Sehr geehrter Herr Widmayer,
ich danke Ihnen für Ihre Nachricht vom 3. November zum Thema
Fracking an Hannelore Kraft.
Sie hat mich gebeten, Ihnen zu antworten.
Entschuldigen Sie bitte die späte Rückmeldung.
In Nordamerika ist Fracking sehr weit verbreitet.
Hannelore Kraft hat sich im Mai dieses Jahres bei einer Reise nach Kanada über Fracking vor Ort informiert und stellte in Bezug auf
Nordrhein-Westfalen fest:
„Ich kann mir das im Moment schwer vorstellen, weil die Eingriffe in die Natur doch erheblich sind“.
Zu beachten sei vor allem, dass Nordrhein-Westfalen viel dichter
besiedelt ist als Kanada.
Daher müsse man Fracking hierzulande auch anders bewerten als dort.
Die Fracking-Technologie beinhaltet ein erhebliches Risikopotential
bei der unkonventionellen Erdgasgewinnung.
Die Auswirkungen auf Mensch und Natur sind wissenschaftlich nicht hinreichend geklärt.
Im Koalitionsvertrag haben wir daher festgeschrieben, dass der
Einsatz von umwelttoxischen Substanzen abgelehnt wird.
Des Weiteren werden Anträge auf Genehmigungen von Förderungen derzeit aufgrund der offenen Fragen und Risiken nicht entschieden.
Auch die Entsorgung der giftigen Abwässer (im Fachjargon Flowback) muss neu geregelt werden.
Zur Zeit werden diese Abwässer teilweise in alte Bohrlöcher gepumpt.
Das ist verantwortungslos und muss untersagt werden.
Es wird einen Dialog mit allen Beteiligten und ein transparentes Verfahren geben, um Anforderungen an die notwendigen Erkenntnisse zu entwickeln und um zu klären, unter welchen Voraussetzungen entsprechende Vorhaben genehmigungsfähig sein könnten.
Der Koalitionsvertrag nimmt somit eine zentrale Forderung aus dem
SPD-Regierungsprogramm auf, in dem ein Verbot umwelttoxischer
Substanzen bei Frack- Vorgängen gefordert wird. Um künftig deren
Einsatz zu vermeiden und für alle weiteren Eingriffe in Natur und
Landschaft Regelungen zu finden, müssen insoweit die rechtlichen
Grundlagen geändert und angepasst werden. Beim Thema Fracking gibt
es noch viele offene Fragen über die Auswirkungen dieser
Technologie. Daher ist Fracking bei der unkonventionellen
Erdgasförderung in Deutschland nicht zu verantworten. Aufgrund
dieser Tatsache haben wir im Koalitionsvertrag faktisch ein
Moratorium beschlossen.
Ich denke, wir vertreten hier sehr ähnliche Positionen.
Mit freundlichen Grüßen
*Irina Kögel **.*
SPD-Landesverband Nordrhein-Westfalen (NRWSPD) Referentin
Kavalleriestr. 16 40213 Düsseldorf Tel: 0211-13622 336
Fax: 0211-13622 5336
Sehr geehrte Frau Kögel,
Ich danke Ihnen und Frau Kraft für Ihre ausführliche Antwort auf mein
Schreiben vom 03.11.2013.
Darf ich Ihre Antwort um einige Punkte ergänzen?
Die Betreiber-Haftung ist im Allgemein und speziell im Falle von
Erdbeben (verursacht durch einen Fracking-Durchgang, konventionelles
Tiefbohren oder das Einpumpen von "Flowback" in Injection Wells")
ungeklärt. Ein Gebäudeeigentümer muss den Schaden aus eigener Tasche
bezahlen.
Deshalb ist ein Beweisumkehr zwingend notwendig.
Gas- und Ölunternehmen müssen beweisen, dass sie nicht verantwortlich für
etwaige Schäden sind.
Pro Bohrloch und Frack-Durchgang sind rund 1.000 (!) LKW-Fuhren
notwendig. Es ist egal, ob das Bohrloch sich in Pennsylvanien oder
Texas, in NRW oder NDS befindet. Ein Bohrplatz besteht aus mehreren
Bohrlöchern. Ein Gasfeld besteht aus mehreren Bohrplätzen. Wie viele
LKw-Fuhren sind das? Do the math.
Das ist eine unerträgliche Belastung für die deutsche Verkehrs-
infrastruktur. Bund und Länder können nicht einmal heute die
Straßen und Brücken instand halten. Unsere Landes- und Bundesstraßen
und Autobahnen sind bereits mit LKW überlastet. Die
Verkehrs-wegabnutzung durch Fracking stellt die der ausländischen PKW
(PKW-Maut) in den Schatten.
Erhöhter LKW-Verkehr führt zwangsläufig zu mehr Unfällen auch mit
anderen Verkehrsteilnehmern. Die Behörden schlagen großen
Umweltalarm, wenn ein verunglückter LKW 100 Liter Dieseltreibstoff auf
der Autobahn verliert. Chemikalien und Flowback werden per LKW
transportiert. Was passiert, wenn ein LKW mit tausenden Litern Flowback
oder Fracking-Chemikalien auf der Autobahn oder in einem Stadtgebiet
verunglückt? Aufgrund des gestiegenen LKW-Verkehrs und des Zeitdrucks
(time is money) der Gasunternehmen wird es solche Unfälle geben.
Viele Millionen Liter einwandfreies Wasser werden durch die Zugabe von
krebserregende und und Hormonenhaushalt verändernde Chemikalien
kontaminiert und für Menschen und die Umwelt für immer unbrauchbar
gemacht.
Viele Millionen Tonnen Quarzsand müssen abgebaut und transportiert
werden. Es entstehen riesige Wolken gesundheitsgefährdender Staub
entlang der ganzen Fracking-Prozesskette.
Tiefbohrungen aller Art sind undicht. Die Zementierungen versagen.
Flüssigkeiten und Gase migrieren durch Erdschichten und gelangen in das
Grundwasser und in die Atmosphäre. Im ersten Jahr bis zu 6% aller
Bohrungen. Nach 30 Jahren bis zu 50%. Wie lange muss ein Bohrloch
dicht halten? Immer!
Das ganze Pipeline-Netz ist undicht. Das gilt auch übrigens für die
konventionelle Gasförderung. Flowback kontaminiert Wasser und Boden,
entweichendes Methangas gelingt in die Atmosphäre. Die Betriebsmittel
am Bohrplatz wie auch die Abgase von den tausenden LKW und
Kompressoren kontaminieren die Luft. Ihr Lärm und Licht (im
24/7-Betrieb) sind eine unerträgliche gesundheitliche Belästigung für
nahe wohnende Menschen und für die Tierwelt.
Gasförderung aus unkonventionellen Lagerstätten (Schiefer UND Sandstein)
wird nicht zur Energiesicherheit Deutschlands führen. Das gilt für die
vermutete Menge Erdgas und für die Absichten der international tätigen
Unternehmen, die das Gas auf dem Weltmarkt verkaufen wollen.
Sie stecken die Gewinne ein. Wir und unsere Kinder und Enkelkinder
müssen die Kosten tragen. Schlimm genug, dass Braun- und
Steinkohleabbau weite Gebiete in Deutschland ökologisch schwer belasten.
Schlimm genug, dass weite Flächen mit den Umweltsünden der Industrie
und aus zwei Weltkriegen in den letzten 100 Jahren belastet sind.
Schlimm genug, dass wir weitere Flächen durch die Lagerung von
Atommüll gefährden.
Wir brauchen nur über den großen Teich zu schauen, welche verheerende
Folgen Fracking hat. Fracking macht Menschen und Natur krank. Wie
viele wissenschaftlichen Auswertungen sind noch notwendig? Fracking
hat keinen Platz in der dicht besiedelten Bundesrepublik.
Die Erwartungen für ein Job-Boom sind unrealistisch. Das zeigt die
Erfahrung in den U.S.A. Deutsche Landbesitzer werden keine lukrativen
Pachtverträge mit den Gasunternehmen wie in den U.S.A. abschließen,
weil nach dem Bundesberggesetz Bodenschätze dem Staat gehören. Im
schlimmsten Fall werden sie enteignet!
In Ihrem Bundesland haben 700 Unternehmen die Gelsenkirchener Erklärung
unterschrieben; ein "NEIN" zu Fracking.
Städte, Gemeinden und Verbände in ganz Deutschland haben Resolutionen
gegen Fracking und Erdgas- bzw. Erdölförderung aus unkonventionellen
Lagerstätten verabschiedet.
Sie wollen es nicht.
Welchen Teil von "NEIN" verstehen die Bundes- und Landespolitiker nicht?
Liebe Frau Kögel, ich glaube nicht, dass wir ähnliche Positionen
vertreten.
Es geht nicht nur um das Einpumpen von Chemikalien in die Erde.
Die Zuleitung von Chemikalien und Flowback in die Erde darf
nie genehmigungsfähig sein.
Der industrielle Prozess "Fracking" wird die menschliche Infrastruktur und die Umwelt zerstören.
Ein "faktisches Moratorium" kann keine gerichtliche Prüfung stand halten, wenn die Gasunternehmen in Deutschland ihre Fracking-Pläne durchsetzen wollen.
Spätesten mit der Verabschiedung eines transatlantischen
Freihandelsabkommen (TTIP) zwischen den U.S.A. und der EU werden die
U.S.-Unternehmen und deutsche(!) Öl- und Gasunternehmen durch ihre
U.S.-Tochterunternehmen die gesetzlichen Mittel haben, ihr
Fracking-Vorhaben gegen die Bundesrepublik Deutschland ohne
gerichtlichen Prozess und gegen die deutsche Gesetzgebung aufzuzwingen.
Wir Fracking-Gegner fordern:
Das Bundesberggesetz muss grundlegend überarbeitet werden,
um die Gesundheit für Menschen und den Schutz für die Umwelt vor dem
Abbau von Bodenschätzen zu stellen.
Fracking muss in Deutschland gesetzlich verboten werden.
Deutschland und die EU müssen das TTIP ablehnen.
Wir werden ohne Erdgas und Erdöl weiterleben.
Wir werden ohne sauberes Wasser und ohne eine intakte Umwelt sterben.
Mit freundlichem Gruß
David Widmayer
Mehr Information über Fracking finden Sie hier:
www.ak-fracking.de
www.gegen-gasbohren.de
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Weiterlesen auf Seite, des Arbeitskreises Fracking„...Umweltminister lehnen Fracking ab“, so oder so ähnlich wurde die Umweltministerkonferenz in Konstanz als Erfolg verkauft.
Es müsste jedoch heißen: „Umweltminister lehnen umwelttoxisches Fracking aus unkonventionellen Lagerstätten ab”.[1]
Der Unterschied?
Gefrackt wird in unkonventionellen Lagerstätten weiterhin, wenn auch künftig ohne umwelt- toxische Zusätze.
In konventionellen Lagerstätten [2] dürften die Toxine jedoch immer noch verwendet werden.
Zahlreiche Probleme bleiben dabei unerwähnt, da sie nicht so einfach abzustellen sind wie der Gebrauch...".
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Mehr dazu: www.gegen-gasbohren.de/2014/05/21/quecksilberfunde-im-oberboden-nahe-von-soehlinger-erdgasbohrungen/“In der Nähe der Plätze Z6 und Ost Z1 seien die Naturschützer mit ihren wenigen Stichproben eindeutig fündig geworden: Mit 4,2 und 6,7 Milligramm Quecksilber je Kilogramm Boden lägen die gemessenen Werte etwa um die Faktoren 40 und 70 über dem Gehalt unbelasteten Bodens aus der Region.”, berichtet die Rotenburger Kreiszeitung.
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