen in Zweifels- und Konfliktfällen anderen Planaussagen der festgestellten Unterlagen vor. Im Einzelnen werden die nachfolgend aufgeführten Zusagen der Flughafen Braunschweig-Wolfsburg GmbH[/b] für verbindlich geklärt: ...

7.1 Vorhaben
Die Flughafengesellschaft Braunschweig-Wolfsburg mbH[/b] plant zur Zukunftssicherung des Luftverkehrsstandortes Braunschweig den Ausbau des bestehenden Verkehrsflughafens.

7.2 Verfahrensablauf
Für die Baumaßnahme hat die Flughafen Braunschweig-Wolfsburg GmbH[/b] am 17.06.2005 bei der Planfeststellungsbehörde die Planfeststellung beantragt.

24. Kostenentscheidung
Die Flughafengesellschaft Braunschweig-Wolfsburg GmbH hat die Kosten für die Durchführung dieses Planfeststellungsverfahrens zu tragen.[/quote]

Auch das an der Stelle des Flughafenausbaus befindliche Bauschild weist eindeutig die Flughafen Braunschweig-Wolfsburg GmbH als Bauherrn aus.






Hier besteht also kein Raum für Uminterpretierungen des Maßnahmenträgers.

Am Ende der Pressemitteilung wird über Lehmann berichtet: „ Als völlig abwegig nannte er den Vorwurf des Fördermittelbetrugs, der im Internet kursiert. Lehmann: „Wer dies behauptet, sollte – wieder einmal – Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstatten. Dann gibt es auch dazu eine offizielle Klärung.“

Die Bürgerinitiativen gegen die Startbahnverlängerung des Braunschweiger Flughafens sehen einen Vorwurf des Fördermittelbetrugs weit weniger emotional: Wahrheitsgemäße Auskünfte werden von Lehmann und nicht etwa von der Staatsanwaltschaft erwartet. Deren Aufgabe ist es, diesbezüglich mögliche Straftaten zu verfolgen.

Schon einmal hatten sich Lehmann’s Finanzierungserwartungen als Luftblase erwiesen. In seiner Stellungnahme vom 12. Juni 2009 sagte Lehmann: „ Es wird ein Fördervolumen durch die EU für den Ausbau der Start- und Landebahn in Höhe von rd. 11,5 Mio. € erwartet ... Es wird von einer positiven Entscheidung hinsichtlich der Förderung ausgegangen, da bei allen Beteiligten und letztendlich auch dem Fördemittelgeber EU die Erkenntnis besteht, dass durch den Flughafenausbau die Zukunft des Technologiestandortes Braunschweig und der Verkehrskompetenzregion Braunschweig entscheidend gestärkt wird.“ Bürgerinitiativen hatten eine derartige Förderung jedoch verhindert.


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  • Olly
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15 Jahre 1 Monat her #2893 von Olly
Diese haarsträubende Trickserei um an Fördergelder zu kommen könnte sich im Hinblick auf die vielen erteilten Ausnahmegenemigungen für einige Behörden als ein Fallstrick erweisen...
Wir errinnern uns daß die UNB und auch Herr Stülpnagel der Flughafengesellschaft diverse "Ausnahmen" wie z.B. "Roden ist Fällen", "Entnahme der Eremitenlarven" oder "Freibrief zum Töten" erteilt haben....
Wenn nun aber die Struktur-Förderung Braunschweig GmbH der Maßnahmenträger ist, hat diese GmbH rechtswidrig ohne Ausnahmegenehmigung gehandelt.
Desweiteren haben die ausstellenden Behörden ohne weitere Prüfung des Sachverhaltes (Wer ist überhaupt Maßnahmenträger ?) über weitreichende (EU relevante) Ausnahmeregelungen entschieden... mutige Taten, mögen sie gerechte Richter finden.


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  • bruno
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15 Jahre 1 Monat her #2896 von bruno
Heute steht eine kleine Notiz irgendwo auf Seite 20 der Braunschweiger Zeitung, dass der VW-Ausstieg in der Gesellschafterversammlung der Flughafengesellschaft glatt über die Bühne gegangen ist. Jetzt sei alles klar mit der Förderung aus einem Bundestopf "Gemeinschaftsausgaben zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW).

Zu wann VW nun aussteigt oder bereits ausgestiegen sein soll, wird nicht gesagt und auch nicht, was nun da gefördert wird, "Forschungsflughafen", "Avionic-Cluster", oder dieser neue "Masterplan" als "Welcome-Center". Auch nix Neues ob nun die Förderung im Briefkasten dieser Strukturförderungsgesellschaft ankommt oder bei der Flughafengesellschaft im Direktflug.

Bleibt also wohl noch einiges weiterhin aufzuklären B)

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  • Rosenbaum
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15 Jahre 1 Monat her - 15 Jahre 1 Monat her #2913 von Rosenbaum
Wieder ein Bausteinchen mehr im Wissen um die Betrügereien rund um den Flughafenausbau.

Nach gerade heute im Landtag auf eine Anfrage der grünen Abgeordneten Heinen-Klajicik gegebenen Antwort des Wirtschaftsministeriums war den Ausbau-Akteuren bereits seit rd. einem Jahr (seit "zweitem Halbjahr 2009") bekannt, dass die Bundes-Förderungen mit der VW-Mitgliedschaft in der Flughafengesellschaft nicht vereinbar seien.

Wörtlich steht in der Landtagsdrucksache vom 9.9.2010:

...
BMWI hat in der 2. Jahreshälfte 2009 überraschend von der o. Auffassung des Arbeitskreises der Förderreferenten Abstand genommen und eine Bewilligung ausgeschlossen, wenn ein Endnutzer gleichzeitig Anteilseigner in der Betreibergesellschaft ist. VW hat in Umsetzung der Auflagen des BMWI und in enger Benehmfassung der Landesregierung mit dem BMWI entschieden, seinen Anteil an die Betreibergesellschaft Flughafen Braunschweig- Wolfsburg GmbH abzugeben.

www.mw.niedersachsen.de/live/live.php?article_id=90155&navigation_id=5459&_psmand=18


Damit müssen sich die Braunschweiger Aktivisten des Flughafenausbaus - und vor allem auch VW - vorhalten lassen, die Bauarbeiten auch noch ohne gesicherte Finanzierungsbedingungen begonnen zu haben und mehr als ein Jahr lang die politischen Gremien der Stadt, die Öffentlichkeit und auch die zur Aufsicht berufenen Mitglieder in den Aufsichtsräten der Flughafengesellschaft oder auch der Struktur-Förderung Braunschweig GmbH hinters Licht geführt zu haben.

Für den Finanz-Stadtrat Lehmann, der als einziger auch noch in beiden Aufsichtsräten sitzt dürfte es nun langsam eng werden, auch wenn die Handschrift dieses Desasters klar die seines Chefs Hoffmann ist.
Letzte Änderung: 15 Jahre 1 Monat her von Rosenbaum.

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  • Rosenbaum
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15 Jahre 1 Monat her #2920 von Rosenbaum
Als wollten sie das Zwielicht weg-beschliessen und sich selbst gut zureden, haben die Parteien CDU, SPD und FDP zur nächsten Ratssitzung eine gemeinsame Erklärung eingebracht:

Rat 21.09.2010
Betreff Ausbau des Forschungsflughafens Braunschweig-Wolfsburg

Die Entwicklung des AVIONIK-Clusters am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg hat eine
zentrale Bedeutung für Wissenschaft und Wirtschaft in unserer Region. Er ist einer der innovativsten Cluster in Europa. Seine Fortentwicklung sichert und schafft dauerhaft neue hoch qualifizierte Arbeitsplätze in Braunschweig und unserer Region und ist für die Zukunft unserer
Region von herausragender Bedeutung.

Der Rat der Stadt wird daher gebeten zu beschließen:
Der Rat der Stadt bekräftigt wie in seinen seit den 1990er Jahren mit großer Mehrheit gefassten Beschlüssen die Notwendigkeit der Verlängerung der Start- und Landebahn des
Flughafens Braunschweig-Wolfsburg.
Er begrüßt die finanzielle Förderung dieser wichtigen Infrastrukturmaßnahme.
Der Rat der Stadt geht davon aus, dass die Ausbaumaßnahme nunmehr zügig umgesetzt wird und die erforderlichen Schritte zur Realisierung der Gesamtmaßnahmen zeitnah in die Wege geleitet werden.

Begründung erfolgt mündlich
gez. Wolfgang Sehrt gez. Manfred Pesditschek gez. Juliane Lehmann
CDU-Fraktionsvorsitzender SPD-Fraktionsvorsitzender stellv. FDP-Fraktionsvorsitzende


Man macht sich eher selbst Mut, als irgendwas voranzubringen.

Ob gutes Zureden helfen kann, die Ungereimtheiten weiter zu vertuschen und die fragwürdigen Jonglierereien mit Fördergeldern mittels Briefkastenfirma vergessen zu machen, darf bezweifelt werden.

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  • Holzbock
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15 Jahre 1 Monat her #2922 von Holzbock
Wie toll, ich lach mich schlapp!

Wer möchte, kann sich diesen wunderbaren Antrag der CDU auch im Original anschauen.

Traute Eintracht. Gemeinsam haben wir den Scheiss verzapft, gemeinsam bringen wir ihn auch zu Ende. Oder eben auch nicht, wir werden sehen.
Irgendwie erscheint mir das kollektive Gebaren im Rathaus wie seinerzeit in der SED. Viele Parteien, eine einheitliche Meinung, TOLL!

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