CDU-Wahlkampfthema "OBERSCHULE"
Vor sieben Jahren beschloss die damalige Bundesregierung, deutschlandweit Ganztagsschulen zu errichten: Durch die Verlängerung des Schultags bis in den Nachmittag sollten die Lernfreude von Schülern steigen, soziale Unterschiede kleiner werden, Kinder aus Einwandererfamilien besser integriert und Familien entlastet werden.
Lernfreude? Keine sozialen Unterschiede? Bessere Integration?
Das reicht der CDU/FDP offenbar nicht. Darum legt sie die Hürden für Gesamtschulen und pädagogische Ganztagskonzepte höher und bringt noch ein neues eigenes Modell - die Oberschule, dem "Schulfrieden zuliebe", wie sie sagt.
Gesamtschulen überflüssig machen!
Die schwarzgelbe Regierung jedoch hat andere Pläne.
Die CDU/FDP-Landesregierung will mit der neuen Oberschule mehr Gesamtschulen überflüssig machen. "Das wird ein Thema im Wahlkampf", kündigt GEW-Landeschef Eberhard Brandt an.
Wer hoch hinaus will... CDU-Bildungskonzepte!
Die Koalition von CDU und FDP verkündete, dass für die neue Schulform, die zum Sommer 2011, vor allem aus zusammengelegten Haupt- und Realschulen bestehend, an den Start gehen soll,
10 Millionen Euro extra auf den Tisch gelegt werden, diese Mittel konnte die Regierung sammeln, weil sie sie sich für eine gute und bessere Ausstattung bestehender Gesamtschulen gespart hat .
Leider reichen diese 10 Millionen nur für 2 Nachmittage Ganztagsunterricht. Die CDU/FDP will weg von Einheitsschulen, sagt sie, und möchte Ihre Gliederschule beibehalten, die sich in Grund-, Realschulen und Gymnasien gliedert. Ganzheitlich-individuelle Förderung, wie sie an integrierten Gesamtschulen in einer pädagogisch untermauerten Nachmittagsbetreuung geschieht, schädigt das frühe Aussieben und Ausgliedern der Kinder und verhindert die von der CDU/FDP gewollte Auslese.
Die Opposition, Eltern, Schüler und viele Lehrer protestieren. Aber was soll's? Schon jetzt steht fest, dass sich die Koalition mit ihrer Schule für Ober - ähm - Oberschule durchsetzen wird. Bald schon stehen jedoch Wahlen an. Aber...bis dahin könnten längst Fakten geschaffen sein – durch das Leben mit der Oberschule.
Studie zu Ganztagsschulen
Jetzt steht fest: Zumindest die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf funktioniert. Kinder, deren Eltern beide arbeiten, nehmen zu 80 Prozent die Ganztagsangebote an ihrer Schule wahr. Hingegen sind Kinder aus ärmeren Familien derzeit immer noch - auch in Ganztagsgrundschulen - benachteiligt. Das sind Ergebnisse der dritten und letzten Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen (StEG). Das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) stellte sie am Donnerstag zusammen mit dem Bundesbildungsministerium vor.
Die Forscher konnten beobachten, dass soziales Verhalten,
Motivation und Leistungen der Schüler sich
positiv entwickeln, wenn sie dauerhaft am Ganztagsbetrieb teilnehmen. Entscheidend ist hier aber die Qualität der Nachmittagsbetreuung. Wenn die Angebote die Schüler intellektuell herausfordern - etwa das Lernlabor für Leistungsstarke und Nachhilfe für diejenigen, die es im Unterricht nicht kapiert haben, dann verbessern sich ihre Noten. Außerdem haben Schüler in gebunden Ganztagsschulen ein deutlich geringers Risiko sitzen zu bleiben. Damit die Ganztagsschule dennoch Bildungs- und nicht nur Betreuungsfunktion erfüllt, muss der Unterricht am Vormittag mit der Nachmittagsfreizeit verzahnt sein.
Nachmittagsangebote besser verzahnen
Hier stellen die Forscher jedoch über drei Erhebungen keinen positiven Trend fest. Das Ganztagsschulprogramm hat einen Boom ausgelöst, der in der deutschen Bildungsgeschichte einmalig ist. Alle Bundesländer brüsten sich heute mit der Zahl ihrer Ganztagsschulen, obwohl die
unionsregierten Länder das Programm zunächst am liebsten verhindert hätten. Doch auch wenn sie vielen Schulen ein neues Türschild spendierten - in den meisten Klassenzimmern findet vormittags immer noch Unterricht im Dreiviertelstundentakt statt und nachmittags gibt es ein paar isolierte Freizeitangebote. Das hat mit Ganztagsschule wenig zu tun.In der Praxis bräuchten die Schulen dazu mehr Personal und (materielle) Freiheit, doch das haben die Länder nur bedingt beigesteuert. Die meisten Ganztagsschulen sind offene Ganztagsschulen, also jene mit freiwilligen Angeboten. Die sind billiger, auch weil nur ein Teil der Schüler ganztags anwesend ist.
Doch wenn Politiker von Bund und Ländern Ganztagspädagogik ernst nehmen, müssen sie mehr Geld in alle Schulen investieren, damit diese den Vormittag und den Nachmittag pädagogisch verbinden. Von den erweiterten Bildungsangeboten könnten gerade Kinder aus sogenannten bildungsfernen Familien profitieren. Wir brauchen keine Bildungschipkarte. Wir brauchen ein Ganztagsschulprogramm II.
Bernd Althusmann - nicht zwingend notwendig
"Eine Senkung der Hürden für die Neueinrichtung einer IGS ist mit Blick auf die langfristige Entwicklung in Niedersachsen nicht zwingend notwendig", erklärte Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) dann im Landtag in einer kurzfristig angesetzten Regierungserklärung.
Klar, man möchte ja nun lieber Ober - schulen!
Gruß
Helmhut