Text Size

Dokumentation der Gründe für das ppp-Schweigegeld

  • Redaktion
  • Redaktions Avatar Autor
  • Besucher
  • Besucher
14 Jahre 2 Wochen her - 14 Jahre 2 Wochen her #5625 von Redaktion
** This thread discusses the content article: Dokumentation der Gründe für das ppp-Schweigegeld **



(aus: "UNSER-BRAUNSCHWEIG" Nr.5 , Seite 8)


Noch schnell mit alter Ratsmehrheit von schwarz/gelb  und OB wurde am Dienstag, den 27.9.2011, im Verwaltungsausschuß eine 500.000 €-Zahlung für den unterlegenen Bieter im sog. ppp-Schulsanierungs-Projekt beschlossen.

Damit ist nun der Weg frei für Hoch-Tief, in den nächsten 25 Jahren einen Schulsanierungs- und Schulbetreibungs-Auftrag über rund 220 Millionen € umzusetzen.

Projekt-Partner für die Stadt wird dabei nicht der finanziell angeschlagene Baukonzern Hoch-Tief selbst, sondern eine eigens zu diesem Zweck gegründete Projektgesellschaft "Hochtief  PPP Schulpartner Braunschweig GmbH".  Sitz der neuen Partnerfirma Braunschweigs ist nicht Braunschweig, sondern Essen.

Das Stammkapital beträgt ganze 24 Tausend €, also keinen Cent mehr, als zur Gründung einer Firma mit beschränkter Haftung unbedingt nötig.

Wer Antwort darauf sucht, warum wohl die Verwaltung diesen Deal zugunsten von HochTief noch schnell unter Dach und Fach gebracht hat, der möge sich die Zusammenstellung der Vergabeverstöße - aufgedeckt durch die unterlegene Bieterfirma SKE vor der Vergabekammer - ansehen.
Letzte Änderung: 14 Jahre 2 Wochen her von Redaktion.

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

  • Helmhut
  • Helmhuts Avatar
  • Besucher
  • Besucher
14 Jahre 2 Wochen her - 14 Jahre 2 Wochen her #5629 von Helmhut
Ziehe die bereits begonnene Diskussion aus dem anderen Thread hier mal rüber, da hier ein neuer Thread gleichen Themas auf der Startseite begonnen wurde. Denke, das zersplittert die Infos nicht so...

Der andere Thread ist hier zu finden.

bruno schrieb:

Rosenbaum schrieb:

Die unterlegene Bieterfirma SKE ist ja nun "Insider".
Insofern ist deren 100 Steiten starke Eingabe geradezu eine Fundgrube zur Dokumentation von Mauscheleien der Hoffmannschen Verwaltung.

Wir werden umgehend für die Veröffentlichung sorgen. Die rechtlichen Prüfungen laufen noch bis einschl. morgen.


Nun steht dieses aufschlussreiche Dokument in zwei Teilen auf der Homepage der BIBS-Fraktion:

www.bibs-fraktion.de/fileadmin/user_upload/PDF/2011_09_28_Nachpruefungsantrag.pdf

www.bibs-fraktion.de/fileadmin/user_upload/PDF/2011_09_28_Nachpruefungsantrag2.pdf



Zusammenfassung aus diesen reichhaltigen PDFs:

Hinterzimmergespräche, miese Löhne, keine Deckung der Leistungen

1. Die Vergabestelle (Stadt BS) hatte Angebot aus der Wertung nehmen müssen. Viele Ungenauigkeiten kommen hinzu, so ist von Hinterzimmergesprächen zwischen Mitbieter HTS (Hoch-Tief Solutions) und der Vergabestelle bzw. verantwortlichen Politikern der Stadt die Rede (S.32, pdf 1)

2. Hochtief-Angebot (HTS) ist Unterkostenangebot, d.h. finanziell so unzureichend ausgestattet, dass es für 25 Jahre Laufzeit nicht ausreichen wird. (S.7, pdf 1)

a) betrifft auch Löhne, noch nicht mal die Mindestlöhne (15,07 Euro/h) können dem Bewirtschaftungspersonal (Reinigung, Hausmeister) gezahlt werden. (siehe auch S. 72, pdf 2)

b) Betriebsleistungen (Sanierung, Instandhaltung, Pflege) sind nicht gedeckt. (S. 76, pdf 2). HT weicht aus, statt konkrete Zahlen/Preise formuliert man "werden in Arbeitspaketen zusammen gefasst."
Zu Versicherungskonzept (S. 87, pdf 2) , Energieverbrauch und Ergänzung Neubau (S. 80, pdf 2) ebenfalls keine genauen Angaben von HT

c) Nachbesserungen während des Bieterwettbewerbs vereinbart zwischen HTS und Stadt: Angebliche Erhöhung Reinigungsintervalle (S.33, pdf 1). SKE sieht darin preiserhöhenden Faktor für das HTS-Angebot. Wettbewerbsverzerrung, unklare Preisangaben seitens Stadt und HTS. Auch die Zahl der Hausmeister (14) ist unklar (S. 83/84, pdf 2).

d) Vertragsänderungen am 31.3.11 zugunsten HTS (Anpassung) (S. 38, pdf 1)

e) Unsichere Solvenz von Hochtief: Als HT das Airport-Geschäft machte, der Börsengang scheiterte, hätte Stadt HTS nochmals prüfen müssen, das sei nicht erfolgt! (S. 41, pdf 1)

f) Preisangaben fehlen bei Hochtief, hier hätte Stadt HTS-Angebot ebenfalls ausschließen müssen. (S.47, pdf 1)

Es ist die Rede davon, dass deswegen HT eine Tochter- oder "Projektgesellschaft" gegründet hat (siehe Beitrag Rosenbaum weiter oben), die das Vorhaben ausführen soll (S. 49, pdf 1). Es deuten sich also Zweifel an Solvenz und Bausicherheit an.

g) Falsche Zinsberechnung und Mischkalkulationen:
Für SKE hätte es lt. Zinsliste mit einem Satz von 3,8 bis 4,2% bei ca. 23 Jahren Laufzeit zwischen 5,28 Mill. Euro und 5,49 Mill. Euro Kosten ergeben. Ergeben sich also für die Auftraggeberin 5 Mill. Euro. (S. 54, pdf 2). Auch der Stichtag ist abweichend und führt zu Unvollständigkeit bzw. Fehlberechnungen (S.59, pdf 2). Das Preisblatt D2 (Reinigung) von HT enthält "Fantasiepreise, -mengen, -flächen" (S. 65, pdf 2)

- Entweder hat on HTS hat eine solche Berechnung nicht vorgelegen?
- Oder die Vergabestellen hat die Berechnungsmethoden nicht berichtigt oder angeglichen (S. 55, pdf 2).
Beides sei als Verstoß gegen die Vergaberegeln zu werten.



Hinterzimmergebahren

1. Übervorteilung von HTS: Absprachen seitens der Stadt mit HTS haben vorher stattgefunden (vor dem 03.12.2010) (S.10, pdf1); der Mitbieter SKE wurde nicht dazu gezogen. Involviert waren Hr. Burkhardt Lohr (eh. Finanzvorstand von Hochtief). Gespräche mit dem OB fanden bereits seit dem 10.3.11 statt, bei dem HTS scheinbare Zusage erteilt wurde.

2. Piratenleaks stellt Vertrag v. 11.4.11 öffentlich ins Netz, Mitbieter SKE erfährt darüber, dass Vorabsprachen zwischen Stadt und HTS laufen. (S.21, pdf1)
www.leaks.piraten.lu/de/nds/bs/2011-04-11.1/PPP.pdf

3. Die Stadt habe offiziell (in BZ, Presse) von 6 x im Monat Reinigung d. Unterrichtsräume und 16 x im Monat der Pausenräume gesprochen, das sei schon ein Verstoß gegen Mindestbedingungen. Preise von HTS sind nicht stimmig, dazu seien Stadt und HTS auf einem Workshop hingewiesen worden! Die Vergabestelle hätte die Falscheintragungen von HT ohne Bedenken hingenommen! (S. 71, pdf 2)

4. Den Ratsmitgliedern wurde die Info zu den Gesamtbaukosten in Höhe von 73.812.480 Euro angegeben, in Veröffentlichungen und Presse hingegen hieß es 81.000.000 Euro. Weshalb?


FAKTEN:
Vertragslaufzeit = 300 Monate (25 Jahre)
Auftragswert: ca. 200 Millionen Euro (S.28, pdf1)
Gesamtbaukosten: ? (Punkt 4)
Verzinsung: ?
Reinigungsintervalle: ?
Personalausstattung: ?
Löhne: ?
Versicherung: ?
Instandhaltung, Pflege: ?
Sanierung: ?


Weshalb also war HT oder HTS mehr geeignet als SKE?

;) Da kauft man ja eine Katze im Sack vorhersehbarer.

Gruß
Helmhut
Letzte Änderung: 14 Jahre 2 Wochen her von Helmhut.

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

  • zekol
  • zekols Avatar
  • Besucher
  • Besucher
14 Jahre 2 Wochen her #5643 von zekol
Ich hab gerade die Hundert Seiten der SKE-Klageschrift gelesen. Niederschmetternd!
So wie ich das sehe, ist ja der eigentliche Skandal nicht, dass hier die Stadt gegen Wettbewerbsrecht verstoßen hat und damit SKE übervorteilt hat. Das wäre dann ja nur für SKE wirklich ein Problem.
Nein, das erschreckende in dieser Klageschrift ist, dass deutlich wird, wie wurschtig und ohne jede vernünftige Abwägung die Stadt hier offensichtlich einen 100++ Mio Deal mit einem Vertragspartner abgeschlossen hat, der in wesentlichen Fragen Antworten schuldig blieb. Das ist doch geradezu unglaublich: Die Stadtverwaltung stellt Hochtief nur allzuberechtigte Fragen (z.B. nach ihrer Kalkulation der Reinigung), und Hochtief antwortet absolut unbefriedigend - aber für die Stadt ist es damit gut: keine weiteren Fragen. Oder die Sache mit der Kalkulation für die Gebäudeinstandhaltung in den nächsten 20 Jahren: Hochtief macht da eine sogenannte 'geglättete' Berechnung, die die Stadtverwaltung nicht für aussagefähig hält, aber letztlich lässt sie die Sache auf sich beruhen. etc...
Und das sind ja alles keine Kleinigkeiten, sondern ganz wesentliche Bestandteile des Vertragswerkes. Ich bin wirklich ein wenig wie den Kopf gestoßen. Wie kann eine Verwaltung so handeln?
Natürlich: es ist eine Klageschrift, und vielleicht stellt sich ja nicht alles, was SKE da schreibt, als stichhaltig heraus. Aber das muss doch geklärt werden! Und solange bis das geklärt wäre, müsste man doch als Ausschussmitglied in Schreckstarre verharren, aber doch um Gottes Willen nicht den Finger dafür heben, 500 000 € dafür locker zu machen, um dieses scheinbar nur als Belästigung empfundene SKE-Papier vom Tisch zu kriegen.
Ich gehe mal davon aus, dass im Ausschuß nicht ernsthaft zu den Sachaussagen im SKE-Papier Stellung bezogen wurde. Das aber wäre meiner Meinung nach bitter nötig gewesen: und eigentlich hätte man als Ausschussmitglied SKE dankbar sein müssen, dass es die Unwägbarkeiten im Vertragswerk mit Hochtief so minutiös aufgezählt hat. Und man hätte das als Chance begreifen müssen, nun noch einmal reflektierter an die Sache herangehen zu können.
Wer dem 500 000 € -Deal zugestimmt hat, ohne sich mit den wesentlichen Kritikpunkten von SKE auseinandergesetzt und diese als unberechtigt erkannt zu haben, hat meiner Meinung nach verantwortungslos gehandelt.

Und eine bittere Frage drängt sich auf: Warum kann eigentlich nur ein übervorteilter Mitbewerber klagen, wenn starker Verdacht besteht, dass die Stadt regelwidrig Verträge abschließt, die sich erheblich auf das Wohl der Kommune auswirken können. Davon ist doch jeder Bürger betroffen - und sollte doch also auch klagen können.

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

  • Helmhut
  • Helmhuts Avatar
  • Besucher
  • Besucher
14 Jahre 2 Wochen her - 14 Jahre 2 Wochen her #5647 von Helmhut
zekol schrieb:

Ich hab gerade die Hundert Seiten der SKE-Klageschrift gelesen....


Guter Beitrag!

;) Na, wie man sieht, ist das möglich, wenn auch etwas zeitaufwändig. Aber möglich ist es und deshalb auch eigentlich unseren Vertretern im Rat voll zuzumuten. So jedenfalls meine ich das.

... Niederschmetternd!
So wie ich das sehe, ist ja der eigentliche Skandal nicht, dass hier die Stadt gegen Wettbewerbsrecht verstoßen hat und damit SKE übervorteilt hat. Das wäre dann ja nur für SKE wirklich ein Problem.

Niederschmetternd, ja wirklich.
Aber dass das eine weniger schlimm sein soll, verstehe ich deshalb nicht ganz, weil dann ja kein echter Wettbewerb mehr und die politischen Intrigen herrschen, dann geht es am Ende doch auch gegen den Souverän und die Steuerzahlenden.

DEUTLICH!

deutlich wird, wie wurschtig und ohne jede vernünftige Abwägung die Stadt hier offensichtlich einen 100++ Mio Deal mit einem Vertragspartner abgeschlossen hat, der in wesentlichen Fragen Antworten schuldig blieb. ...


DAS HAT SCHON METHODE!
Ja, und nicht, weil man nicht lesen oder gar denken könnte oder gar zu dumm wäre zu denken, sondern es riecht verdammt nach Absicht, einem der beiden gleichrangig auftretenden Bieter den Vorzug zu geben, egal, was es uns am Ende kostet.

Die Vergabestelle hat Formulare ausgegeben, die berechtigte Fragen an die beiden Bieter enthalten, um das Projekt nach bestem Wissen und Gewissen prüfen und abwägen zu können. Wenn man jedoch schon bereits zu Anfang unterschiedliche Formulare verteilt und die unbefriegenden Antworten eines der Bieter akzeptiert, dann würde das ein weiteres Vergehen bedeuten. Dies wird ja nun ein Urteil im November zeigen.

Im Ausschuss wurde wie folgt gesprochen: (Siehe Steno-Mitschrift)
www.braunschweig-online.com/bibs-forum/33-privatisierung-allgemein/3289-kpmg-ist-raus--schulprivatisierung-vor-dem-aus.html?limit=6&start=36#5619

Wie kann eine Verwaltung so handeln?
Wenn keiner hinsieht, kann sie offenbar!
Gerade deshalb ist Dokumentation ja so notwendig und Transparenz in dieser Stadt. Und Bürger, die hinsehen und sich einmischen!

Und solange bis das geklärt wäre, müsste man doch als Ausschussmitglied in Schreckstarre verharren, aber doch um Gottes Willen nicht den Finger dafür heben, 500 000 € dafür locker zu machen, um dieses scheinbar nur als Belästigung empfundene SKE-Papier vom Tisch zu kriegen


Offenbar nicht, denn wer haftet denn wirklich für so was?

Wer dem 500 000 € -Deal zugestimmt hat, ohne sich mit den wesentlichen Kritikpunkten von SKE auseinandergesetzt und diese als unberechtigt erkannt zu haben, hat meiner Meinung nach verantwortungslos gehandelt.


Hierbei kann ich nur voll zustimmen.
Und noch was, ich bin sogar froh, dass sich für die Richtigstellung und Aufklärung dieser ungeheuren Angelegenheit ein Unternehmen engagiert, denn die werden nicht locker lassen und in eigenem seh engagierten Interesse die Sache angehen, bevor es durch städtische interne Kungeleien dann doch wieder im Sande zu verlaufen droht.

Die GRÜNEN haben sich der Sache enthalten, nicht gerade überzeugend! Die SPD haben dagegen gestimmt, was löblich, jedoch auch politisch geschickt gehandelt ist. Aber Enthaltung und Gegenstimme retten nicht vor den finanziellen Folgen, die diese Schulprivatisierung noch nach sich ziehen wird. Am Ende zahlen wir Bürger wieder fürs Händeheben.

Diese Sache an sich bleibt demzufolge aber politisch wohl allein bei CDU, OB und der FDP hängen.

Gruß
Helmhut
Letzte Änderung: 14 Jahre 2 Wochen her von Helmhut.

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

  • Rosenbaum
  • Rosenbaums Avatar
  • Besucher
  • Besucher
14 Jahre 2 Wochen her #5661 von Rosenbaum
Auch wenn das Rathaus beteuert, alles sei "mit rechten Dingen" beim Schweigegeld zugegangen, wurde seitens der BIBS-Fraktion der Vorgang nun der Kommunalaufsicht zur Prüfung zugeleitet:

An die Kommunalaufsicht im
Niedersächsischen Ministerium für Inneres,
Sport und Integration
38100 Braunschweig
Lavesallee 6
30169 Hannover


04. Oktober 2011
Prüfung eines Beschlusses zur Abstandszahlung von 500.000 Euro an der unterlegenen Bieter im sog. PPP-Schulsanierungsprojekt Braunschweig (Ds. 14601/11)

Sehr geehrte Damen und Herren,
Wir bitten um kommunalrechtliche Prüfung des Vorgangs eines am 27.09.2011 im Verwaltungsausschuss der Stadt Braunschweig gefassten Beschlusses (Ds. 14601/11) zur Abstandszahlung von 500.000 € an den unterlegenen Bieter im sog. PPP-Schulsanierungsprojekt Braunschweig.
Wir überreichen dazu die Klageschrift von SKE Service GmbH vor der Vergabekammer vom 17.6.2011 sowie die VA-Vorlage vom 27.9.2011 zur Zahlung von 500.000 €.
Kurz beschrieben geht es um eine Fülle von Rechts- bzw. Vergabeverstößen durch die Stadt Braunschweig. Ohne jede vernünftige Abwägung hat die Stadt hier offensichtlich einen mehr als 100 Mio. Euro-Deal mit einem Vertragspartner abgeschlossen, der in wesentlichen Fragen Antworten schuldig blieb. Einseitig begünstigt wird dabei der Baukonzern Hochtief.
Die Stadtverwaltung hat im Fortgang des Vergabeverfahrens Fragen an Hochtief (z.B. nach ihrer Kalkulation der Reinigung) gestellt, die von Hochtief absolut unbefriedigend beantwortet werden während die Stadt sich ohne weitere Nachfragen damit zufrieden gibt. Bzgl. einer Kalkulation für die Gebäudeinstandhaltung in den nächsten 20 Jahren macht Hochtief eine so genannte 'geglättete' Berechnung, die die Stadtverwaltung nicht für aussagefähig hält, aber letztlich lässt sie die Sache auf sich beruhen.
Im Einzelnen sind uns in der Kürze der Zeit folgende Vergabeverstöße aufgefallen, die nun mit dem Beschluss einer 500.000 € Abgeltungszahlung aus der Welt geschafft werden sollen:

1. Hinterzimmergespräche zwischen Mitbieter HTS (Hochtief PPP Solutions) und der Vergabestelle bzw. verantwortlichen Politikern der Stadt (siehe S.32 der Anlage 1). Übervorteilung von Hochtief: Absprachen seitens der Stadt mit Hochtief haben vorher stattgefunden (vor dem 03.12.2010) (S.10, Anlage 1); der Mitbieter SKE wurde nicht dazu gezogen. Involviert waren Hr. Burkhardt Lohr (eh. Finanzvorstand von Hochtief). Gespräche mit dem Oberbürgermeister fanden bereits seit dem 10.3.11 statt, bei dem Hochtief scheinbar die Zusage erteilt wurde.

2. Das Hochtief-Angebot (HTS) ist ein Unterkostenangebot, d.h. finanziell so unzureichend ausgestattet, dass es für 25 Jahre Laufzeit nicht ausreichen wird. (S.7, Anlage 1).
Dieses Angebot betrifft auch
a) Löhne: noch nicht mal die Mindestlöhne (15,07 Euro/h) können dem Bewirtschaftungspersonal (Reinigung, Hausmeister) gezahlt werden. (siehe S. 72, Anlage 2),
b) Betriebsleistungen (Sanierung, Instandhaltung, Pflege) sind nicht gedeckt. (S. 76, Anlage 2). Hochtief weicht aus - statt konkrete Zahlen/Preise formuliert man: "werden in Arbeitspaketen zusammen gefasst."
c) das Versicherungskonzept (S. 87, Anlage 2): Energieverbrauch und Ergänzung Neubau (S. 80, Anlage 2) liefert Hochtief ebenfalls keine genauen Angaben d) Nachbesserungen während des Bieterwettbewerbs, vereinbart zwischen Hochtief und Stadt: Angebliche Erhöhung der Reinigungsintervalle (S.33, Anlage 1), SKE sieht darin preiserhöhenden Faktor für das Hochtief-Angebot. Wettbewerbsverzerrung, unklare Preisangaben seitens Stadt und Hochtief. Auch die Zahl der Hausmeister (14) ist unklar (S. 83/84, Anlage 2). e) Vertragsänderungen am 31.3.11 zugunsten von Hochtief (Anpassung) (S. 38, Anlage 1) f) Unsichere Solvenz von Hochtief: Als Hochtief das Airport-Geschäft machte, der Börsengang scheiterte, hätte die Stadt Hochtief nochmals prüfen müssen, das ist nicht erfolgt! (S. 41, Anlage 1) g) Preisangaben fehlen bei Hochtief, hier hätte Stadt das Hochtief-Angebot ebenfalls ausschließen müssen (S.47, Anlage 1). Es ist die Rede davon, dass deswegen Hochtief eine Tochter- oder "Projektgesellschaft" gegründet hat, die das Vorhaben ausführen soll (S. 49, Anlage1). Es deuten sich also Zweifel an Solvenz und Bausicherheit an. h) Falsche Zinsberechnung und Mischkalkulationen: Für SKE hätte es lt. Zinsliste mit einem Satz von 3,8 bis 4,2% bei ca. 23 Jahren Laufzeit zwischen 5,28 Mio. Euro und 5,49 Mio. Euro Kosten gegeben. Ergeben sich also für die Auftraggeberin 5 Mio. Euro. (S. 54, Anlage 2). Auch der Stichtag ist abweichend und führt zu Unvollständigkeit bzw. Fehlberechnungen (S.59, Anlage 2). Das Preisblatt D2 (Reinigung) von Hochtief enthält "Fantasiepreise, -mengen, -flächen" (S. 65, Anlage 2) Entweder habe Hochtief eine solche Berechnung nicht vorgelegen oder die Vergabestellen hat die Berechnungsmethoden nicht berichtigt oder angeglichen (S. 55, Anlage 2). Beides sei als Verstoß gegen die Vergaberegeln zu werten.

3. Piratenleaks stellt den Vertrag am 11.4.2011 öffentlich ins Netz, Mitbieter SKE erfährt darüber, dass Vorabsprachen zwischen Stadt und Hochtief laufen. (S.21, Anlage 1) www.leaks.piraten.lu/de/nds/bs/2011-04-11.1/PPP.pdf

4. Die Stadt habe offiziell (in der Braunschweiger Zeitung, Presse) von 6 x im Monat Reinigung der Unterrichtsräume und 16 x im Monat der Pausenräume gesprochen, das sei schon ein Verstoß gegen Mindestbedingungen.
Preise von Hochtief sind nicht stimmig, dazu seien Stadt und Hochtief auf einem Workshop hingewiesen worden! Die Vergabestelle hätte die Falscheintragungen von Hochtief ohne Bedenken hingenommen! (S. 71, Anlage 2) 4. Den Ratsmitgliedern wurde die Information zu den Gesamtbaukosten in Höhe von 73.812.480 Euro angegeben, in Veröffentlichungen und Presse hingegen hieß es 81.000.000 Euro. Weshalb?

Eine Frist für den Rat der Stadt, all diese Vorgänge zunächst zu überprüfen, wurde nicht gewährt.

Zu keiner der Sachaussagen im SKE-Papier wurde Stellung bezogen. Das aber wäre nach Meinung unserer Fraktion dringend nötig gewesen.
Die Chance wurde stattdessen mit dem vorliegenden 500. 000 € -Beschluss abgeschnitten, ohne dass sich mit den wesentlichen Kritikpunkten von SKE auseinandergesetzt werden konnte. So scheint es geboten, den Vorgang kommunalaufsichtlich zu überprüfen.

Mit freundlichen Grüßen
Peter Rosenbaum BIBS-Ratsherr im Braunschweiger Stadtrat


Der Oberbürgermeister wurde über die Einschaltung der Kommunalaufsicht in Kenntnis gesetzt und wird seine nächsten Aktionen in Kenntnis dieses Umstandes vornehmen.

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

  • zekol
  • zekols Avatar
  • Besucher
  • Besucher
14 Jahre 1 Woche her #5666 von zekol
Rosenbaum schrieb:

Auch wenn das Rathaus beteuert, alles sei "mit rechten Dingen" beim Schweigegeld zugegangen, wurde seitens der BIBS-Fraktion der Vorgang nun der Kommunalaufsicht zur Prüfung zugeleitet:
.......
Der Oberbürgermeister wurde über die Einschaltung der Kommunalaufsicht in Kenntnis gesetzt und wird seine nächsten Aktionen in Kenntnis dieses Umstandes vornehmen.


Ich finde unbedingt notwendig, dass einer diese Beschwerde vorbringt. Aber ich habe nach den Erfahrungen der letzten Jahre nicht die geringste Hoffnung, dass sie auch nur ein Minimum an Wirkung erzielt.
Der letzte Erfolg, den ihr gerichtlich hattet, ist meiner Erinnerung nach, dass irgendso ein Mensch in der Kommunalaufsicht befand, dass die Abwasserprivatisierung nicht so ganz in Ordnung sein könnte. Und was passierte? Wenn ich mich recht erinnere, wurde dieser Mensch ausgetauscht. Bitte korregiere mich, wenn ich mich irre.
Ansonsten stellten doch meiner Erinnerung nach alle Gerichte seitdem fest, dass alles in Ordnung ist mit Hoffmanns Machenschaften.
Wenn ich eines verloren habe in den letzten 10 Jahren Hoffmann-Herrschaft, dann den Glauben, dass wir in einem funktionierenden Rechtsstaat mit Gewaltenteilung leben. Für Niedersaschen gilt das meinem Eindruck nach definitiv nicht.
Ich glaube nicht, dass ich nach all den skandalösen Urteilen der letzten Jahre noch die Ruhe und die Kraft hätte, immer wieder neu gegen diese Mauer aus Ignoranz, vorauseilendem Gehorsam und Bequemlichkeit anzurennen, die sich hier in Niedersachsen 'Justiz' nennt.
Insofern zolle ich Dir und Deinen Mitarbeitern aus der BIBS hohen Respekt, dass ihr das immer wieder fertigbringt. Denn meiner Meinung nach muss es einer tun, auch wenn eigentlich keine Hoffnung auf Erfolg besteht. Man muss die Justiz wenigstens immer wieder zwingen, sich zu positionieren -nur dann wird der Skandal manifest!

Viel Glück für morgen
wünscht

Zekol

Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.

Moderatoren: Rosenbaum
Ladezeit der Seite: 0.290 Sekunden

Suche

Forum

  • Keine Beiträge vorhanden.