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Pläne für VW-Zulieferer direkt am Flug-Terminal Waggum schon 2003 bestätigt

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15 Jahre 8 Monate her - 15 Jahre 8 Monate her #1010 von Rosenbaum
Pläne für VW-Zulieferer direkt am Flug-Terminal Waggum schon 2003 bestätigt

Wenn schon ein Tag und Nacht Logistik-Drehkreuz am Flughafen Waggum, warum dann nicht gleich die VW-Zuliefererfirmen unmittelbar südlich des Terminals ansiedeln?

Wie jetzt durchsickert, exitieren diese Pläne existieren bereits seit ca. 12 Jahren und wurden sogar einmal - am 20.06.2003 - kurz in der Braunschweiger Zeitung beleuchtet, verschwanden dann aber ganz schnell wieder von der Bildfläche, weil die Beteiligten (die Städte BS und WOB, sowie VW selbst) auf öffentliche Mittel aus EU-Töpfen spekulierten, die für ein reines Flug-Logistik-Drehkreuz nicht zu haben sind, wohl aber für "Forschung".

In einem aufschlussreichen Artikel der BZ vom 20.6.2003 heißt es:

"Nach unseren Informationen hängen die Planungen mit dem Bedarf an Gewerbefläche in unmittelbarer Nähe zur Autobahnabfahrt von Zulieferern für das Volkswagenwerk zusammen [...]

Detailinformationen bleiben ... für die Öffentlichkeit weiter unter Verschluss. Kein Kommentar.
Es ist offenbar nur ein ganz kleiner Kreis, der im Bilde ist. Weder im  Bezirksrat noch in Ratsgremien stand das Thema bislang auf der Tagesordnung."
(BZ, 20.06.2003)


Die Taktik scheint klar: Erst die "Forschung" ganz offiziell nach vorne schieben, wie es dann ab 2004 konsequenterweise vom Rathaus und unter schreibkräftiger Mithilfe des damaligen BZ- Redakteurs Zauner  (jetzt frischer Pressesprechen der Flughafengesellschaft) herbeigeredet und herbeigeschrieben wurde.

Dann, wenn der Flughafenausbau juristisch mithilfe der "Forschungs"-Nebelkerze gegen alle Einwände durchgesetzt ist, Stück für Stück die VW-Zulieferer ansiedeln, die Autobahnauf- und Abfahrten beiderseits der A2 für Speditionsverkehr erweitern  und schließlich das Cargo-Abfertigungs-Terminal südlich der Flug-Landebahn hinzaubern.

Übrigens, im Jahre 2003 ging man in der Braunschweiger Zeitung auch noch ganz offen mit den Folgen für Wald und Natur um, der Beitrag trug die Überschrift:

"Kahlschlag für Querumer Forst" ...
es "können 165 Hektar Wald betroffen sein"

Letzte Änderung: 15 Jahre 8 Monate her von Rosenbaum.

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15 Jahre 8 Monate her #1013 von Heiner
Liebe Leser,

vielleicht ist dem einen oder anderen wegen der Vielzahl von Einzelinformationen, kleinen und großen Skandalen und den vielen damit verbundenen Emotionen der Gesamtzusammenhang ein wenig aus dem Blickwinkel geraten. Ich möchte das deshalb aus meiner Sicht noch mal zusammenfassen, denn es bahnt sich hier möglicherweise ein ganz großer Skandal an:

--Ein Interessenkonsortium aus Stadt Braunschweig, Volkswagenwerk und Stadt Wolfsburg beantragt die Erweiterung des Flughafens in ein naturschutzrechtlich geschütztes Gebiet hinein.

--Die Stadt Braunschweig liefert 2006 die rechtlichen Vorraussetzungen dazu, indem sie das beeinträchtigte Gelände zum Landschaftsschutzgebiet erklärt (was sich für Arglose ja zunächst schön anhört), nur um die in diesem Status möglichen Eingriffschancen ausschöpfen zu können.

--Die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz liefert den Großteil des auszumerzenden Waldes und erklärt sich bereit, die dazu notwendigen forstwirtschaftlichen Maßnahmen wie Fällung der Bäume und Vermarktung des Holzes zu übernehmen.

--Das DLR liefert mit seinem Airbus A 320-200 ATRA das für die Durchsetzung notwendige „öffentliche Interesse“ wegen der Forschungsrelevanz.

--Der Bezirksrat Bienrode- Waggum- Bevenrode liefert 2002 die „Zustimmung der betroffenen Bürger“, indem er mit dem Angebot eines 7 Mio. Euro teueren Tunnels unter der Landebahn hindurch zur Zustimmung geködert wird. Der wird dann aber 2004 verworfen, weil der Kostenrahmen nun „plötzlich“ auf 15 Mio. Euro empor schnellt. Der Bezirksrat stimmt zwar jetzt dagegen, aber mit der neuen Mehrheit unter Bezirksbürgermeister Kliesch zusammen mit Herrn Sehrt wird nun alles blockiert, was das Ausbauvorhaben irgendwie hinterfragen oder beeinträchtigen könnte.

--Die Planfeststellungsbehörde stellt 2007 im Planfeststellungsbeschluss in Abwägung zwischen naturschutzrechtlichen Belangen und öffentlichem Interesse am Ausbau die Rechtmäßigkeit des Ausbaus fest, verbindet zwar den Flughafenausbau „als zwangsweise Einheit untrennbar“ mit der Errichtung einer Ostumfahrung als Ersatz für die zu streichende Grasseler Str., liefert aber dafür im Gegensatz zur Begründung des Ausbauvorhabens nur schlampig und unvollständig Unterlagen ab.

--Das OVG Lüneburg trennt 2009 die „Straßenfrage“ deswegen kurzerhand aus der Planfeststellung ab, genehmigt den Flughafenausbau und untersagt die Ostumfahrung ohne zusätzliche Argumentationen oder Unterlagen der Planfeststellungsbehörde.
Diese tut jedoch bis heute nichts zur Stützung ihres diesbezüglichen Planungsvorhabens, lässt es offensichtlich also fallen. Auch die Presserklärung der Stadt Braunschweig dazu erscheint dabei als Augenauswischerei.


**Nun wird bekannt, dass die Forschungsmaschine ATRA dem DLR wegen der Verweigerung der entsprechenden Umrüstung wohl gar nicht hier in Braunschweig gemäß der Beantragung zur Verfügung stehen wird, die Hauptbegründung für die Planfeststellung und das Gerichtsurteil also entfallen ist oder –schlimmer noch- wissentlich in Falschaussage des DLR in Wahrheit niemals vorlag.

**Weiterhin wird berichtet, dass die Schnellecke Group an der Errichtung eines Frachtzentrums am Flughafen seit längerer Zeit interessiert ist. Eine Zunahme des Flugverkehrs ist also zwar wohl nicht im Hinblick auf Touristikverkehr, aber durch Frachtverkehr sehr wahrscheinlich.

Wenn heute noch behauptet wird, der Flughafenausbau läge einerseits im öffentlichen Interesse - wo er doch offensichtlich eigentlich nur privatwirtschaftliche Interessenten bedienen wird-, andererseits sei er juristisch bis ganz nach oben abgesichert - wobei das wohl unter Vorspiegelung falscher Behauptungen erfolgte- und letztlich praktisch bereits vollzogen sei durch die bisherigen Baumfällungen, so kann man die kritische Öffentlichkeit nur weiter ermuntern:
„Bleibt dran! Macht weiter! Ermittelt, dokumentiert! Lasst Euch das nicht gefallen!“

Zusammenfassend muss man sagen, dass das Verfahren im Zusammenwirken eines unglaublichen Filzes von interessierten Politikern und Wirtschaftsführern unter Behauptung falscher Tatsachen durchgesetzt wurde und unter diesen Umständen von den bisherigen Gerichten gut geheißen wurde. Wie sollte das auch noch mit öffentlichen Fördergeldern unterstützt werden?

Die Namen sind:

Dr. Gert Hoffmann, Oberbürgermeister in Braunschweig, damit auch Anteilseigner an der Flughafengesellschaft und zugleich auch Präsident der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz,

Götz-Rüdiger Kliesch, Bezirksbürgermeister (Stadtbezirk 112) und Ratsherr der Stadt BS und Mitglied im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft,

Carsten Lehmann, Erster Stadtrat der Stadt Braunschweig und Mitglied im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft,

Klaus Winter, Mitglied im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft und früherer Fraktionsvorsitzender der SPD im Rat der Stadt BS,

Wolfgang Sehrt, Bezirksratsmitglied (Stadtbezirk 112) und Fraktionsvorsitzender der CDU im Rat der Stadt BS,

Rolf Schnellecke, Oberbürgermeister in Wolfsburg und damit Anteilseigner an der Flughafengesellschaft, Inhaber der Schnellecke Group,

Christian Wulff, Ministerpräsident in Niedersachsen, damit Aufsichtsbehörde für die Planfeststellungsbehörde und auch Anteilseigner bei Volkswagen.

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  • bruno
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15 Jahre 8 Monate her #1020 von bruno
nach dem Motto, "jetzt gerade" und schnell noch absägen, was die Motorsägen hergeben, einfach nur widerlich.

Meinen Dank an Heiner für die Zusammenfassung der über die Jahre vollzogenen Winkelzüge.
Das gibt einen tiefen Einblick nicht nur in hier so üblicher Politik, sondern vor allem auch in die Niedertracht der beteiligten Akteure.

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15 Jahre 8 Monate her #1024 von Baumschlag
bruno schrieb:

nach dem Motto, "jetzt gerade" und schnell noch absägen, was die Motorsägen hergeben, einfach nur widerlich.


Und es lehrt uns, dass Rechtsbrüche nur mit selbigen begegnet werden sollten. Bin gespannt wielange es noch dauert, bzw. was der Bürger noch alles mit sich machen läßt B)

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15 Jahre 8 Monate her #1025 von Daniel
Baumschlag schrieb:

Bin gespannt wielange es noch dauert, bzw. was der Bürger noch alles mit sich machen läßt B)


Viel, sehr viel!
Bis der "normale" Deutsche Bürger sich erhebt, muss noch viel mehr passieren, der ist in meinen Augen zu faul und nicht besonders interessiert, lass das mal den anderen machen.
Schau mal nach Frankreich, die zeigen dir wie man es macht, da wird nicht lange gewartet, da werden auf der Straße Fakten geschaffen.

Man muss sich nur mal beim Einkaufen hier im Ort oder mit den Nachbarn unterhalten, du glaubst gar nicht, wie vielen das Thema offensichtlich gleichgültig ist.
Man erklärt was im Wald so vor sich geht, was passiert wenn die Grasseler Straße dicht ist, welche Machenschaften im Rathaus und am Flughafen herrschen, na und, "kann doch eh nichts machen". Die geilste Antwort und die kommt bei gefühlten jedem dritten, "ist mir egal"!

Also, bis Dein Wunschdenken in Erfüllung geht, muss noch ganz vieles, etwas sehr schmerzhaftes für jeden, passieren. Vielleicht die Kopfsteuer, ach was, interessiert auch kaum einen!

Ich für meinen Teil habe die Hoffnung aufgegeben, das Gros der Waggumer Bürger aus ihrer Lethargie zu holen!

Daniel

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15 Jahre 8 Monate her #1026 von strahlemann
Hallo Baumschlag,

ich bin nicht Deiner Meinung! Rechtsbrüche sollten nicht mit Rechtbrüchen begegnet werden! Die vermutlich begangenen Rechtsbrüche der Initiatoren der Starbahnverlängerung werden in den Medien doch bewusst verschwiegen!
Die andere Seite hat im Vorfeld bereits versucht Ordnungswidrigkeitsanzeigen und Straftatbestände zu konstruieren! Ich glaube, die warten nur darauf, dass wir unüberlegt handeln, um dann über ihre Hofberichterstattung in der Öffentlichkeit die Gegner der Startbahnverlängerung als kriminelle Störer darzustellen.

Wir sollten lieber versuchen, die begangenen Rechtbrüche sachlich zu dokumentieren und der Öffentlichkeit zukommen zu lassen. Also lasst uns versuchen, die Bevölkerung auf unseren Web-Seiten, auf Flugblättern, an Infoständen und Protestkundgebungen zu Informieren. Leider werden die Braunschweiger über den wachsenden Protest der Waggumer nicht ausreichend informiert.

Wir sollten also den Protest zusätzlich nach Braunschweig tragen!

Gruß
Strahlemann

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