Dirk Müller: Unser Finanzsystem ist am Ende. Aus meiner Sicht – das klingt jetzt aggressiv –, sind Staatspleiten seit Jahrhunderten Teil des Systems. Wobei ich sie eher Reset nennen würde.
Frage: Reset?
Antwort Müller: Wir haben in Deutschland 2000 Mrd. Euro Staatsschulden, aber knapp 5000 Mrd. Euro Geldvermögen der privaten Haushalte. Also, Geld ist da. Das Problem ist aber, dass es sich im Lauf der Jahrzehnte bei ganz wenigen zusammengeballt hat - und die Masse muss die Erträge erwirtschaften. Für den Bürger spielt es dabei überhaupt keine Rolle, wo im System die Schulden sind. Die privaten Schulden muss er bezahlen. Die Schulden, die der Staat gemacht hat, muss er über seine Steuern bezahlen. Und die Schulden, die Unternehmen gemacht haben, zahlt er über die Produkte, die er kauft. Das heißt, alle belasten ihn am Ende.
Frage: Und Sie glauben, dass das nicht gut geht.
Antwort Müller: Die Bürger müssen immer mehr Gas geben, immer mehr Jobs annehmen, kriegen aber immer mehr Leistungen gekürzt – und irgendwann geht es nicht mehr. Dann können die Bürger und damit auch der Staat die Belastungen aus diesem Schuldendienst nicht mehr leisten. Und dann kommt es immer wieder zum gleichen Ergebnis.
Frage: Und das sieht wie aus?
Antwort Müller: Eine Umverteilung von oben nach unten. Sie kann ganz unterschiedliche Formen annehmen. Es ist mal eine Währungsreform, mal eine Schuldenstreichung. Es wird den Wenigen, die Ansprüche an den Staat haben – etwa Anleihen – etwas weggenommen. Dadurch wird die Masse entlastet, denn sie müssen jetzt weniger von ihrem Einkommen über Steuern an Zinsen bezahlen.
Frage: Ist das Ihr Ernst?
Antwort Müller: Mein voller Ernst. ...
www.ftd.de/finanzen/maerkte/:boersenstar-im-interview-dirk-mueller-sieht-das-finanzsystem-am-ende/60117866.html
Und es konnte doch nicht sein, dass die Immobilienbesitzer, die eine schuldenfreie Immobilie hatten, einfach so weg kommen. Sie mussten eine Zwangshypothek aufnehmen in Höhe der Hälfte des Hauswertes, und diesen Betrag über 30 Jahre an den Staat abstottern.
www.ftd.de/finanzen/maerkte/:boersenstar-im-interview-dirk-mueller-sieht-das-finanzsystem-am-ende/60117866.html?page=2
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Vorschläge aus gewerkschaftlicher Sicht zur Schuldenkrise
Ulrich Thönes, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung Wissenschaft, schlägt in der Oktober-Nummer der GEW-Zeitung „Erziehung und Wissenschaft“ vor:
- Zinssätze der Schuldnerländer kürzen, Schulden umstrukturieren,
- Einführung von Eurobonds, damit alle Länder unter gleicher Belastung ihre Haushalte konsolidieren können;
- Finanztransaktionssteuer, Verbot von Leerverkäufen, Gründung einer öffentlichen europäischen Ratingagentur, Abschaffung von Steuerparadiesen;
- Umfassendes europäisches Investitionsprogramm in Höhe von 1 % des BIP, um Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und einen ökologischen Umbau zu fördern;
- Bei makroökologischen Ungleichgewichten auch die Überschuss-Staaten als Krisenverursacher betrachten.
- Soziale Fortschrittsklausel in den EU-Verträgen verankern: Sozialer Fortschritt kommt vor Binnenmarkt-Freiheit.
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Europäischer Stabilitäts-Mechanismus ESM
"Bedingungslose und unwiderrufliche" Schulden-Zukunft, wenn das neue ESM-Gesetz beschlossen wird:
Schulden-Union:
- Grundkapital 700 Mrd.€
- bei Aufforderung unbegrenzte Nachschußpflicht innerhalb von 7 Tagen
- bedingungslos und unwiderruflich auch ohne weitere Zustimmung eines Parlaments
- Behörde unterliegt keiner Gerichtsbarkeit
- Immunität der ESM-Akteure
- ganz schön mächtig, dieser ESM
- Schriftstücke unverletzlich, alles also im Geheimen
- niemand, auch kein nationales Parlament kann etwas dagegen unternehmen - auch nicht gerichtlich
- alle Souveränität über Finanzen ginge damit an diese neue Schulden-Behörde über.
Wollen wir sowas ? Wenn nicht, kann man hier dagegen protestieren.
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.