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"Eichhörnchen" Cécile Lecomte reicht Verfassungsklage gegen Vorbeugehaft ein.

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15 Jahre 9 Monate her - 15 Jahre 9 Monate her #404 von Rosenbaum
** This thread discusses the content article: "Eichhörnchen" Cécile Lecomte reicht Verfassungsklage gegen Vorbeugehaft ein. **

Die Umwelt-Aktivistin Cécile Lecomte (europaweit bekannt unter ihrem Spitznamen "Eichhörnchen") hätte auf einen unfreiwilligen  Besuch in Braunschweig liebend gerne verzichtet.
Anlässlich des Castor Transportes im November letzten Jahres war sie vorbeugend in Gewahrsam genommen und in die Langzeitgewahrsamnahmestelle in Braunschweig-Gliesmarode verbracht worden.

Erst nach  tagelanger Protest-Kundgebungen hiesiger Initiativen mit Mahnwache vor der Gliesmaroder Haftstelle kam sie frei.
Gegen das damalige Vorgehen der Staatsgewalt hatte sie bereits am 7.12.2009  Verfassungsklage eingereicht.

Darüber berichtet heute auch die Tageszeitung (taz) .

Hier die Einzelheiten aus der email von Cécile Lecomte:

"Atomkraftgegnerin Cécile Lecomte hält einen mehrtägigen präventiven Gewahrsam - wie in ihrem Fall beim Castor 2008 - für unzulässig und sieht darin eine Ersatzbestrafung. Sie rügt die Verletzung ihrer Freiheitsgrundrechte, sowie des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes, der Versammlungs- und Meinungsfreiheit. Zahlreiche Initiativen unterstützen sie bei ihrem Gang nach Karlsruhe.

Die Kletteraktivistin und ehemalige Französischmeisterin im Sportklettern Cécile Lecomte reichte am Montag (7.12.2009) eine Verfassungsbeschwerde (1) gegen ihren mehrtägigen Sicherungsgewahrsam (2) während des Castortransportes 2008 nach Gorleben ein. Nach einer Kletteraktion über der Schiene war die in Lüneburg lebende gebürtige Französin festgenommen worden. Amts- und Landgericht folgten dem Antrag der Polizeidirektion auf Anordnung einer 4-tägigen präventiven Ingewahrsamnahme. Der Demonstrantin wurde strafrechtlich nichts vorgeworfen, vielmehr ging es der Polizei darum, eventuelle kommende spektakuläre Kletteraktionen gegen den Castortransport – die unter Umständen als Ordnungswidrigkeit hätten bewertet werden können- zu verhindern. Die Aktivistin ist der Behörde schon lange ein Dorn im Auge, da sie mit ihren Kletterfähigkeiten gern mit spektakulären Aktionen auf ihre politischen Anliegen aufmerksam macht.

Geklärt werden soll mit der Verfassungsbeschwerde, ob bei der Anordnung des Präventivgewahrsams Art und Schwere der zu verhindernden Tat - zumindest bei der Dauer des Gewahrsams - berücksichtigt werden muss. „Ich halte einen mehrtägigen Gewahrsam zur Verhinderung geringfügiger Ordnungswidrigkeiten für gänzlich unverhältnismäßig und sehe darin eine unzulässige „Ersatzbestrafung“ durch die Polizei,“ erklärt Lecomte.

Weiter prangert sie die Verfassungsmäßigkeit von §§ 18, 21 NdsSOG (Regelung zur Anordnung und Dauer von polizeilichem Gewahrsam) an. Das im Grundrecht verankerte Bestimmtheitsprinzip besagt, dass der Bürger erkennen können muss, welche Rechtsfolgen sich aus seinem Verhalten ergeben können. Im falle der §§ 18, 21 NdsSOG ist sehr fraglich, ob diese Voraussetzungen erfüllt sind!

Häufig reichen schon Prognoseindizien vom Hörensagen oder Vermutungen von Staatsschutzbeamten, um protestierende BürgerInnen in die Gewahrsamszelle zu verfrachten,“ erläutert die 28-jährige hierzu „Das ist sehr bedenklich. In meinem Fall basierte die der Ingewahrsamnahme zu Grunde liegende polizeiliche Gefahrenprognose auf einer ganzen Reihe von (Kletter)Aktionen, die entweder legalem Verhalten entsprachen oder in Ausnahmefällen als geringfügige Ordnungswidrigkeiten bestraft worden sind - wie das harmlose Beklettern von Bäumen in Lüneburg-. Vorbestraft bin ich nicht“ Die Betroffene sieht solche ungeprüfte staatsschutzpolizeiliche Angaben, als Türöffner für staatlichen Willkürakten. „Die besagte Gefahrenprognose ist dauerhaft in polizeilichen Dateien gespeichert und wirkt wie ein Damoklesschwert auf meine Freiheitsrechten.“

Gegenstand der Verfassungsbeschwerde sind ebenfalls die Haftbedingen, den sie damals ausgesetzt wurde. Tagelang wurde sie in eine weiß gekachelte Zelle ohne Tageslicht und Beschäftigungsmöglichkeit eingesperrt. In die frische Luft durfte sie nur eine halbe Stunde in Handfesseln.

Hintergrund (3)
Am 6.11.2008 hatte die Kletteraktivistin mit drei anderen DemonstrantInnen an einer Eisenbahnbrücke über dem Elbe-Seitenkanal bei Lüneburg ein Transparent entrollt, um gegen den bevorstehenden Transport von Castorbehältern aus Frankreich mit hochradioaktivem Atommüll in das Zwischenlager Gorleben zu protestieren. Die Robin-Wood AktivistInnen wurden nach mehreren Stunden Protest von der Brücke durch die Polizei geräumt. Im Anschluss wurde Cécile Lecomte in präventiven Langzeitgewahrsam genommen und nach Braunschweig ins Polizeiliche Zentralgewahrsam verlegt. Die anderen KletterInnen wurden noch vor Ort nach einer Personalienfeststellung freigelassen.

„Meine Ingewahrsamnahme zeigt wie effektiv fantasievolle Kletteraktionen sind, die Staatsmacht hat Angst davor. Atomkraft und Grundrechte sind nicht kompatibel“, so das damalige Fazit der Aktivistin. Weil sie aber durch die Maßnahme und die Haftbedingen sehr „mitgenommen wurde“, weil sie das Ganze als Willkür empfand, entschied sie sich – unter anderem mit juristischen Mitteln – dagegen zu kämpfen und in die Öffentlichkeit zu gehen. Zahlreiche Gruppen unterstützen Cécile Lecomte und wünschen sich, dass das Gericht die Beschwerde zulässt und dazu beiträgt, die Bürgerrechte zu stärken.

Unbeugsames Eichhörnchen, 08.12.2009

  1. Wortlaut der Beschwerde unter www.eichhoernchen.ouvaton.org/deutsch/repression/VerfBs-Langzeitgewahrsam-Castor08.pdf
  2. weitere Hintergründe zum Langzeitgewahrsam der Aktivistin auf ihrer Homepage: www.eichhoernchen.ouvaton.org/deutsch/repression/langzeitgewahrsam.html
  3. Beispiele für Kletteraktion vom Eichhörnchen : www.eichhoernchen.ouvaton.org/deutsch/anti-atom/Luftakrobatik-Atomtransporte.html
Fernsehbericht über die Aktion von Robin Wood am 6.11.2008 (Französisches öffentliches Fernsehen):

[/ol]


Ausführlich hatten wir seitens der Bürgerinitiativen, aber auch seitens der Linkspartei und vor allem auch der Piratenpartei die Vorgänge und Hintergründe zur Vorbeugehaft in unserer BI-Zeitung "Unser Braunschweig" und im BIBS-Forum dokumentiert.

Hier deswegen noch die Verlinkung zu
>>> "Vorbeugehaft Cécile Lecomte" <<<
und
>>> "Strafbefehl aus Braunschweig" <<<


 
Letzte Änderung: 15 Jahre 9 Monate her von Rosenbaum.

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14 Jahre 10 Monate her #3748 von Frau Mundvoll
CÉCILE LECOMTE IM PORTRÄT

"Ich lebe von der Überraschung"
Der Castor rollt nach Lubmin – und Cécile Lecomte plant wieder eine ihrer spektakulären Kletteraktionen. "Der Castortransport ist die Achillesferse der Atomindustrie", sagt sie.

LUBMIN dapd | Möglicherweise wird Cécile Lecomte wieder wenige Meter über den rollenden Castoren hängen. Oder sich von einem Gebäude abseilen, wenn am Donnerstag ein Zug aus Frankreich mit radioaktiv verstrahltem Material nach Lubmin transportiert wird.
"Ich plane eine große Aktion", sagte die 29-jährige Französin zur Nachrichtenagentur dapd. Details könne sie natürlich nicht nennen. "Ich lebe von der Überraschung", sagt sie. Der Spitzname der durchtrainierten Anti-Atom-Aktivistin ist "Eichhörnchen". Schließlich hat sie schon durch waghalsige Kletteraktionen in ganz Deutschland die Polizei in Bedrängnis gebracht und einmal über Stunden einen Castortransport gestoppt.

taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/ich-lebe-von-der-ueberraschung/

CASTORTRANSPORT NACH LUBMIN

Geheime Route
Es rollt wieder ein Zug mit Atommüll von Frankreich nach Deutschland. Im Laufe des Tages soll er die Grenze passieren. Auf dem Weg nach Lubmin erwartet die Polizei Blockadeversuche.

www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/geheime-route/

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14 Jahre 6 Monate her #4359 von Frau Mundvoll
Neues von Cécile Lecomte und Jochen Stay - Aktivisten gegen Atomkraft auf "yourope" (Magazin bei ARTE)...


Cécile Lecomte - Kletteraktivistin

Europa nach dem Gau in Fukushima
Im Juni 2010 berichtete Yourope über die Rennaissance der Atomkraft in Europa. Dutzende neue Kernkraftwerke waren in Planung, überall trafen wir auf enthusiastische junge Atomkraft - Fans.
In Tschechien freuten sich Studenten der Kerntechnik über glänzende Berufsaussichten, in Barcelona schwärmte die "junge Generation der European nuclear society" von den großartigen Perspektiven der Atombranche. In Spanien wollte ein ganzes Dorf um jeden Preis zum atomaren Endlager werden. Was ist von all den strahlenden Visionen übrig geblieben? Yourope macht sich auf die Suche nach den Kernkraft-Aktivisten des Sommers 2010. Haben sie ihre Meinung geändert? Oder glauben sie immer noch, Atomkraft wäre beherrschbar - und sogar umweltfreundlich?...

Filmbeitrag
videos.arte.tv/de/videos/yourope-3800812.html
www.arte.tv/de/europa/Yourope/3812588.html

Beitrag zu Cécile Lecomte
www.arte.tv/de/Die-Welt-verstehen/Jung--aktiv-und-kampfbereit/Cecile-Lecomte--Eichhoernchen/3672558.html

Eichhörnchens Homepage
www.eichhoernchen.ouvaton.org/

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