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Jetzt schlägt´s 13 - Regent Johann-Albrecht nicht vorzeigbar?

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11 Jahre 5 Monate her - 11 Jahre 5 Monate her #8208 von Rosenbaum
** This thread discusses the content article: Jetzt schlägt´s 13 - Regent Johann-Albrecht nicht vorzeigbar? **

...regierte von 1907 bis Nov.1913 das Fürstentum Braunschweig: Herzog Johann Albrecht

Ihm komme es beim Kulturprojekt 1913 gar nicht auf die Kaisertochter, sondern auf die Regentschaft des Fürsten Ernst August an, so rechtfertigte OB Hoffmann das millionen-schwere Kulturprojekt 1913 in der vorletzten Ratssitzung.

Ja, aber warum wird dann ausgerechnet der eigentliche herzögliche Regent des Jahres 1913 verschwiegen, der immerhin von von 1907 - Nov.1913  Braunschweig regierte ?


In der Liste der rd. 40 Projekte, die seit Freitag, den 23.11.2012 von der Verwaltung den Ratsgremien zur inhaltlichen Ausgestaltung des Kulturprojekts 1913 vorgelegt wurde, sucht man Johann-Albrecht vergebens. Dabei wurde ein solches Projekt zu Johann-Albrecht von einem Braunschweiger Historiker sogar offiziell dem Oberbürgermeister vorgeschlagen.

Herzog Johann-Albrecht warb für Kolonien und Krieg

So war er  Präsident der Deutschen Kolonialgesellschaft und Protektor des Hauptverbandes der deutschen Flottenvereine im Ausland.

Er war Herausgeber der Deutsche Kriegsklänge, 10 Hefte, Leipzig 1915–1918.

Möchte man diese Identitätsstiftung für  Braunschweig lieber ganz vergessen machen ?
Letzte Änderung: 11 Jahre 5 Monate her von Rosenbaum.

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11 Jahre 5 Monate her - 11 Jahre 5 Monate her #8211 von bruno
Man möchte wohl vor allem das Thema "Krieg" und den hiesigen Kampf für Frieden aus dem Jahr 1913 heraushalten.

Dazu wurde gerade auf Braunschweig-Spiegel ein weiterer Beitrag von Ingeborg Gerlach veröffentlicht, sie schreibt u.a.:

...das Friedenszentrum, das ein Projekt plant, welches den Kampf der SPD und der Gewerkschaften gegen die Kriegsgefahr zum Thema hat, soll finanziell abgestraft werden...

www.braunschweig-spiegel.de/index.php?option=com_content&view=article&id=3316:was-mit-unseren-steuergeldern-bezahlt-werden-soll-und-was-nicht&catid=66:politik-kategorie-kultur&Itemid=146



Wissenschaftlich?

Da machen gut bezahlte Historiker alle Verrenkungen mit, um dem "Hobby-Historiker" des Rathauses wohlgefällig zu sein?

Wie peinlich auch für den Wissenschafts-Standort Braunschweig![/size]
Letzte Änderung: 11 Jahre 5 Monate her von bruno.

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11 Jahre 5 Monate her #8214 von Rosenbaum
Und dabei hat sich der für´s Jubeljahr 1913 unterschlagene Herzog seinerzeit selbst diverse Denkmäler gesetzt, wie man im Prinzenpark (oder auch Prinz Albrecht Park) neben der Rollschuhbahn noch heute bewundern kann:


de.wikipedia.org/wiki/Prinz-Albrecht-Park


Das wird allerdings auch etwas zurückhaltender auf der städtischen Homepage behandelt.

Da ist der neue Pächter des Stadtparkrestaurants schon etwas direkter und hat sein Lokal gleich in "Prinz Albrecht" umbenannt.

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11 Jahre 5 Monate her - 11 Jahre 5 Monate her #8216 von Rosenbaum
O.k., wg. der geschichtlichen Exaktheit:
das obige Obelisken-Denkmal ließ Johann-Albrecht 1911 errichten, aber wohl für einen anderen Albrecht, einen preußischen Prinzen Albrecht.

Zum Wirken des Fürsten Albrecht in Braunschweig geben die zeitgenössischen Quellen Auskunft:

Der "Volksfreund" (Zeitung der Braunschweiger Sozialdemokraten) berichtet am 9.5.2012

...daß es im Herzogtum Braunschweig nicht nach Recht und Gesetz [geht], sondern mit brutaler Gewalt regiert wird.

Wenn der Regent seine Autorität begründen will, dann müßte er sich durch eine Volksabstimmung bestätigen lassen.
Dies wird er natürlich nicht tun, weil er weiß, daß mehr Nein- als Ja-Zettel abgegeben würden.

Wir leben in einer Anarchie, in einer brutalen Gewalt-Herrschaft.
Hunde seid ihr Braunschweiger, die Peitsche ist es, die Euch regiert!
Vor allen Völkern der Welt solltet Ihr Euch schämen, denn so läßt sich kein anderes Volk mehr regieren, wie Ihr Euch regieren lassen müßt.


Sitzengeblieben

Von wegen, die Fürsten-Herrlichkeit (zumindest die auf Johann-Albrecht ein Jahr später folgende..., die welfische, cumberland´sche) sei so beliebt gewesen im Braunschweiger Volk, wie uns jetzige Rathaus-OB´rigkeit zum 100-Jährigen weißmachen will.

Dazu eine aufschlußreiche Begebenheit aus dem Braunschweiger Landtag.
Es berichtet der Volksfreund am 27.11.1912:

Als Vorspiel schlug Präsident Langerfeldt einige welfische Akkorde an. Er gedachte des verunglückten Prinzen von Cumberland.
Sonderbar! Wir sozialdemokratischen Rauhbeine pflegen uns zu Ehren der Toten zu erheben.
Der Landtag, der sonst schon bei Verlesung der Ukase (Erlasse, d.Verf.) Johann Albrechts in die Höhe schnellt, blieb sitzen.


Nein, die Fürstenherrlichkeit war alles andere als beliebt, wovon eine ungewöhnlich hohe Zahl von Proteskundgebungen zu Wahlrecht, Frauenrecht und für soziale und politische Reformen in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg zeugen. Die Sozialdemokraten waren mit Abstand stärkste Partei (über 60% bei Rechstagswahlen), verfügten im BS-Landtag aber nicht mal über 10% der Mandate (es galt im Fürstentum das Drei-Klassen-Wahlrecht.[/size]
Letzte Änderung: 11 Jahre 5 Monate her von Rosenbaum.

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11 Jahre 5 Monate her #8217 von Rosenbaum
Wie dünn die Bretter sind, die mit dem offiziellen Kulturprojekt 1913/2013 gebort werden sollen, wurde im einem Interview mit OB Hoffmann in der BZ vom September drastisch vor Augen geführt:

Jetzt schlägt’s 13 – der Tanz am Abgrund

... Oberbürgermeister Gert Hoffmann: Victoria Luise steht nicht im Mittelpunkt

„Es geht um Dreizehn“, sagt der Oberbürgermeister geradezu beschwörend, als er uns in sein Büro bittet. „Das Thema ist ein sehr persönliches Anliegen von mir.“ Und wir denken spontan: Na, das wäre doch eigentlich ein klasse Titel für das ganze Spektakel zum Gedenken an die Hochzeit zwischen dem Welfenprinzen Ernst August und der hohenzollerschen Kaisertochter Victoria Luise anno 1913: Einfach knallrot über alle Plakate: Dreizehn!

Die Schicksalszahl...

Denn klar: Dreizehn ist nicht Vierzehn. Mit Dreizehn hat Braunschweig ein Alleinstellungsmerkmal erster Güte – wenn die Planer es clever anstellen. Vierzehn, meint der Oberbürgermeister wohl nicht ganz zu Unrecht, werde auf der ganzen Welt ein Mega-Gedenkjahr sein, da würde Braunschweig nicht auffallen.

...
Das ist dem Oberbürgermeister wichtig: „Irgendwer hat in der Stadt das Gerücht gestreut, es gehe uns um die Verherrlichung der Victoria Luise.
Klar, die war zu Lebzeiten ein Star in der Stadt. Jeder, der sie noch erlebt hat, erzählt ja gern, wie er bei ihr zum Tee war. Aber sie war doch keine bedeutende Persönlichkeit. Sie hat ja nicht regiert, sondern war nur Gemahlin. Meines Wissens hat sie keine politischen Akzente gesetzt. Deshalb sollte sie nicht im Mittelpunkt des Jubiläums stehen.“

In einer Mischung aus Resignation und Amüsiertheit versucht Hoffmann im Herbst seiner Amtszeit auch noch einmal, sein Image zu justieren: „Mancher vermutet ja, dass ich die Welfen wieder auf den Thron bringen will – oder gar mich selbst.“

Als Fokus seines Interesses nennt der „Hobbyhistoriker“ viel mehr die Spanne zwischen 1866 und 1913. Ganz kurz: 1866 verloren die Hannoverschen Welfen gegen Preußen und mussten ins Exil. Durch die Berliner Heirat von 1913 wurde der vakante Welfen-Thron wieder besetzt – allerdings in Braunschweig, nicht in Hannover.

...
Mehr als Victoria Luise interessiert ihn dabei deren Ehemann: „Wie hat Ernst August eigentlich regiert? Was hat er bewirkt?“

www.braunschweiger-zeitung.de/kultur/ausstellungen/jetzt-schlaegt-s-13-der-tanz-am-abgrund-id762621.html


Bitte immer dazu im Hinterkopf behalten: Kostenpunkt dieser feudalen Rückbesinnung für Braunschweig - 1,2 Millionen Euro !

Otto IV. war aber noch etwas teurer.

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11 Jahre 5 Monate her #8218 von Rosenbaum
Wie eingangs ausgeführt, war der Regent des Fürstentums Braunschweig, Johann-Albrecht, eifriger Fechter für Kolonien, Krieg und Vaterland.

So sammelte er Kriegsgedichte, die er in einer Broschüre "Deutsche Kriegsklänge" Erstes Heft 1914, 1915 herausbrachte.

Hier ein von ihm ausgewähltes Gedicht, welches er gleich nach Kriegsbeginn in den "Braunschweiger Neueste Nachrichten" vom 9.8.1914 aufgespürt hat:

Dem Vaterland
Rufst Du, mein Vaterland,
Dein Volk zur Wehre,
Stehen wir Mann für Mann
für Deutschlands Ehre.
Dräum auch von Ost und West
Feinde zugleich,
Recket sich erzbereit
Kaiser und Reich.

Rufst Du, mein Vaterland,
Auf uns zum Streiten,
Wollen das Herz dir, Gott,
Gläubig bereiten.
Segne das deutsche Heer,
Führ´es zum Sieg,
Sei unserm Volke stets
Beistand im Krieg.

Rufst Du, mein Vaterand,
Uns zu den Waffen,
Wollen nicht nutzlos wir
Pulver verpaffen.
Trotzende Feindesbrust
Ist unser Ziel,
Sieg oder Tod,
Tambour, rührs Spiel!

(Deutsche Kriegsklänge 1914/1915, Hrg. Johann Albrecht, 1915 Verlag Koehler, Leipzig)


Das Büchlein enthält rund 50 solcher Gedichte und Liedtexte, beginnend mit einem Gedicht aus dem Jahre 1859, hauptsächlich aber Texten aus den ersten Kriegstagen des Jahres 1914.

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