Aussitzen kann auch Sitzenbleiben bedeuten
Wenn Braunschweigs Rat meint, die Köpfe in den Sand stecken zu können, das Thema auszusitzen und die Atomgefahr beträfe weder Stadt, ihre Bürger noch den Rat, dann spricht mittlerweile einiges gegen die Vernunft unserer "Bürgervertreter". Überall hierzulande wird debattiert, reagiert und über mögliche Zukunftsszenarien gesprochen. Abwarten, Nichtstun, Aussitzen sind jedoch ein Garant für Wahlniederlagen.
Ärzte zweifeln Asse-Grenzwerte an
Atomkritiker und Mediziner machen das Endlager Asse für erhöhte Krebsrate verantwortlich.
Dr. Winfrid Eisenberg sagt: "Für mich ist das logisch und liegt auf der Hand, dass es einen Zusammenhang gibt."
Ständige, niedrig dosierte Strahlung macht Eisenberg, der beim Verein Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges engagiert ist, für die Vorfälle verantwortlich. Dabei beruft er sich auf das niedersächsische Krebsregister. Selbst die "nüchternen Wissenschaftler" hätten ionisierende Strahlung als höchstes Risiko herausgestellt und die erhöhte Zahl der Krebsfälle als auffällig beschrieben.
Bund und Land haben aber mehrfach festgestellt, dass die Grenzwerte für Strahlung in der Umgebung des Atommüll-Lagers nicht überschritten wurden.
Grenzwerte aus Hiroshima und Nagasaki zugrunde gelegt
"Die Grenzwerte sind fragwürdig", erwidert Eisenberg. Sie seien nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki festgelegt worden. Die Wirkungen hoher, kurzfristiger Gammastrahlung seien der Maßstab für die Grenzwerte gewesen. Das Problem an der Asse sei dagegen, dass die Menschen den Emissionen über viele Jahre hinweg ausgesetzt seien.
Blutkrebs, Leukämie und weniger Mädchengeburten
Neben mehr Fällen von Leukämie seien Auffälligkeiten bei Geburten ein empfindlicher biologischer Indikator für Strahlung.
Im Landkreis Wolfenbüttel wurden zwischen 1971 und 1979 deutlich mehr Jungen geboren als Mädchen. Eine Erhebung des Ortes Remlingen spricht von 121 Jungen und 85 Mädchen, Eisenberg nennt die Zahlen 142 und 100. Die statistische Verteilung müsste 105 Jungen zu 100 Mädchen sein.
Öffentlichkeit besser informieren!
Wie uns jetzt die japanische Regierung und die Betreiber der dortigen Reaktorenunfälle zeigen, mangelt es an Information. Die Bevölkerung wird ungenügend informiert und nicht aus der Gefahr evakuiert, weil man schlichtweg dafür keine Notfallpläne und keine Vorsorge getroffen hat.
Sind wir etwa besser informiert? Ließe man uns etwa die Chance, uns vor Verstrahlung zu schützen, gibt es bei uns die Logistik, uns zu retten bzw. zu evakuieren. Wie jetzt klar wird, eher nicht. Man hat sich dazu keine Gedanken gemacht, was einer Unverantwortlichkeit sondergleichen gleichkommt. Wie sollen wir hier der politischen Kaste noch vertrauen können? "Daten zur Krebsrate bei Kindern im Landkreis Wolfenbüttel müssen veröffentlicht werden", fordert Eisenberg. "Vielleicht könnte die Samtgemeinde Asse eine Anfrage stellen", sagt Atomkritiker Eisenberg.
"Gestern Abend", so berichtet die
Braunschweiger Zeitung
verdächtig spät und wie so oft, nachdem die Informationsveranstaltung bereits stattgefunden hat, "hielt Eisenberg einen Vortrag in der Wolfenbütteler Lindenhalle. Zum Abend mit dem Titel "Gesundheitsrisiko Asse II", erwarteten die Veranstalter 400 Besucher."
Wirtschaftsnahe Verbände betreiben offenbar weiterhin Desinformation, Verharmlosung und sind derzeit beim Versuch, die Bevölkerung auf eine hohe Akzeptanz von "Restrisiken" einzunorden. Dabei bietet ein zeitnaher Atomausstieg durchaus auch ökonomische Chancen.
Stadtwerke sehen in Atomausstieg große Chancen
Die kommunalen Energieversorger sehen einen schnelleren Atomausstieg sogar positiv. Durch eine neue Energiepolitik könnten sie ihren Marktanteil an der Stromproduktion in Deutschland in den nächsten zehn Jahren verdoppeln, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Verbands der Kommunalen Unternehmen (VKU) am Mittwoch in Berlin. Dabei wolle man vor allem auf erneuerbare Energien investieren.
Die vor einem Vierteljahr beschlossene Laufzeitverlängerung habe den Markt mit Atomstrom verstopft, erläuterte Reck. „Die Städte und ihre Stadtwerke sind der geborene Partner für eine dezentrale Energieversorgung“, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Stephan Articus. Sie setzten auf Kraft-Wärme-Kopplung und erneuerbare Energien, hätten Einfluss auf die Energieversorgung großer Wohngebiete. Zudem seien kommunale Wohnungsgesellschaften der größte Immobilienanbieter.
Sie forderten gemeinsam mit dem Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg die Regierung auf, die Kommunen in die laufende Debatte über ein neues Energiekonzept rasch einzubeziehen. Es dürfe nicht wieder eine „Nacht-und-NebelAktion mit Geheimpapieren“ geben.
Reck forderte die Bundesregierung auf die Kompetenz des Ökoinstituts für die strategischen Überlegungen zu nutzen. Dessen Energieexperte Felix Matthes sei „einer der hellsten Köpfe“ auf diesem Gebiet. In einer nach dem Atomunfall in Japan erstellten Studie des Instituts rechnen die Forscher vor, dass alle 17 Atomkraftwerke mit einer Leistung von 20,5 Gigawatt noch in diesem Jahrzehnt vom Netz genommen werden könnten, ohne dass die Strompreise stärker als bisher schwanken würden.
www.haz.de/Nachrichten/Wirtschaft/Niedersachsen/Stadtwerke-sehen-in-Atomausstieg-grosse-Chancen
Wo also wird Braunschweig in Zukunft stehen?
Frau Mundvoll