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Städt. Neujahrsempfang: Jetzt schlägt´s 13 !

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12 Jahre 9 Monate her #8271 von Redaktion
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Gemäß Ratsbeschluss aus dem vergangenen September muß die Stadt alle nach Versammlungsrecht angemeldeten  Kundgebungen auf der städtischen Homepage bekanntgeben.

So kommt es nun, dass der offiziellen Einladung zum Neujahrsempfang im städtischen Museum am 10.1.2013  die Kundgebung des Arbeitskreises www.jetzt-schlaegts-13.com auf der städtischen Homepage gegenübersteht.

Der Arbeitskreis hatte per Pressemitteilung vom 2.1.2013 seine Konstituierung bekanntgegeben und gleichzeitig als erste öffentliche Aktion zur Kundgebung am 10.1.2013 um 19 Uhr am Löwenwall aufgerufen.



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12 Jahre 9 Monate her - 12 Jahre 9 Monate her #8317 von Redaktion
Die Kundgebung vor dem Neujahrsempfang am Donnerstagabend entzauberte die "Magie" der "Wiederkehr der 13" (Begrifflichkeit von Prof.Stölzl).

Mehr dazu steht auf der Homepage des Arbeitskreises "Jetzt schlägt´s 13":

www.jetzt-schlaegts-13.com/index.php/veranstaltungen/26-magische-verzauberung-missglueckt

Offizielles Programm auf einer Pressekonferenz im Rathaus

Die BZ kommt damit morgen raus, zumal auch noch das offizielle Programm eben gerade im Rathaus von OB Hoffmann, Kulturdezernentin Hesse und Stadtmarketing in einer Pressekonferenz vorgestellt worden ist... viel Fürstengedöns demnach unter Einbeziehung der nächsten Fürstengeneration mit dem nächsten Ernst August (wohl der Sohn von Prinz Heinrich von Hannover).
Letzte Änderung: 12 Jahre 9 Monate her von Redaktion.

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12 Jahre 9 Monate her - 12 Jahre 9 Monate her #8333 von Ulenspiegel
Kommentar zur Neujahrsansprache Seiner OBrigkeit an seine Begleit-Untertanen

"Jetzt schlägt’s 13 – OB Hoffmann lobt die Demonstranten" titelt das hiesige Adelsblatt .

Auch wenn gelegentlich der Eindruck entstehen könnte, Noskes Artikel triefe vor Ironie; er kann es nicht so gemeint haben - oder? Das muss man dem Redakteur dann lassen: wie geschickt verbaut doch der Noske den Namen der Arbeitsgruppe als rhetorische Konterkarierung. Da soll der Ausruf "Jetzt schlägt's 13!" wohl Verwunderung ausdrücken, dass der OB auch so etwas wie "Lob" über die sonst eher in Bürger(be)achtung ziemlich schmal konfektionierten Lippen bringt.

Klasse deklassiert

Wenn Hoffmann kritische Bürger als "Begleitumstand" deklassiert und klasse finden mag, muss man sich also schon gelobt fühlen und damit wir wissen, wo wir zu stehen haben, werden wir vom OB auch noch in die rechten Schranken gewiesen. War es zu Herzogszeiten nicht auch schon so? - Am Wegesrand stehen, Applaus spenden, Hochrufe und das ganze Spektakel als Staffage wohlwollend "begleiten".

Draußen vor der Tür


Damals wie jetzt - wir müssen draußen bleiben!
(Cartoon by Ulenspiegel)

"Draußen in der Kälte vorm Museum sah man manches anders." schreibt Noske, drinnen war es wärmer, klar. Draußen ist das Wetter auch oft anders als drinnen, wer weiß das nicht. Wie toll könnte man es haben, wenn man zur illustren Gesellschaft geladen wäre, liebe Mitbürger und Mitbürgerinnen und verehrte Zwitter. Also da sind wir standesbewusst wie früher.

Noske weiter im Loblied: „Jetzt schlägt‘s 13“, war dort das Motto der Demonstrantenschar, die alten Herzogtümern und neuen Herzögen nicht so freundlich gegenübersteht w i e Braunschweigs Oberbürgermeister Gert Hoffmann..."

Outet Noske Hoffmann jetzt also als Herzogsfreund und Freund der Monarchie? Wer nur hätte das bloß vermutet, wo der doch eigentlich aus ganz anderen Parteikreisen hergekommen ist - Nationalsozialistischen sozusagen.
B) Aber der Unterschied zwischen Absolutismus und Diktatur ist ja auch nicht so wesentlich.

Braunschweig - bedeutend! Aber worin?

Hoffmann soll "drinnen" gesagt haben: „Wir haben keinen Grund, beschämt auf die Braunschweigische Geschichte zu schauen.“ Braunschweig gehöre nun mal „unbestritten zu den bedeutendsten Städten in der deutschen Geschichte“.

Klar. Unbestritten. Aber gerade diese Adelsgeistesblitze haben doch der hiesigen Wirtschaft und dem hiesigen Landstrich durch Kriege, Kriegsverherrlichung, antidemokratisches "Wahlrecht" und ökonomischer Trägheit das meiste wohl- und angetan, wie uns die Geschichte lehrt. Gerade darum und um das "Millionenspektakel" in Schuldenbremszeiten auf unsere Kosten geht es ja diesen unerträglichen Demonstranten da draußen vor der Tür, die diese Heroisierung und Feier von Kaisertochter und Galan als reichlich revisionistisch sehen.

Nach 1905 lebt Braunschweig immer noch im "Biedermeier"
Ernst Sander über Braunschweig
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Dr. Richard Moderhack - gewiss auch ein früher Meckerer und Protestler - in seinem 1992 erschienenen Buch "Besucher im alten Braunschweig" in der Einführung (S.12/13): "Die Vorgänge von 1848 sind indessen in Braunschweig gegenüber anderen Ländern wenig bemerkenswert. Auch die erst spät einsetzende Industrialisierung prägt den Charakter der Stadt und ihr äußeres Erscheinungsbild nur langsam um. ... Die sozialen Veränderungen und die alten starren Verfassungsformen vertragen sich nicht. Braunschweig hat seine große Zeit städischer Selbstverwaltung als Mitglied der Hanse gehabt (14./15. Jahrhundert). Bereits vor 1780 war man ziemlich führungsmüde. Von Bülow schreibt in Moderhacks Werk über die Regentschaft Karls I., dass "Fürstenliebe bloß die Maske der Berechnung, und — endlich ist der Erbfürst doch nur ein Privilegierter. So der Zeitgeist!" (S. 94). Von Dalem beurteilt die lokale "Wirtschaftslage" und beschreibt (S.121) die Spinnereien (Wolle und Flachs): "Schade nur, dass das Flachs, eines der wichtigsten Produkte dieses Fürstenthums, in einer solchen Menge unverarbeitet nach England und Holland versandt wird; man ist hier nicht imstande, gegen fremde Leinewand Preis zu halten."

Um 1820 wird das Schloss (der graue Hof) wohl als Vorbild der heutigen Schlossarkaden beschrieben: "der graue Hof, das herzogliche Schloss, dessen Seitenflügel kulissenartig angebaut sind". 1844 ruhte die Stadt nur noch im Nachglanz ihrer Vergangenheit, schreibt Ina Seidel im Jahr 1895 (S. 230). Kleine intime Zirkel, in denen das geistige Interesse das Verbindende waren, gab es nur vereinzelt." Ansonsten "fortschreitende Dekadenz der Epoche". Nach 1905 lebt man in der Stadt noch "fast im Biedermeier" schreibt Ernst Sander (S. 233).

Wir waren schon mal weiter

Merkwürdig nur, vor und um 1913 waren wir sozial und hinsichtlich sozialpolitischer Forderungen, technisch und wissenschaftlich schon mal bedeutend weiter als in den "OBerstübchen" der herzoglichen und kaiserlichen Dynastien. Wir hatten hier vor allem helle Köpfe und Erfinderreichtum - gerade oft ohne herzogliche Förderung und oftmals gerade aus bürgerlichen Kreisen, die keineswegs dümmlich-biedere Untertanen waren. Unaustehliche aufklärerische Denker wie Lessing wurden lieber als Archivare ins Exil gesandt und ihr Grab vergessen. Wer die Wahl hat, hat die Qual, da nehmen wir lieber solche Geistes-Leuchten wie eine Viktoria Luise oder ihr Ehegespons, nicht wahr?! Das passt wohl besser zu Braunschweig oder passt das nur Hoffmann und dem Stadtmarketing? Keine Ahnung!

Und wenn Hoffmann jetzt herzoglich-initiierte Gebäude und kulturelle Einrichtungen einzig der Eloquenz von Luise nebst Ehegatten zueignen möchte, offenbaren sich damit nicht noch tiefere Abgründe hinsichtlich der Wertschätzung Braunschweiger Arbeiter, Bürger, Handwerkskunst und Kleinunternehmen als auch Kulturschaffenden schlechthin? Natürlich zählt das nicht, klar. Standesgemäß war das ja damals der "Pöbel".

Wer hat's gemacht?

Man könnte auch meinen, unser OB vernachlässige damit vor allem diejenigen Bürger, die durch ihrer Hände täglichen Arbeit und ihre Steuern das Stadtsäckel tagtäglich bereichert und damit Seiner Majestät es erst möglich gemacht haben, ein Theater, ein Museum (damals nicht für Jedermann zugänglich, sondern nur zweimal zwei Stunden pro Woche (S. 181), nur für jene, die den Einlass zu 2 Taler und einen Gulden bezahlen konnten und mit vorheriger Anmeldung! - aus Moderhack, S. 162) und damals letztendlich ein (noch nicht mal komfortables) Schloss hinzustellen, worüber sich die damalige illustre Gästeschar einschließlich Viktoria Luise selbst infolge Kälte und spärlichen Komforts oftmals bitter beklagten (Moderhack, "Besucher im alten Braunschweig", S. 243).

Von da an ging's bergab

Mit dem Eisenbahnbau der preußischen Ost-West-Linie geriet Braunschweig wirtschaftlich als auch verkehrspolitisch ins Hintertreffen schreibt Hans-Ulrich Ludewig (Köingfeld/Roseneck - Burg Dankwarderode, S.46 - 47). Mitte der 1880-er Jahre ging die Braunschweiger Eisenbahn in preußischen Besitz.

Im zweiten Drittel des Jahrhunderts industriell noch durchaus führend, wurde um die Jahrhundertwende, klar, dass man den Anschluss verpasst hat; andere überflügelten Braunschweig. Ursache: Kapitalmangel und Verkehrssituation, Vorherrschen von Familienbetrieben und saisonalen Produkten, kaum Kapazitäten, Krisenanfälligkeit und Exportabhängigkeit sowie das Fehlen von "Leitsektoren" (damals Chemie, Elektrotechnik). Ähnlich der heutigen Zeit, nur sind es heute Finanzmarkt, Energie- und Umweltsektor. Landesführung und strukturierende politische Maßnahmen - leider gepennt!

Nur Büssing, die Feinmechanik und Optik waren damals zukunftsweisend. Aber die wurden dann ja auch im aufkommenden Krieg besonders - wie sagt man heute - systemrelevant.

Eine wirtschaftlich sinnvolle Lenkung oder Planung kam jedenfalls nicht aus Herzogshausen sondern aus klugen Bürgerköpfen und damit unternehmerische Logik. In Fürstenkreisen hatte man vorrangig immer noch auf den familiären Kleinmanufakturcharakter - eben aus der Biedermeierzeit oder noch früherer Zeiten - gesetzt.

Was oder wer ist wirklich anachronistisch?

Will Hoffmann missverstanden werden oder hat er es selbst so durcheinander gebracht? Dann hier zur Nachschulung die Definition: Anachronistisch sind nicht diese Bauten, die einseitige Sicht auf das Wirken dieser Adelspersonen ist es. Wer hat ihr Wirken denn erst möglich gemacht? Auch das Volk wurde damals keineswegs befragt, ob es wünscht, dass all das, was unter Mühen aufgebaut war, binnen kurzer Zeit im Weltkrieg wieder niedergemacht wird.

Beim Aufbau nicht geholfen - die Herrschaften!

Wenn hier heute was glänzt oder zu loben ist, dann haben das die Braunschweiger Bürger und Handwerker errichtet, nicht Luise und auch nicht ihr Angeheirateter. Diese hohen Herrschaften flüchteten danach erneut (und unter Druck ihrer empörten Untertanen) schnell wieder in von anderen Bürgerhänden errichtete warme Nester während draußen - auch in der Kälte - die Bürger wieder mit dem Aufbau ihrer Stadt und der Infrastruktur begannen.

Seit wann feiert das Saarland oder Bremen den Herzog von Braunschweig?

„Und wie anachronistisch sind dann heute in Deutschland das Saarland und das Bundesland Bremen?“, soll Hoffmann dann auch noch gefragt haben. Tja, wieso feiert Berlin nicht Kaisertochers Hochzeit? Wieso nicht Hannover ihr Begräbnis, denn da sind sie begraben.
Dazu nur mal ein Braunschweiger Beispiel:„Die 20er Jahre“ lautet das Motto der Weiberfastnacht in der Stadthalle, da wissen wir, dass die Arbeitergesellschaft damals zwar sozial ziemlich schwach aufgestellt war, aber die Frauen nebst Selbständigkeit, sexueller Selbstbestimmung und Bubikopf bereits ziemlich groß im Kommen waren. Da sähe also jede/r, die/der da stocksteif mit Korsett und Kaisertreukostüm aufkreuzen würde, aber so was von "anachronistisch" aus. Darin bestehen eben die gewissen kleinen wesentlichen Unterschiede.

Wer feiert im Saarland und in Bremen denn dieses Jahr Kaisers- und Preußenhochzeiten, Herr Hoffmann? Und wer feiert wohl dort den sich kurzzeitig in Braunschweig aufhaltenden Herzogsgemahl? Das wäre mir neu. Vielleicht ist auch dieser Vergleich der altersweisen geistigen Verfassung des OB geschuldet, wer weiß das schon?

Aber auch hier werden wir vergeblich Lob oder Besserung suchen...

befürchtet
Ulensp!egel
Letzte Änderung: 12 Jahre 9 Monate her von Ulenspiegel.

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