"Expertisen" der Braunschweiger Zeitung:
Ein "Experte" aus Tschernobyl
Braunschweig/Tschernobyl (prawdo) - Derzeit schlagen die Wellen hoch in der Asse-Laugen- und Atommülltransportdebatte, die demnächst ja Braunschweig-Thune als auch Timmerlah konkret erfahren sollen.
Viel Kompetenz vor Ort - aber nicht genug!
Aktuell hat sich eine weitere Bürgerinitiative - BISS - Bürgerinitiative Strahlenschutz - gegründet, die sich gegen die Vorgänge wehren, sich beziehungsweise die Bürger informieren und den Atomakteuren auf die Finger schauen möchte. Währenddessen wurden Erkenntnisse über die kontaminierte Asse-Laugenmenge bekannt und auch, dass das so genannte Kompetenz-Zentrum für sicher genannte Entsorgung unter der Regide der Firma Eckert & Ziegler in Braunschweig-Thune diese zur Dekontermination benötigte eigentliche Kompetenz aus erfahreneren Kreisen direkt aus der russischen Reaktor-Unglücksregion Tschernobyl beziehen muss, da es vor Ort offenbar nicht so ohne weitere Sachkenntnis möglich ist, das
Cäsium 137
aus der Asse-Lauge zu fällen.
Natürlich kann man sich heutzutage überall fähige Experten und Fachleute einkaufen, die einem mit ihrem Knowhow dann das Laugenwasser aber so was von reichen können. Und Erfahrung mit Fallout, GAU, Verseuchungen und Radioaktiviät haben ja die Experten in Tschernobyl ausreichend und in hohem Maße sammeln können. Dem Wörtchen "fähig" kommt dabei jedoch ein immense Bedeutung zu. Die vorher beworbene Kompetenz wohnt also nicht bei EZAG sondern muss von außen herbeigekauft werden. Offenbar übernimmt das Prozedere nun ein russisches Sub-Unternehmen, nicht das Thuner "Kompetenzzentrum".
Experten sind schon vor Ort
Die [url=http://www.newsclick.de/index.jsp/menuid/2162/artid/14780095
]Braunschweiger Zeitung[/url] berichtet uns sogar über einen solchen Tschernobyl-Experten in der gestrigen Ausgabe. Frappierend, wie weit die Erkenntnisse des russischen Experten gediehen sind:
"... Sechs Jahre nach der verheerenden Katastrophe nahm der 60-Jährige dort seine Arbeit auf. "Angst vor Strahlung oder einer erneuten Katastrophe hatten wir nicht. Überall passieren Unfälle. Wie viele Autounfälle passieren Tag für Tag", betont Jurik P. (Name von der Redaktion geändert.)
Seine Aufgabe war es, Messungen auszuführen und die Automatik zu kontrollieren. "Zwischenfälle gab es nie." Und "sein Werk" in Kursk würde immer noch laufen. "Die Kraftwerke sind sicher. Oft ist es auf menschliches Versagen zurückzuführen, wenn irgendetwas außer Kontrolle gerät", sagt Jurik P.
Katastrophen waren immer menschliches Versagen
Und was sonst, wenn nicht menschliches Versagen, soll schon einen atomaren Unfall auslösen? Selbst die defekten Pumpen, Kühlsysteme, Trafohäuschen und ungenügend ausgebauten Brennkammern sind alle bei exakter Betrachtung aus reiner menschlicher Fehlerhaftigkeit verursacht worden. Eigentlich, wenn man es korrekt nimmt, sind alle Fehler, auch alle so genannten "technischen" immer der Ausdruck rein menschlichen Versagens. Entweder stimmte die Planung nicht oder die Herstellung der geplanten Materialien waren fehlerhaft. Gibt es technisches Versagen überhaupt?
Tschernobyl - menschliches Versagen von Experten
Foto:
www.atomkraftneindanke.ch/wp-content/photos/tschernobyl.jpg
Währenddessen redet unser Tschernobyl-Experte bereits weiter über das so genannte "komplexe" Thema. Die Braunschweiger Schriftsteller versuchen allein schon durch das Wort "komplex" zu verdeutlichen, das unsereiner das ohnehin nie verstehen wird oder kann und deshalb im höchsten Maße auf solche russischen Experten angewiesen ist, denn die wissen ja, wie man's macht mit dem Fallout, den Problemen, den komplexen. Auch die noch höher technisierten japanischen Experten zeigen uns derzeit, wie man mit sowas fertig wird und spannen Plastikfolie um die strahlenden Rest-Reaktoren. Soll noch besser als der Betonsarkophag in Tschernobyl sein, hört man sie sagen. Wir sind beeindruckt!
Blitzendes Fachwissen
Während Jurik also weiter "über dieses komplexe Thema redet, blitzt immer wieder sein Fachwissen auf", schreibt die Braunschweiger. "Ich bereue den Schritt, nach Deutschland gekommen zu sein, trotzdem nicht", betont er, wohl wissend, dass er als anerkannter Experte in seiner Heimat bessere Jobmöglichkeiten gehabt hätte..."
Experte - aber nicht weiter gefragt?
Jurik P. macht derzeit eine Art Wald-Praktikum, verrät man uns. Das geht noch bis Mitte September. Eine Chance auf Übernahme hat er natürlich wie viele Praktikanten heutzutage nicht – obwohl man dort "sehr zufrieden" mit der Arbeit des Praktikanten ist. "Er ist sehr fleißig und vielseitig", betont Juriks Chef.
Da wir in naher Zukunft hier in Braunschweig und drum herum alle erdenkliche Expertise zum Thema Atomunfälle und radioaktive Verseuchung gebrauchen können, könnte sich eventuell für Jurik ja auch eine Rückkehr auf dem ersten Arbeitsmarkt in Wenden-Thune ergeben. Wenn man so überlegt, wäre dem guten Mann jedoch eine auskömmliche Arbeit in seinem jetzigen Tätigkeitsfeld zu wünschen. Im Grünen, in der Natur, an der gesunden Luft. Insbesondere und gerade, weil er dort ja sehr gute Arbeit leistet, wie man ja betont.
Und natürlich können auch wir Bürger uns kundiger zu diesen "Experten" machen, damit wir mehr Bescheid wissen, was hier bei uns vorgehen soll und wenn wir uns nicht drum kümmern, auch vorgehen wird.
Bei der
Infoveranstaltung am 6. September 2011 gibt es dazu erneut Gelegenheit:[/size]
cms.ag-schacht-konrad.de/images/stories/Gruppen/BISS/BISS-Flyer-2011-08-27.pdf